Chronik Pfaffenhofen - Markt Pfaffenhofen
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Ulrich Goßner, treu zu ihm hielten. So wohnten auch<br />
— in Anbetracht des ruinösen Zustands des Pfarrhofs —<br />
die zwei, dann drei neuen Geistlichen mehrere Monate<br />
im Jahre 1830 friedlich und freundschaftlich zusammen<br />
im Frühmeßhaus.<br />
Leider entsprachen die Zustände in der Pfarrei nicht<br />
dem Frieden im Frühmeßhaus. Wie Kaplan Goßner<br />
niederschrieb, streute ein feindseliger Mensch Schlangensamen<br />
aus. Goßner meint weiter: „Wir begingen<br />
den großen Fehler, die Leute, die immer im größten<br />
Ansehen von Frömmigkeit standen und bisher (indirekt)<br />
die ganze Pfarrei regiert haben, auf die Armesünderbank<br />
zu setzen”. So wurden die Gegner immer<br />
lauter und verwegener und richteten im September<br />
eine Klageschrift an das Bischöfliche Ordinariat in<br />
Augsburg. Dieses hoffte durch eine Versetzung des<br />
besonders angegriffenen Kaplans Goßner den Frieden<br />
in <strong>Pfaffenhofen</strong> erhalten zu können und beauftragte<br />
den Kapitels-Kammerer, Pfarrer Alois Michler in<br />
Aufheim, die Angelegenheit zu untersuchen.<br />
Mit Dekret vom 7. 10. 1831 wurde Goßner zum Vikar<br />
des Frühmeßbenefiziums Behlingen ernannt. Er hielt<br />
am 23. 10. vormittags in <strong>Pfaffenhofen</strong>, nachmittags in<br />
Kadeltshofen, seine Abschiedspredigt und zog am 26.<br />
10. in Behlingen auf. Da auch Anklagen von „Dekan<br />
W. in St. und Pfarrer W. in E.” gegen Goßner<br />
vorlagen, mußte dieser sich zur Vernehmung in causa<br />
disciplini zum Ordinariat nach Augsburg begeben. Er<br />
brach in Behlingen am B. 12. gleich nach der Frühmesse<br />
auf und marschierte zu Fuß auf den, wie er schreibt,<br />
sehr schlechten Wegen über Burgau nach Augsburg.<br />
Er logierte dort im Gasthof zur Blauen Ente, wurde<br />
am 9. und 10. 12. vernommen und erhielt Befehl, alle<br />
in <strong>Pfaffenhofen</strong> gehaltenen Predigten, Christenlehren<br />
usw. ans Ordinariat einzusenden.<br />
Von 13. Februar bis 2. März 1832 amtierte eine<br />
zweiköpfige, gemeinsam von der Kgl. Kreisregierung<br />
und dem Bischöfl. Ordinariat eingesetzte Kommission<br />
in <strong>Pfaffenhofen</strong>. Die beiden Kommissare arbeiteten<br />
meist bis 11 Uhr nachts. Es wurde von ihnen alle<br />
circa 400 Familienhäupter der ganzen Pfarrei, und<br />
zwar jedes einzeln, vernommen. Jeder von Goßner<br />
gebrauchte Ausdruck wurde genau nach dem Dogma,<br />
Kultus und Disziplin der Katholischen Kirche bemessen<br />
und abgewogen. Fast alle legten rühmliche Zeugnisse<br />
für Goßner ab und lobten ihn. Negativ äußerten<br />
sich nur etwa 20 Familienhäupter, die von vorneherein<br />
gegen ihn eingestellt waren.<br />
Goßner war am 11. 7. 1806 in Seifertshofen, Pfarrei<br />
Ebershausen, als Sohn der Wirtsleute Franz Josef<br />
Goßner und Creszenz geb. Waltenberger geboren<br />
worden. Nach Besuch des Gymnasiums St. Stephan in<br />
