Chronik Pfaffenhofen - Markt Pfaffenhofen
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Margaretha geb. Gräfin von Fürstenberg Sohn, auch<br />
Hans Jakob genannt, feierte am 7. 6. 1538 in Weißenhorn<br />
Hochzeit mit Regina, Tochter Raimund Fuggers.<br />
Eine Unzahl von Gästen war gekommen, Grafen<br />
und Freiherrn, Patrizier von Augsburg und Ulm, zwei<br />
Thurzo aus Ungarn, Gesandte der benachbarten Klöster<br />
und auch der Stadt Weißenhorn selbst. Musikanten<br />
wurden zur Verfügung gestellt von den Pfalzgrafen<br />
Friedrich und Ottheinrich „ain köstliche musica”,<br />
ihrer drei Stadtpfeiffer schickte die Stadt Augsburg.<br />
„Es sind zwei Küchen gewesen, eine im Schloß, die<br />
andere beim Kastenhaus, aus beiden hat man gespeist<br />
in das Schloß und in dem neuen Haus am <strong>Markt</strong>.” Es<br />
ist mit Sicherheit anzunehmen, daß zur Unterbringung<br />
von Gefolge auch <strong>Pfaffenhofen</strong> herangezogen<br />
wurde.<br />
Was die Landtage betrifft, so tagten seit 1541 die<br />
schwäbischen und die vorarlbergischen Stände nicht<br />
mehr zusammen. Auf dem Landtag zu Riedlingen im<br />
September 1541 waren vertreten „die Grafschaft<br />
Kirchberg samt den Herrschaften <strong>Pfaffenhofen</strong> und<br />
Buch.” In der Regel wird nun in folgenden Zeiten<br />
seitens aller Fugger'schen Herrschaften nur ein Vertreter<br />
abgesandt, so daß ein Beamter aus Kirchberg<br />
oder Weißenhorn auch <strong>Pfaffenhofen</strong> vertrat. Wegen<br />
der hohen Kosten verzichtete man auch manchmal auf<br />
einen eigenen fuggerischen Gesandten und bevollmächtigte<br />
einen befreundeten Nachbarn. So erschien<br />
bei dem Ausschuß-Landtag aller österreichischen<br />
Länder im Oktober 1541 in Linz a. d. Donau (OÖ.)<br />
für Kirchberg, Weißenhorn, Burgau, Günzburg und<br />
Seifriedsberg zusammen der Günzburger Stadtschreiber<br />
Benedikt Müelich. — Aus dem Jahre 1543 liegt ein<br />
an Anton Fugger gerichtetes Landtags-Einberufungsschreiben<br />
vor für die „Herrschaft der österreichischen<br />
Innehabung”, nämlich Kirchberg, Weißenhorn,<br />
Buch, <strong>Pfaffenhofen</strong>, Wullenstetten, Marstetten,<br />
Biberach (NU) und Schmiechen. Im Laufe der Zeit<br />
gab es, wie auch in anderen deutschen Ländern mit<br />
Landständen, wie etwa Württemberg, keine Plenarsitzungen<br />
mehr. In Ehingen wahrte die Stände-Interessen<br />
von Schwäbisch-Österreich ein Ausschuß mit vier<br />
Direktoren und einem Syndikus.<br />
Eine zweite soziale Tat des Hauses Fugger, nicht so<br />
bekannt wie die Fuggerei, war die Errichtung und<br />
Stiftung des Spitals Waltenhausen. Anwartschaft zur<br />
Aufnahme bestand für alle fuggerische Untertanen,<br />
also auch die in der Herrschaft <strong>Pfaffenhofen</strong>. Ein<br />
Großteil des benötigten Kapitals stammte von dem am<br />
26. 11. 1538 zu Augsburg verstorbenen Hieronymus<br />
