Chronik Pfaffenhofen - Markt Pfaffenhofen
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hausen konnten, zeigen die beiden folgenden Einträge<br />
im Totenregister: Am 5. 4. 1806 ertrank bei Silheim ein<br />
Soldat des 11. französischen Linienregiments in der<br />
Biber. Das Ufer brach unter seinen Füßen ein und er<br />
ertrank mitsamt seinem gestohlenen Schmalzhafen.<br />
Am 24. 1. 1810 starb Maria Braun von Berg. Einquartierte<br />
Franzosen vertriebendie Kindbetterin mit ihrem<br />
Kinde aus der Stube in die kalte Kammer, wo das Kind<br />
erfror.<br />
Aus der Amtszeit von Pfarrer Blau liegen Pfarrbeschreibungen<br />
von 1814 und 1829 vor. Der folgende<br />
Inhalt folgt im wesentlichen der von 1829: Die Pfarrei<br />
hat 5 Stunden im Umfang. Zu ihr gehören die Orte<br />
Volkertshofen, Erbishofen, Diepertshofen, Berg,<br />
Roth, Raunertshofen und die Filialorte Ettlishofen,<br />
Hetschwang und Silheim. In all diesen Orten werden<br />
von dem <strong>Pfaffenhofen</strong>er Hilfspriester, dem Kaplan,<br />
alle Sonn- und Feiertage wechselweis die pfärrlichen<br />
Gottesdienste abgehalten. Daher kann in der Pfarrkirche<br />
in <strong>Pfaffenhofen</strong> nur allein das Amt abgehalten<br />
werden, in welches jedoch die Hausleute und Dienstboten<br />
zugleich sich nicht begeben können, daher die<br />
dasige Frühmeß zur Abwechslung unentbehrlich ist.<br />
In den Orten Diepertshofen, Roth und Raunertshofen<br />
befinden sich Kapellen, in welchen an gewissen Tagen<br />
in der Woche auch eine Messe gelesen werden muß.<br />
Das zur Pfarrei gehörige Widumsgut enthält 3 1 /2<br />
Jauchert Ackers, 3 Jauchert Gemeindsteile und 5<br />
Tagwerk Wiesen. Der Betrieb der Ökonomie erfordert<br />
nur eine Magd. Die Erträgnisse der Ökonomie<br />
nähren nur 2 Stück Rindvieh und ein Pferd. Letzteres<br />
muß für den alle Feiertage in die Filialen excurrierenden<br />
Kaplan gehalten werden. Ein Übernahmskapital<br />
für einen neuen Pfründeinhaber ist nicht nötig, indem<br />
die Ökonomie verpachtet ist und keine diesbezüglichen<br />
Einrichtungen vorhanden sind. Die jährlichen<br />
Einkünfte betrugen 1829 800 fl., zu den jährlichen<br />
Lasten gehören 50 fl. Sustentationsbeitrag für den<br />
Benefiziaten. — Die Lasten scheinen erheblich gewesen<br />
zu sein, denn 1829 wurde die Pfarrei, als Pfarrer Blau<br />
resigniert hatte und am 25. 6. zum Frühmeßbenefiziaten<br />
in Holzheim ernannt worden war, mit 502 fl.<br />
Reinertrag ausgeschrieben. Am 30. 7. verlegte Blau<br />
seinen Wohnsitz in das benachbarte Holzheim. Für<br />
ihn amtierte in <strong>Pfaffenhofen</strong> zunächst im August und<br />
bis zum 6. 9. der Vikar Georg Bunk. Ihm folgte als<br />
Pfarrvikar Franz Xaver Dochtermann, der vom 6. 9.<br />
1829 bis zum Aufzug des neuen Pfarrers im Mai 1830<br />
die Pfarrei versah. Diese war in den 1820er Jahren<br />
recht schwierig geworden. Es herrschte in religiöser<br />
Hinsicht Unruhe in ihr. Es gab Pfarrangehörige,<br />
welche mit dem evangelischen Glauben sympathisierten,<br />
während andere sogenannte Lindlianer waren, das<br />
