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Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung

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und diese in konflikthafter Weise ausleben. Hauptaufgaben für die Politik ist<br />

demzufolge die Analyse und Organisation der Konflikte. Je nach Position gilt es dann<br />

Instrumente der Konfliktvermeidung oder der Kanalisierung zu finden. Damit kann<br />

eine gewaltfreie Konfliktlösung gemeint sein oder aber auch kriegerische Handlungen<br />

als für notwendig erklärtes Mittel („Krieg als friedenserhaltende Maßnahme“).<br />

Konsensorientierte Begriffe gehen zwar ebenso von Konflikten aus, legen aber<br />

den Schwerpunkt auf die friedliche Lösung zwischenmenschlicher, gesellschaftlicher<br />

und zwischenstaatlicher Konflikte.<br />

Abschließend wird die Unterscheidung zwischen engem und weitem Politikbegriff<br />

eingeführt, die v.a. in der feministischen Politikwissenschaft aufgegriffen und<br />

diskutiert wird. In der Auffassung des engen Begriffs geht es vor allem um staatliche<br />

Macht und deren Erhalt. Politik wird hier ausschließlich staatlichen Organisationen<br />

zugestanden. Sie findet an klar definierten Orten (z.B. Parlament) statt und zu<br />

bestimmten Zeiten (Sitzungen und Wahlen). Zahlreiche Politikwissenschafter/innen<br />

sind mittlerweile der Ansicht, dass dieser Begriff im 21. Jahrhundert mit den sich<br />

verändernden Formen politischen Handelns nicht mehr zu halten ist. Vielmehr<br />

scheint ein weiter Politikbegriff zeitgemäßer zu sein, der soziale Bewegungen,<br />

NGOs etc. in den politischen Prozess mit einbezieht und andere politische Räume<br />

außerhalb traditioneller Orte erlaubt. Die klare Trennung zwischen öffentlich und<br />

privat wird in dieser Konzeption zudem aufgehoben, womit die Möglichkeit der<br />

Anknüpfung an die feministische Behauptung „Das Private ist Politisch“ gegeben ist.<br />

Private (Familien, Lebensgemeinschaften etc.) und semi-private Räume<br />

(Vereinslokale etc.) werden damit zu Orten politischer Aushandlungsprozesse. In<br />

einer postmodernen Gesellschaft haben sich Strukturen, Institutionen,<br />

Organisationen, aber auch zwischenmenschliche Beziehungen, Lebensläufe und<br />

Lebensentwürfe damit zu beschäftigen, dass sie mit ihren Mustern, Prozessen und<br />

Verfasstheiten hinterfragbar, verhandelbar, konstruierbar oder dekonstruierbar - in<br />

jedem Fall gestaltbar geworden sind. Sämtliche Lebensbereiche und menschliche<br />

Handlungsformen werden damit grundsätzlich politisierbar mit allen damit<br />

verbundenen Risken, Gefahren, aber auch Vorteilen. 48<br />

48 Vgl. Dahl: 1984, Beck: 1986 und Greven: 1994.

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