Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung
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den existierenden Beiräten, Kommissionen und beratenden Gremien der jeweiligen<br />
Ministerien nur 6,6% der Mitglieder dieser Gruppen Frauen. Im Österreichischen<br />
Gewerkschaftsbund sind nur knapp 7% der Vorstandsmitglieder weiblich, bei einem<br />
Frauenanteil von 30% bei den Gewerkschaftsmitgliedern. Ähnlich gering sind die<br />
Prozentzahlen in der Arbeiterkammer und lediglich 3% der 409 Funktionen in der<br />
Bundeswirtschaftskammer wurden mit Frauen besetzt. In der Landwirtschaftskammer<br />
waren die Männer überhaupt noch unter sich. 83 Auch wenn Lederer und<br />
Neugschwandtner die Ansicht vertreten, es könnte in den nächsten Jahren zu einer<br />
Veränderung der politischen Strukturen in Österreich kommen, zählen sie dennoch<br />
eine Reihe von Hindernissen auf, die eine „alternative, pluralistische<br />
Beratungsstruktur“ 84 behindern könnte:<br />
„Ressourcen für wissenschaftliche Politikberatung (werden) lediglich vom Staat und<br />
politischen Akteuren bereitgestellt, (...) die Mehrzahl der Gesetzgebungsprozesse findet (...)<br />
nach wie vor in kleinen, relativ geschlossenen Netzwerken aus Interessensvertretern, aus<br />
Experten, die einzelnen Interessen und Parteien zuordenbar sind und aus<br />
Beratungsgremien, proporzmäßig (d.h. durch alle Interessen beschickt sind) statt. (...) dabei<br />
kann es auch vorkommen, dass in manchen Gremien kein wissenschaftlicher Berater sitzt:<br />
(...) >Wir haben da keine Wissenschafter gebraucht, weil es um politische Entscheidungen<br />
gegangen ist< (...).“, so die Aussage eines Funktionärs. (Lederer, Neugschwandtner, Zit. in:<br />
Rehfeld et al. 2006: 577)<br />
Auch auf parlamentarischer Ebene gibt es durch die strenge Fraktionsdisziplin kaum<br />
eine Möglichkeit gegen die Parteilinie zu agieren. 85 Wissenschaftliche Expertisen<br />
werden laut einer Studie erst zuletzt konsultiert:<br />
„Politiker lassen sich demzufolge am häufigsten von Institutionen der Sozialpartnerschaft<br />
beraten, gefolgt von Fraktion, Unternehmen, Mitarbeitern, Kollegen und Medien. Erst an<br />
siebenter und letzter Stelle werden wissenschaftliche Institute genannt.“ (Hochegger, Zit. in:<br />
Rehfeld et al. 2006: 578)<br />
Die Interviewergebnisse dieser Arbeit bestätigen dies. Was Frauenagenden und<br />
feministische Politikberatung anbelangt,<br />
83 Vgl. Appelt: 1993 sowie Abels/ Leitner, Zit. in: Femina Politica, 2/1997: 39-45.<br />
84 Vgl. Lederer/ Neugschwandtner, Zit.in: Rehfeld et al. 2006<br />
85 Ein Faktum, das vor allem frauenpolitische Initiativen behindert.