Augsburg, hatte er Theologie studiert und zwar von<br />
57<br />
Herbst 1825 bis August 1826 an der Universität Würzburg<br />
und dann von Herbst 1826 bis Frühjahr 1829 am<br />
Lyzeum in Dillingen. Nach seiner Priesterweihe am<br />
12. 7. 1829 hatte er im August 1829 das Schloßbenefizium<br />
des Grafen Törring in Seefeld erhalten.<br />
Nach Abschluß der Untersuchung in <strong>Pfaffenhofen</strong><br />
begab sich der bischöfliche „Kommissar K.” — offenbar<br />
war es der Generalvikar selbst — in die Heimat<br />
Goßners nach Seifertshofen und Ebershausen, wo er<br />
von B. 3. bis 10. 3. 1832 weilte. Die Regierung und das<br />
Ordinariat machten sich die Sache nicht leicht. Kurz<br />
vor Jahresende 1832 fiel die Entscheidung der Kommissare.<br />
Zu ihrer Bekanntmachung begab sich der<br />
Kgl. Regierungs-Kommissar, Landrichter Merkle von<br />
Illertissen, am 28. 12. 1832 nach <strong>Pfaffenhofen</strong>. Hier<br />
machte er in Gegenwart der drei beteiligten Geistlichen,<br />
der circa 40 Vertreter der Gemeindeverwaltungen<br />
und der 24 klagenden Gegner der Geistlichen die<br />
Entscheidung der Kommissare bekannt: Die Klagen<br />
des F. Hornung und seiner Genossen gegen Pfarrer<br />
Leinfelder und die Kapläne Goßner und Fischer wurden<br />
als grundlos festgestellt. Die Kläger wurden als<br />
Ruhestörer zur Gefängnisstrafe und zur Bezahlung<br />
der Kosten in Höhe von 600 Gulden verurteilt.<br />
Aus dem in Sulzbach 1836 erschienenen, 608 Seiten<br />
starken Buch „Erinnerungen an Ulrich Goßner” ersieht<br />
man, was für eine lautere und ganz in ihrem<br />
geistlichen Berufe aufgehende Persönlichkeit Ulrich<br />
Goßner war. Man erfährt auch von freundschaftlichen<br />
Kontakten, so zu dem in Dillingen jung 1827 verstorbenen<br />
Theologie-Studenten David Ostertag, Sohn<br />
eines Fürstlich Oettingen-Wallersteinischen Kammerrats,<br />
ferner 1828 zu dem bedeutenden Maler Konrad<br />
Huber in Weissenhorn, der den Titel eines Fürstlich<br />
Oettingen'schen Hof- und Kammermalers erhalten<br />
hatte, wie auch zu dem Gräflich Törring'schen Gerichtshalter<br />
Mayr in Seefeld.<br />
Leider hatte Goßner nicht mehr viel von dem für ihn<br />
positiven Ausgang der Untersuchung. Er war lungenkrank<br />
geworden und unterm 24. 3. 1833 wird von<br />
einem schlimmen Bluthusten berichtet. Trotz der<br />
Krankheit machte er den Pfarrkonkurs in Augsburg<br />
mit, den er am 12. 5. 1833 bestand. Er nahm es noch<br />
auf sich, eine Reise nach München zu machen, und<br />
zwar im Interesse des studierenden „Sohn M. H. eines<br />
sterbenden Vaters”. Während seines dortigen Aufenthalts<br />
vom 11. bis 16. November 1833 besuchte er noch<br />
den todkranken Alumnus des Georgianums Josef Biberacher,<br />
welcher noch im gleichen Monat starb. Eine<br />
glänzende Rechtfertigung und Genugtuung erhielt der<br />
bei der erdrückenden Mehrheit der <strong>Pfaffenhofen</strong>er<br />
hochgeschätzte Goßner mit der 1834 erfolgten definitiven<br />
Ernennung zum Frühmeßbenefiziaten — nicht