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Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung

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Nicht nur Zeitmangel und fehlendes Vertiefen in relevante Themen werden an dieser<br />

Stelle als Grenzen feministischer Politikberatung gesehen, sondern auch die<br />

Selbstwahrnehmung von Politiker/innen als Expert/innen:<br />

„ (...) dass die Funktionsträger/ Funktionsträgerinnen (...) überall als Experten/Expertinnen<br />

eingeladen werden, die sitzen ja unheimlich viel auf Podien und machen quasi<br />

Bildungsarbeit, auch politische Agitation und glauben, sie wissen immer schon ganz viel zu<br />

diesen Themen.“ (IP 2: 46-51)<br />

Die Selbstwahrnehmung als Expertin im Politikfeld, d.h. als professionelle/r<br />

Politiker/in und zusätzlich als Angehörige/r eines Geschlechts mit den<br />

entsprechenden Alltags- und Lebenserfahrungen kann zu einem doppelten<br />

erkenntnisbehindernden Effekt führen. Das Bewusstsein darüber, dass dieses<br />

Erfahrungswissen nicht ausreicht, um emanzipatorische Geschlechterpolitik machen<br />

zu können und der Vielfalt weiblicher (und männlicher) Lebensentwürfe zu<br />

entsprechen, muss auch bei politischen Akteur/innen erst geschaffen werden. Aus<br />

diesem Grund muss „Raum für Reflexion und Selbstreflexion“ als wesentlicher<br />

Bestandteil feministischer Politikberatung betrachtet werden. Nicht zuletzt auch<br />

deshalb, weil es immer wieder starke Widerstände gegen feministische Erkenntnisse<br />

gibt. Wie schon mehrmals erläutert, ruft allein der Begriff „feministisch“ zahlreiche<br />

Widerstände hervor, „weil der Begriff „feministisch“ extrem negativ gelegt ist (...)“,<br />

kommentiert eine der Interviewpartnerinnen (IP1: 89). Statt dessen mit dem Begriff<br />

„Gender“ zu arbeiten, bringt ihrer Meinung nach einige strategische wie praktische<br />

Vorteile mit sich, u.a. auch im Sinne internationaler Vernetzungsarbeit und<br />

Kooperationen:<br />

„ Die Genderberatung hat ja den Vorteil, dass durch diesen neuen Begriff Gender durchaus<br />

feministische Inhalte (...) dann zu Tage kommen, aber mit einem anderen Wort belegt<br />

(werden), was weniger Widerstände hervorruft (...), deswegen auch andere Türen noch Mal<br />

öffnet. Und man sich auch im internationalen Diskurs (darauf) beziehen kann oder auch EU<br />

oder andere internationale Institutionen, die ja sehr viel mehr mit dem Wort Gender arbeiten<br />

als da feministisch draufschreiben.“ 86 (IP1: 93-99)<br />

86 Vgl. Hark 2005

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