Chronik Pfaffenhofen - Markt Pfaffenhofen
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schaft und des Wirtschaftsbetriebs zu reduzieren. 1950<br />
wurde die Faßhalle zu einem Saal umgebaut, der sich<br />
gut rentierte. 1959 wurde das alte Gasthaus an der<br />
Straße nach Roth, das mit seiner niedrigen Holzdecke<br />
im Erdgeschoß auf 400 Jahre zurücksehen konnte,<br />
aufgegeben und nach Errichtung eines neuen modernen<br />
Gasthauses mit 3 Gasträumen mittlerer Größe<br />
abgerissen. Traditionsbewußt wurde in die neue „Alte<br />
Taferne” das alte Brauchtum mit den zwei Zunfttafeln,<br />
der einen mit dem Gräflich Fuggerschen Wappen, und<br />
der anderen mit dem Wappen des Königreichs Bayern<br />
übertragen. Auch behielten die Pfaffenhofer Schützen<br />
dort ihre angestammte Herberge. Die neue Innere<br />
Taferne wird seit 1962 von Pächtern (damals ab 1. 1.<br />
1962 von Frau Waltl) geführt. Der dem Vater Rudolf<br />
II. Seitz 1951 folgende Sohn Walter Seitz, 2. Bürgermeister<br />
des <strong>Markt</strong>s <strong>Pfaffenhofen</strong>, führte den landwirtschaftlichen<br />
Betrieb der Inneren Taferne mit einem<br />
modernen Maschinenpark. Er erbaute ein neues<br />
Wohnhaus für die Familie sowie ein an der Hauptstraße<br />
gelegenes Haus, das teilweise als Ladengeschäft,<br />
teilweise als Postamt dient.<br />
Die Äußere oder Vordere Taferne, heute Hauptstraße<br />
28 (vorher Hauptstr. 25, vorher Haus-Nr. 2; Flurstück/Plan-Nr.<br />
3 a) ist, wie oben erwähnt, frühestens<br />
1518, spätestens 1566 errichtet worden. Sie war ausgerüstet<br />
mit Bräustatt und realer Taferngerechtigkeit. Im<br />
Jahre 1810 wird sie beschrieben: Ein Haus halbgemauert<br />
samt Bräuhaus unter einem Dach, besonderer<br />
Stadel, ein Viehstall und eine Stallung. Im 16. Jahrhundert<br />
stand sie deutlich an Bedeutung hinter der Hinteren<br />
oder Inneren Taferne zurück. Das ist ersichtlich<br />
aus dem niederen Handlohn (Laudemium, Besitzveränderungsabgabe),<br />
der bei der älteren Inneren Taferne<br />
im 16. Jahrhundert wesentlich mehr, nämlich 400 fl.<br />
betrug.<br />
Erster bekannter Wirt der Äußeren Taferne ist Hans<br />
Schweigker, welcher am 28. Oktober 1566 der Fugger'schen<br />
Herrschaft seinen Revers ausstellte. Nach<br />
seinem Tod erhielt Mattheus Burckhart nicht nur die<br />
Hand der Tochter, sondern auch von der Herrschaft<br />
am 24. Juli 1568 die Wirtschaft verliehen gegen einen<br />
Handlohn von 200 fl. Ihm folgte bereits am 1. April<br />
1572 Michael Schlamp (oder Schlam), der nur 100 fl.<br />
bezahlen mußte. Das Antrittsdatum von dessen Nachfolger<br />
Jakob Rueß (Ruß), gebürtig aus Wullenstetten,<br />
ist nicht bekannt. Dieser zahlte 140 fl. Handlohn. Er<br />
tat aber offenbar nicht gut, denn in den Aufschrieben<br />
der Fugger'schen Herrschaft heißt es: „ist austreten<br />
und entlaufen ” . Ihm folgte am 14. Januar 1580 der aus<br />
Reutti bei Ulm stammende Georg Kling.<br />
Für das 17. Jahrhundert liegen bislang kaum Nach -<br />
