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Chronik Pfaffenhofen - Markt Pfaffenhofen

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am 22. 1. 1481 zur Frühmesse das ihm gehörige Haus<br />

mit Stadel und Garten zu <strong>Pfaffenhofen</strong>, an der Straße<br />

gelegen zwischen der Sölde des Hans Beck und der des<br />

Lorenz („Lenz " ) Rezelin (= Reizlin), das zur Grundherrschaft<br />

der Barfüßer in Ulm gehörte. Die Baulast<br />

mußte der Frühmesser tragen, dies wurde vom Kloster<br />

Urspring bei den Verleihungen der Pfründe immer<br />

betont, „das Pfründehaus samt seiner Zugehörde auf<br />

seine eigene Kosten und Schaden in bäulichen Ehren<br />

und Wesen zu halten”. Bei dem durch die Geldentwertung<br />

im Laufe der Jahrhunderte immer geringer werdenden<br />

Realeinkommen der Frühmesser wurde das<br />

eine unerträgliche Last. Die nach 1665 ernannten<br />

Frühmesser wohnten wegen Baufälligkeit des Frühmeßhauses<br />

vielfach im Pfarrhof. Bei der Pfarrvisitation<br />

von 1699 wird es ein rechtes Bettelhäusle genannt.<br />

1707 berichtet Dekan Stiegele dem Generalvikar in<br />

Augsburg, daß die Frühmeßbehausung derartig ruinös<br />

sei, daß täglich das Einfallen zu besorgen sei. Mit der<br />

Aufbesserung des Einkommens des Frühmessers ab<br />

1741 war dann auch der Frühmesser besser im Stande,<br />

sein Haus reparieren zu lassen. Bei Unvermögen<br />

waren indessen die Großzehent-Herren baupflichtig.<br />

Der bayerische Staat verlangte daher von den Nachfolgern<br />

des Klosters im Großzehent die Kostentragung.<br />

Im sog. Urkataster von 1835 trägt das Frühmeßhaus<br />

die Haus-Nr. 49 (Plan-Nr. 30a)und wird als Wohnhaus<br />

mit Stall und Stadel unter einem Dach beschrieben,<br />

mit zugehörigen Grundstücken in der Größe von<br />

9,61 Tagwerk. Es bekam dann die Bezeichnung<br />

Hauptstr. Nr. 30, nach der letzten Umnumerierung<br />

Haus-Nr. 27.<br />

Wegen des ruinösen Zustands des Hauses wandte sich<br />

am 5. Oktober 1914 der damalige Benefiziat Johann<br />

Evangelist Erdle an das Kgl. bayerische Rentamt<br />

Roggenburg. Am 15. und 16. April 1815 brachte er<br />

Gutachten des Maurermeisters Nepomuk Müller und<br />

des Zimmermeisters Joseph Joachim, beide von Roth,<br />

bei, welche bezeugten, daß das Benefiziatenhaus sehr<br />

baufällig sei. Da das Rentamt von sich aus bei der<br />

sparsamen Staatsverwaltung nicht entscheiden durfte,<br />

schrieb es am 19. Mai 1815 einen Bericht an seine<br />

vorgesetzte Behörde, die Finanzdirektion des damaligen<br />

Illerkreises in Kempten. Aus diesem geht hervor:<br />

Regen und Schneewasser dringen durch das Dach wie<br />

durch die Fenster ein. Die Kreuzstöcke sind verfault.<br />

Bei schlechtem Wetter müssen die Läden geschlossen<br />

werden. Der einzelstehende Backofen ist eingestürzt.<br />

Die Decke im Wohnzimmer ist teilweise abgefallen.<br />

Die Küche ist so übel zugerichtet, daß nur mit harter<br />

Mühe ein Feuer im Ofen und auf dem Herde gemacht<br />

und unterhalten werden kann. Die Haustreppe und<br />

eine Türe sind ganz verfault. Der Frühmesser kann das<br />

72<br />

Haus, vor allem im Winter nicht mehr bewohnen. Es<br />

ist zu befürchten, daß das Haus bei Sturm weiter so<br />

beschädigt wird, daß es nicht mehr zu reparieren ist.<br />

Das Rentamt schätzte die Reparaturkosten auf 278<br />

Gulden. Die Reparatur erfolgte dann, wobei der bayerische<br />

Staat die eine Hälfte, der württembergische<br />

General Graf von Scheler die andere Hälfte zu bezahlen<br />

hatte. Die Schelersche Hälfte beruhte auf dem<br />

Bezug des ursprünglich Kloster Urspring ' schen Zehents<br />

in den Fluren Erbishofen und Diepertshofen.<br />

Die Vorgeschichte, weshalb ausgerechnet ein württembergischer<br />

General die Hälfte der Baulasten am<br />

Benefiziatenhaus und an der jährlichen Sustentation<br />

von 40 Gulden an den Benefiziaten zu tragen hatte, ist<br />

folgende. Mit der bisher österreichischen Herrschaft<br />

Schelklingen kam 1806 auch das Kloster Urspring an<br />

Württemberg, wurde alsbald säkularisiert und dem<br />

württembergischen Oberamt Blaubeuren zugeteilt.<br />

König Friedrich I. von Württemberg übertrug mit<br />

Zustimmung des Königs Max I. Joseph von Bayern am<br />

7. 3. 1810 die mit dem Kloster Urspring an Württemberg<br />

gefallenen Renten, Realitäten und Zehnten desselben<br />

im Bereiche des heutigen Landkreises Neu-<br />

Ulm dem württ. Generalleutnant und Gouverneur der<br />

Residenzstadt Stuttgart Joh. Georg von Scheler<br />

(1770-1826). Diese auf höchster Ebene abgesprochene<br />

Transaktion kam erst Ende Juni 1810 zur Kenntnis der<br />

Regierung in Augsburg und des von ihr mit der<br />

einstweiligen Verwaltung des urspringer Besitzes beauftragten<br />

Rentamts Roggenburg. Scheler, welcher<br />

einem 1727 in den Reichsadel erhobenen Ulmer Kaufmannsgeschlecht<br />

entstammte, wurde wegen hervorragender<br />

Waffentaten 1812 von Kaiser Napoleon I. zum<br />

französischen Comte d'Empire und kurz darauf am<br />

23. 10. 1812 von König Friedrich 1. in den württembergischen<br />

Grafenstand erhoben. Ihm wurde der entlegene<br />

Besitz, zumal in Anbetracht der beim Frühmeßhaus<br />

zu erwartenden Lasten, bald lästig und er<br />

verkaufte ihn am 21. 3. 1816 an den Posthalter Johann<br />

Kretz in Weißenhorn und dessen Konsorten Ottmar<br />

Stetter in Erbishofen. Kretz übernahm bald darauf den<br />

Anteil des Stetter und wurde Alleinbesitzer des urspringer<br />

Zehenten etc. Hinsichtlich der Besetzung der<br />

Frühmesse behauptete Kretz, er habe als Nachfolger<br />

des Klosters das Präsentationsrecht. Der Regierung in<br />

Augsburg erschien zunächst der Anspruch des Posthalters<br />

begründet, da in Bayern auch Nichtadelige das<br />

Präsentationsrecht besitzen und ausüben könnten.<br />

Das Staatsministerium des Innern entschied jedoch am<br />

21. 9. 1820, daß es sich bei der Donation an Graf von<br />

Scheler bzw. dem Verkauf an Kretz nur um die<br />

Übertragung der wirtschaftlichen Erträge gehandelt<br />

habe und daher kein Präsentationsrecht bestehe.

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