03.11.2013 Aufrufe

Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung

Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung

Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

73<br />

Forschung gegenüber der Politik, d.h. Forscher/innen und ihren Ergebnisse wird<br />

eher die Fähigkeit zugestanden, komplexe Probleme zu beschreiben, sie zu<br />

analysieren und Lösungen zu entwickeln, als Politiker/innen. Diese Vorrangstellung<br />

der Forschung, die noch in den 1960er und 70er Jahren vor allem in Bereichen neuer<br />

Technologien verstärkt zu beobachten war, ist mit der „konstruktivistischen Wende“<br />

der Wissenschaft in Frage gestellt. Die Behauptung eines Sachzwanges aus dem<br />

Bereich meist technisch-naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, der die politischen<br />

Entscheidungen vorgibt, hat an Glaubwürdigkeit verloren - wenngleich hier in den<br />

letzten Jahren immer wieder in den Argumentationen der Interessensvertreter<br />

dominanter Wirtschaftszweige eine „Renaissance der Sachzwanglogiken“ zu<br />

beobachten ist 68 . Das dezisionistische Modell geht von einer klaren Trennung der<br />

Bereiche Wissenschaft und Politik aus und bezieht sich auf die Idee der Wertfreiheit<br />

von Wissen:<br />

„Orientiert an Max Webers Wissenschaftsideal der Wertfreiheit geht man davon aus, dass<br />

nur den Politikern die Kompetenz zu Werturteilen zugesprochen wird, nicht jedoch den<br />

Wissenschaftlern, die nur dazu beitragen können, die jeweiligen Ziele effizient zu erreichen.“<br />

(ebd)<br />

Wissenschaft wird in dieser Konstellation „ (...) zum Dienstleistungsgewerbe einer<br />

wie auch immer gearteten Politik“ ( Lompe, Zit.in: Falk et al. 2006: 29). Neben der<br />

behaupteten Wertfreiheit von Wissen lässt sich jedoch auch die angenommenen<br />

Linearität in der Entstehung der Entscheidungen: „Problemwahrnehmung –<br />

Expertenrat – politische Entscheidung“ (ebd) nicht mehr aufrecht erhalten. Aus dieser<br />

Erkenntnis heraus entsteht schließlich das pragmatistische Modell. 69 In einer<br />

Wechselbeziehung, die ständig von beiden Seiten kritisch reflektiert wird, entsteht<br />

eine Kommunikationsform der Beratung von Wissenschafter/innen im Diskurs mit<br />

den Politiker/innen über ihre Praxis und deren Notwendigkeiten. Im Idealfall lernen<br />

beide voneinander und „lehren einander“ in einem langfristigen Austausch. Das<br />

partizipatorische Modell weist mit seiner großen Anbindungsfähigkeit an<br />

68 Verallgemeinernde Formulierungen wie „ Die Wirtschaft kann sich höhere Löhne nicht leisten.“,<br />

lassen „die Wirtschaft“ undefiniert und rufen die Assoziation hervor, einer unveränderbaren Situation<br />

gegenüber zu stehen.<br />

69 Vgl. Habermas 1963, Lompe 1966/1972

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!