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heißt Anhänger des ehemaligen (1818—1819) Pfarrers<br />
von Gundremmingen, Ignaz Lindl, der Haupt des<br />
Pseudomystizismus älterer Richtung im Bistum Augsburg<br />
war.<br />
So rieten, bevor die Pfarrei wieder besetzt wurde,<br />
sach- und ortskundige Männer dem vorgesehenen<br />
Geistlichen Anton Leinfelder, gebürtig von Hoppingen,<br />
bisher Leprosen-Benefiziat in Weißenhorn, aufs<br />
dringendste ab, nach <strong>Pfaffenhofen</strong> zu gehen. Neben<br />
der Übergröße der Pfarrei sei hervorzuheben, daß der<br />
Pfarrhof so baufällig sei, daß der Pfarrer nicht einziehen<br />
könne. Auch seien insgesamt sowohl die ökonomischen<br />
Verhältnisse der Pfründe wie die moralischen<br />
der Pfarrgemeinde so bestellt, daß man an der Möglichkeit<br />
einer ordentlichen Regelung verzweifeln müsse.<br />
Trotzdem zog Leinfelder seine Bewerbung um<br />
<strong>Pfaffenhofen</strong>, um das außer ihm sich nur noch ein<br />
zweiter beworben hatte, nicht zurück. Dieser zweite<br />
war der Pfarrer Joh. Baptist Räfle in Unterelchingen<br />
gewesen, dem der König die Pfarrei am 16. 12. 1829<br />
übertragen hatte, der aber dann vom Antritt entbunden<br />
wurde. Leinfelder wurde 1829 als „geistig ausgebildeter<br />
Mann, ausgezeichneter Priester und Unterrichts-Beförderer”<br />
beurteilt. Nach dem Rücktritt Räfle's<br />
schrieb die Regierung in Augsburg am 17. 2. 1830<br />
an den Obersten Kirchen- und Schulrat in München,<br />
daß Leinfelder für die verwahrloste Pfarrei <strong>Pfaffenhofen</strong><br />
ganz besonders geeignet sei. Auch sei der Bischof<br />
der Auffassung, daß die seit längerer Zeit vernachlässigte<br />
Pfarrgemeinde eines eifrigen und kräftigen Vorstandes<br />
bedürfe. Während der Pfarr-Vakatur jetzt<br />
seien auch die Seelsorger der Filialen Beuren und<br />
Kadeltshofen um Zuteilung des bisher vom Pfarrer in<br />
<strong>Pfaffenhofen</strong> bezogenen Kleinzehents ihrer Orte an<br />
sie als die Kurat-Benefiziaten eingekommen. Auf einer<br />
seiner Italienreisen unterfertigte König Ludwig I. in<br />
Ischia am 9. 4. 1830 die Ernennungsurkunde, welche<br />
Leinfelder zum Pfarrer von <strong>Pfaffenhofen</strong> machte. (Die<br />
kanonische Investition durch den Bischof erfolgte zur<br />
Zeit des Königreichs immer einige Tage oder Wochen<br />
später).<br />
Am 11. 5. 1830 zog Leinfelder in <strong>Pfaffenhofen</strong> auf.<br />
Schon vorher waren gehässige Gerüchte gegen ihn<br />
ausgestreut worden. Auch war in Zeitungen von einer<br />
Gegnerschaft benachbarter Geistlicher gegen ihn die<br />
Rede. Möglicherweise hatte der Vikar gehofft, die<br />
Pfarrstelle zu erhalten. So war ein Teil der Pfarrgemeinde<br />
unter Führung von F. Hornung von vorneherein<br />
gegen den neuen Pfarrer Leinfelder eingestellt. Ein<br />
Glück für den neuen Pfarrer Leinfelder war es, daß<br />
sowohl Kaplan Fischer, wie der im Juli 1830 zum<br />
Vikar des Frühmeßbenefiziums <strong>Pfaffenhofen</strong> ernannte<br />
bisherige Schloßkaplan von Seefeld am Ammersee,