Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung
Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung
Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
100<br />
dissidenter Partizipation 92 in den eigenen politischen Kreisen und den etablierten<br />
Strukturen zu pflegen. Vorraussetzung hierfür ist allerdings Organisationskompetenz<br />
auf Seiten der Beratenden, d.h. Wissen über die Funktionsweisen politischer<br />
Parteien oder Gremien, in denen Frauenpolitikerinnen verankert sind. Damit ist eine<br />
weitere Voraussetzung für erfolgreiche feministische Politikberatung angeführt.<br />
Neben einem bewussten Umgang mit den unterschiedlichen Funktionslogiken von<br />
Politik und Wissenschaft ist feministisch-theoretisch gut fundiertes Wissen<br />
Voraussetzung. In der praktischen Umsetzung ist die souveräne Handhabung<br />
modernen Methoden der Wissensvermittlung, die partizipatorisches,<br />
prozessorientiertes, gleichberechtigtes Miteinander in den Mittelpunkt stellen und die<br />
Wechselseitigkeit des Lernprozesses betonen, eine wesentliche Arbeitsgrundlage.<br />
Der persönliche Bezug, die Möglichkeit zur Anbindung an die eigenen Lebens- und<br />
Berufserfahrungen muss darin gewährleistet sein, nur so ist „politisches Lernen“<br />
möglich. 93 Feministische Politikberatung lässt sich als normativ im Sinne klar<br />
definierter Ziele, die erreicht werden sollen, bezeichnen und erhebt in keinem Fall<br />
den Anspruch scheinbarer oder versuchter Neutralität. Differenziert denken, mehr als<br />
eine Position in den Blick nehmen, auf Vereinfachungen verzichten, möglichst viele<br />
Aspekte und handelnde Personen mit einbeziehen, aktiv partizipieren lassen und<br />
Lösungen gemeinsam aushandeln - darin liegt meiner Ansicht nach die Chance zur<br />
Veränderung im Sinne einer friedlichen, geschlechtersensiblen Demokratisierung der<br />
Gesellschaften. Eine Garantie gegen Beliebigkeit der Konzepte ist das hohe Maß an<br />
kritischer Selbstreflexion der feministischen Denkweisen. Neudefinitionen sind<br />
gefragt und möglich. An diesen Neudefinitionen gemeinsam mit den politischen<br />
Akteurinnen arbeiten, ist eine weitere Aufgabe feministischer Politikberatung. Die<br />
Hürden in der Vermittlung zwischen Wissenschaft und Politik lassen sich<br />
überwinden, wenn die Systemzwängen, denen die „zu Beratenden“ ausgesetzt sind,<br />
kritisch-reflexiv in gegenseitigem Austausch und in klarer Kontroverse darüber, wie<br />
damit umgegangen werden könnte, berücksichtigt werden. Daran entscheidet sich<br />
nicht zuletzt auch wie feministisch-politische Empfehlungen inhaltlich gestaltet sind<br />
und ob diese Empfehlungen überhaupt realisierbar sind.<br />
Abschließend und zusammenfassend lässt sich festhalten: Es gibt zahlreiche<br />
Argumente und Motive, um feministische Politikberatung in Österreich anzudenken,<br />
92 Vgl. Hark: 2005<br />
93 Vgl. Bothfeld: 2005