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Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung

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Geschlechteranalyse unterziehen. Mit dem Begriff „Politikbereiche“ sind folgende<br />

Felder gemeint: Der Bereich der institutionellen Verfassung des politischen<br />

Gemeinwesens (polity), die Inhalte politischer Programme zur Gestaltung<br />

gesellschaftlicher Verhältnisse (policy) und der Prozess der politischen<br />

Auseinandersetzung um Machtanteile und Machtpositionen (politics) 45 . Der Prozess<br />

der politischen Auseinandersetzung um Machtanteile und Machtpositionen weist<br />

eindeutig männliche Strategien, Diskussionsformen und männerdominierte Orte des<br />

Diskurses auf. Ausschluss- und Ausgrenzungsmechanismen begünstigen Männer<br />

und benachteiligen Frauen.<br />

Inklusionen und Exklusionen eines politischen Systems oder eines politischen<br />

Feldes, lassen sich weiter mit der Analyse der Rolle von Ethnien untersuchen.<br />

Welche Personengruppen werden aufgrund ihrer Ethnizität ausgeschlossen,<br />

marginalisiert oder integriert? Wer erhält unter welchen Bedingungen (z.B.<br />

Staatsbürgerrecht) Zugang zu politischen Handlungsfeldern? Mit diesen Fragen eng<br />

verknüpft ist die grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Begriff des „zoon<br />

politikon“ (griech.: der Mensch als staatenbildendes Wesen) Welche Menschen<br />

werden als staatenbildende Wesen definiert und anerkannt? Damit eng verknüpft ist<br />

die Frage nach dem „demos“( griech.: das Volk, die Gemeinde). Wie setzt sich ein<br />

Volk, eine Gemeinde zusammen? Wer gehört dazu? Nicht zuletzt muss auch der<br />

Begriff der „pólis“ (griech.: die Stadt, im Übertragenen: die Gemeinschaft von<br />

Bürgern) angeführt werden. Wer kann Teil dieser „pólis“ werden und Politik<br />

gestalten? Vermögende, gebildete, weiße Männern der gesellschaftlichen Eliten<br />

erheben über Jahrhunderte den Anspruch, diese Definitionen zu formulieren mit dem<br />

Ziel des eigenen Machterhalts. Untere oder versklavte Bevölkerungsschichten und<br />

Migrant/innen werden Jahrhunderte lang dezidiert von der Möglichkeit des politischen<br />

Handelns ausgeschlossen, wenn auch nicht widerstandslos. Der Ausschluss der<br />

Frauen wird mit deren Zuordnung zum Raum des Privaten und damit zum Bereich<br />

der Reproduktionsarbeit schon in der Antike festgelegt. Der Ausschluss armer<br />

Bevölkerungsteile findet mit dem Argument des fehlenden Vermögens bzw. fehlender<br />

Staatsbürgerschaft statt. Bei beiden Gruppen, die meist zahlenmäßig die Mehrheit<br />

bilden, stellt zudem die weiße, männliche Elite, um die eigene Vormachtstellung zu<br />

begründen, deren Vernunftbegabung regelmäßig in Frage. Diese Beispiele zeigen,<br />

45 An der englischen Begrifflichkeit zeigt sich die starke Anlehnung an anglo-amerikanische<br />

Entwicklungen von Politikwissenschaft

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