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richten über die Äußere Taferne vor. Am 17. November<br />
1649, kurz nach Ende des Dreißigjährigen Krieges,<br />
erschienen in ihr sechs vornehme Herren, tagten „im<br />
Wirtshaus an der Straß gelegen in der hinteren oberen<br />
Stuben, mit den Fenstern einesteils gegen Weißenhorn,<br />
andererseits gegen ermelte Straß sehend” und<br />
schlichteten die Streitigkeiten von drei Mitgliedern des<br />
Hauses Fugger wegen „der bisher unverteilten Herrschaft<br />
<strong>Pfaffenhofen</strong>”. Die Brüder Grafen Friedrich<br />
(1586–1654) und Haug (Hugo; 1589–1627) hatten die<br />
Herrschaft gemeinsam besessen. Dem Grafen Haug<br />
waren seine Söhne Carl Philipp (1622–1654) und<br />
Albrecht (1624–1692) gefolgt. Nach Ende des Krieges<br />
sollte nun die Auseinandersetzung erfolgen. Die Söhne<br />
des t Grafen Haug wurden vertreten von dem<br />
Ratsadvokaten der Reichsstadt Ulm, Dr. jur. Hans<br />
Ludwig Böck, und dem Rat und Lehenschreiber des<br />
Grafen Carl Philipp, Georg Dürr. Graf Friedrich hatte<br />
seinen Secretarius und Amtsverwalter der Herrschaft<br />
Wullenstetten, Johann Seitz, entsandt. Als Vermittler<br />
und Zeugen waren erschienen der Ulmer Patrizier<br />
Herr Frobenius Krafft von Weyler und der Amtsschreiber<br />
von Dietenheim, Hans Wilhelm Förg. Urkundsperson<br />
war der Kaiserliche Notar und Gräflich<br />
Fuggersche Obervogt der Herrschaft Brandenburg,<br />
Andreas Faber. Offenbar war das Klima der Äußeren<br />
Taferne den Verhandlungen günstig. Man einigte sich,<br />
und Graf Friedrich erhielt von den Neffen ihre Hälfte<br />
der Herrschaft <strong>Pfaffenhofen</strong> abgetreten. Lange sollte<br />
er sich nicht daran erfreuen. Im Jahre 1654 starb Graf<br />
Friedrich kinderlos und sein Erbe fiel an Graf Albrecht<br />
und den minderjährigen Sohn des gleichfalls 1654<br />
verstorbenen Grafen Carl Philipp. Mit Beginn des 18.<br />
Jahrhunderts setzen die ununterbrochenen Nachrichten<br />
über die Äußere Taferne ein. Damals war Eigentümer<br />
Michael Schütz, der neben dem Anwesen noch 30<br />
Jauchert eigene Äcker und ein leibfälliges Lehen von 6<br />
Jauchert besaß. Er heiratete in vorgerückten Jahren am<br />
25. Januar 1701 noch ein zweites Mal und zwar die<br />
ledige Barbara Friz aus Denzingen. Bereits am 3.<br />
August 1707 wurde er zu Grabe getragen. Seine Wittib<br />
heiratete am 22. November des gleichen Jahres den<br />
ledigen Bierbrauer Mattheus Wann aus Beuren. Dieser<br />
blieb fast 40 Jahre Wirt der Äußeren Taferne. Bei dem<br />
großen Anwesen brauchte er natürlich zahlreiches<br />
Personal. Im folgenden sei der Protokolleintrag vom<br />
3. April 1713 über Aufdingung eines Lehrjungen<br />
wiedergegeben: „Mattheus Wann, Tafernwirt und<br />
Gerichtsverwandter (= Schöffe des Gerichts der Herrschaft<br />
<strong>Pfaffenhofen</strong>) dingt auf Franz Dürr, ledigen<br />
Standes, von Roth aus der Herrschaft gebürtig, auf 2<br />
Jahr lang zu Erlernung des Bräuhandwerks. Darfür er<br />
Dürr zu bezahlen versprochen 24 fl., daran die Hälfte