Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung
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Bedeutsam für Arbeitsmarktpolitiken stellt Leitner zudem fest:<br />
„Politische Maßnahmen verfolgen mehrere, unter Umständen widersprüchliche Ziele. Je<br />
weniger die Konkretisierung bzw. Prioritätenfestlegung in den oberen Hierarchieebenen der<br />
Arbeitsmarktpolitik passiert, desto mehr sind die mit der unmittelbaren Umsetzung befassten<br />
Akteur/innen gezwungen, dies zu tun.“ 24 (ebd)<br />
Trotz dieser (und zahlreicher anderer struktureller) Hindernisse verliert meiner<br />
Ansicht nach „Geschlechterpolitik als Gleichstellungspolitik“ keineswegs seine<br />
Relevanz. Es soll und kann mit dem Wissen um die Konstruiertheit der Geschlechter<br />
genau darauf geachtet werden, welche Maßnahmen gesetzt werden und welche<br />
Vorarbeiten zur Umsetzung dieser Maßnahmen erforderlich sind. Unauflösbar ist<br />
jedoch das dieser Theorie immanente Dilemma: Einerseits ist die Konstruktion der<br />
Kategorie „Frau“ als politisch – homogenes Subjekt und als einheitliche Gruppe, für<br />
die es gilt, politische Initiativen zu ihrer gesellschaftlichen Besserstellung zu setzen,<br />
notwendig. Um politisch handlungsfähig sein zu können, ist die Konstruktion der<br />
Gruppe „Frauen“ immer wieder erforderlich. Gesellschaftsverändernde Initiativen zur<br />
Gleich- und Besserstellung von Menschen weiblichen Geschlechts können nur auf<br />
diesem Wege auch wirklich umgesetzt werden. Gleichzeitig muss diese Konstruktion<br />
von „Frau“ oder „Mann“ entsprechend der neueren feministischen Erkenntnisse<br />
hinterfragt, dekonstruiert und verabschiedet werden. Es gibt - an dieser Stelle<br />
schließe ich mich der Meinung Leitners und anderer konstruktivistischer<br />
Theoretiker/innen an - keinen Ausweg aus diesem Dilemma. Dennoch bleibt dieser<br />
theoretischen Sichtweise ihr Veränderungspotential. Naturhaftes beinhaltet immer<br />
den lähmenden Aspekt des Unveränderbaren. Konstruiertes beinhaltet im Gegensatz<br />
dazu die Möglichkeit der Dekonstruktion, der Veränderung. Wie diese<br />
Veränderungen in Zukunft aussehen können, ohne dass sie althergebrachte<br />
Geschlechternormen erneut konstruieren und zementieren, wird sich zeigen. Das zu<br />
diesem Zweck von Feministinnen erdachte strategische Instrument des Gender<br />
Mainstreamings weist hier einige Vorteile auf, die der Umsetzung dienen könnten.<br />
24 Ich füge an dieser Stelle hinzu, dass nicht nur Eindeutigkeit in den Anweisungen höherer<br />
Hierarchiestellen eine wesentliche Rolle für das Gelingen der Umsetzung von<br />
Gleichstellungsmaßnahmen spielt, sondern auch eine entsprechende Schulung bzw. Weiterbildung<br />
der an diesen operativen Stellen Beschäftigten zum Thema Geschlechterrollen wünschenswert wäre.<br />
Auch dieses Feld lässt sich für feministischen <strong>Wissenstransfer</strong> öffnen.