Fugger. Thoman irrt also nicht, wenn er berichtet, daß<br />
man den edlen Herrn Jeronimus Fugger mit dem<br />
ganzen Kapitel — also auch dem <strong>Pfaffenhofen</strong>er Pfarrer<br />
30<br />
— zu Weißenhorn besungen hat, von dem die Sag ging,<br />
er hätte ein groß Testament verordnet und aufgericht.<br />
Anton Fugger ließ in Waltenhausen an Stelle des<br />
Schlosses der Herrn von Wernau das Spital erbauen,<br />
welches 1547 eingeweiht wurde. Mit seinen fünf Neffen<br />
errichtete er am 31. 7. 1548 die Stiftungsurkunde.<br />
In ihr wurde bestimmt, daß je 25 Männer und Frauen<br />
aufgenommen werden sollten. Diese mußten über 48<br />
Jahre alt und erwerbsunfähig sein und durften nicht an<br />
ansteckenden Krankheiten leiden.<br />
Zu gleicher Zeit, am 14. 7. 1548, erwarb Anton Fugger<br />
um 16000 fl. das mit der Hohen Gerichtsbarkeit<br />
bereits zur Herrschaft <strong>Pfaffenhofen</strong> gehörige Dorf<br />
Beuren mit Burg und Burgstall von Wolf Roth von<br />
Schreckenstein, kaiserlichem Hauptmann und Bürger<br />
zu Ulm. Dieser Besitz wurde 1674 von Graf Hugo<br />
Fugger an die Kartause Buxheim veräußert.<br />
Da die Reichstadt Ulm, Ulmer Stiftungen und Ulmer<br />
Bürger Grundherren von einem Drittel der Anwesen<br />
der Herrschaft <strong>Pfaffenhofen</strong> waren, konnten Streitigkeiten<br />
zwischen ihnen und den Fugger, als Herren der<br />
Herrschaft, nicht ausbleiben. Die insbesondere seit<br />
1560 anhängigen wichtigsten Streitobjekte waren die<br />
Gerichtsbarkeit, Ungelt und Weidwerk. Schließlich<br />
wurde am 16. 1. 1568 in Weißenhorn ein Schiedstag<br />
gehalten und am 20. 5. 1568 in Schloß Illertissen der<br />
Schiedsspruch gefällt. Schiedsrichter waren Abt Johann<br />
des Gottshauses (= Klosters) Roggenburg, Graf<br />
Carl zu (Hohen-)Zollern (1516–1576), Herr zu Sigmaringen<br />
und Veringen, erzherzogl. Hauptmann der<br />
Herrschaft Hohenberg, und Hans Christoph Vöhlin<br />
von Frickenhausen (1521–1576), Herr zu Illertissen<br />
und Neuburg a. K., erzherzogl. Rat.<br />
Beklagter war Georg Fugger (1518–1568), Herr zu<br />
Kirchberg und Weißenhorn. Kläger waren der Propst<br />
Sebastian zu den Wengen (Kloster) in Ulm; Bürgermeister<br />
und Rat der Stadt Ulm; die Baupfleger (Ulrich<br />
Schörmayer (= Schermar) und Wilhelm Krafft von<br />
Unser Lieben Frau Pfarrkirche (= Münster) zu Ulm;<br />
die Pfleger (Jos Besserer und Antoni Schleicher) des<br />
Heilig-Geist-Spitals zu Ulm; Jerg Besserer von Rohr,<br />
Älter des Geheimen Rats zu Ulm; Jos Besserer und<br />
Sebastian Lieber als Vormünder der Kinder des t<br />
Niclaus Besserer zu Ulm; t Hans Habfast Ehingers zu<br />
Ulm Erben; t Erasmus Rauchschnabels zu Ulm Erben.<br />
Diese vertraten auch die Interessen von Daniel<br />
Schad und Carl Rehlinger, die wie die Kläger in der<br />
Herrschaft <strong>Pfaffenhofen</strong> Güter besitzen und Bürger<br />
zu Ulm sind.