Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung
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10. Politikberatung<br />
„Die moderne Gesellschaft erzeugt in einem hohen Maße das Phänomen der Beratung.<br />
Zumindest in den Kern- und Schlüsselzonen funktionaler Differenzierung wird kaum jemand<br />
den Beratungsfunktionen entkommen, die von Ernährungs- und Gesundheitsberatung über<br />
Klimakteriumsproblemberatung für Männer in den Endvierzigern, von Ehe- und<br />
Partnerschaftsberatung bis hin zu Unternehmens- und Politikberatung reichen und insofern<br />
längst reflexiv geworden ist, als die Beratung ihrerseits beraten werden kann durch eigens<br />
dafür installierte Beraterberatungen (...) Unter diesen Bedingungen lässt sich die moderne<br />
Gesellschaft, wenn man auf summarische Kennzeichnung Wert legt als<br />
Beratungsgesellschaft beschreiben.“ (Fuchs/ Mahler, Zit. in: Falk et al. 2006: 59)<br />
Die Welt der westlichen Industrie- und Informationsgesellschaft ist hochkomplex<br />
geworden. Es gibt keine einfachen Antworten, keine Eindeutigkeiten und vor allem<br />
keine dauerhaften Wahrheiten. Weder erklären ehemals klare Dichotomien von „Gut“<br />
und „Böse“, Westen und Osten, Kapitalismus versus Sozialismus die Welt der Politik,<br />
Frau und Mann, noch sind die wissenschaftlichen Wahrheiten unumstößlich. Es ist<br />
noch nicht alles erklärt und erforscht, alte Theorien müssen revidiert und neu<br />
interpretiert werden oder überhaupt neuen Ansätzen weichen. Neue Techniken und<br />
geopolitische Konstellationen, die vielkommentierte Globalisierung und die damit<br />
einhergehenden Veränderungen der Gesellschafts- und Arbeitsstrukturen lässt es<br />
notwendig erscheinen sich in den einzelnen Problemfeldern Rat und Beratung<br />
einzuholen.<br />
Beratungssituationen zwischen politischen Akteur/innen und Wissenschafter/innen<br />
erweisen sich jedoch selbst als komplex und vielschichtig. Peter Weingart bringt es<br />
zunächst mit der Formulierung auf den Punkt, es handle sich um eine<br />
„ (...) potentiell konfliktträchtige Machtkommunikation zwischen wahrheitsorientierten<br />
Experten und machtorientierten Entscheidern (...) “ (Weingart, Zit. in: Falk et al. 2006: 42)<br />
und beschreibt die<br />
„(...) unterschiedlichen institutionellen Konfigurationen der Politikberatung auf einem<br />
Kontinuum (...), das von hoher Autonomie der Berater am einen Ende, bis zu deren<br />
politischer Abhängigkeit am anderen Ende reicht.“ (ebd)