Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung
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Gesamtbelastung alleinerziehender berufstätiger Frauen.“ 7 Ein weiteres Beispiel aus<br />
dem Themenbereich Gewalt gegen Frauen sei angeführt: „Etwa jede 2. bis 3. Frau<br />
erleidet körperliche Übergriffe in ihrem Erwachsenenleben. Etwa jede 7. Frau erfährt<br />
sexuelle Gewalt durch bekannte oder unbekannte Personen. Nicht wie bisher<br />
angenommen jede 5., sondern jede 4. Frau erlebt körperliche und/oder sexuelle<br />
Gewalt durch ihren Beziehungspartner. “ (Schröttle/ Glammeier: 2005) Die Zahlen<br />
widersprechen demnach deutlich dem Alltagsverständnis der meisten Frauen und<br />
Männer in bezug auf ihr Verhältnis zueinander. Alltagswissen allein reicht also nicht<br />
aus, um das Geschlechterverhältnis in seinen zahlreichen Facetten erfassen zu<br />
können. 8<br />
Selbst als Jugendliche in der Zweiten Frauenbewegung sozialisiert und vielfach<br />
konfrontiert mit geschlechtsspezifischer Diskriminierung, begleitet mich die Frage<br />
nach der Konstitution des Geschlechterverhältnisses und die Möglichkeit einer<br />
Geschlechterdemokratie seit mittlerweile Jahrzehnten. Meine vielfältigen beruflichen<br />
Tätigkeitsfelder bringen den Kontakt mit den verschiedensten gesellschaftlichen<br />
Gruppen mit sich. (Privatpersonen, Mitarbeiterinnen von Frauenorganisationen,<br />
Parteipolitikerinnen und Wissenschafterinnen etc.) Damit ist auch die<br />
Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Zugängen und Meinungen zu den Fragen<br />
des Geschlechterverhältnisses Teil meiner Arbeit. Eine meiner Beobachtungen ist,<br />
dass eine - wie ich es nenne - „heillose Begriffsverwirrung“ im Umgang mit diesem<br />
komplexen Themenfeld zu konstatieren ist. Die Begriffe werden „in einer Vielzahl von<br />
Bedeutungen und Verwendungsweisen“ (Hark 2005: 256) in den Diskussionen<br />
eingesetzt. Teile unterschiedlicher Erklärungsmodelle und Theorien werden aus dem<br />
Zusammenhang gerissen, verschiedene Zugangsweisen werden gegeneinander<br />
ausgespielt oder abgewertet. Ob diese Begriffsverwirrung in dieser angenommenen<br />
Form existiert und wie dieser „Begriffsverwirrung“ begegnet werden könnte, ist eine<br />
der Grundfragen dieser Arbeit. Weitere „große“ Fragen standen ganz zu Beginn<br />
meiner Arbeit im Raum: Was ist Politik? Was kann Politik im neoliberalen Mainstream<br />
bedeuten? Was bedeutet Frauenpolitik oder feministische Politik oder feministische<br />
7 Die präsentierten Ergebnisse stammen aus den Mikrozensus-Erhebungen September 2001 („Fragen<br />
zur Familie") sowie September 2002 („Pflegeleistung – Haushaltsführung – Kinderbetreuung"). Befragt<br />
wurden dabei jeweils rund 55.000 Personen in privaten Haushalten, deren Antworten auf die<br />
österreichische Bevölkerung hochgerechnet wurden. Quelle: Statistik Österreich www.statistik.at<br />
Mikrozensus<br />
8 Vgl. Stiegler: 2002