Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung
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Beide Interviewpartnerinnen argumentieren im Sinne konstruktivistischen Denkens<br />
als Methode, um soziale, geschlechtspezifische Wirklichkeiten interpretieren und im<br />
Sinne der damit verbundenen Prozesshaftigkeit von Erkenntnisprozessen<br />
Veränderungen in Gang bringen zu können. Als notwendige Voraussetzung für diese<br />
Zugangsweisen und in der Umsetzung die Entwicklung vielfältiger Tätigkeitsbereiche<br />
nennt die Interviewpartnerin der Organisation P1:<br />
„Die wissenschaftliche Fundierung, im Sinn von (...) theoretische Debatten kennen, aber<br />
auch die fachlichen Inhalte jeweils kennen oder sich aneignen und dann diese ganze Frage<br />
von Vermittlung, pädagogische Kompetenzen, die Palette von didaktischen Instrumenten<br />
auch zu haben und adäquat einzusetzen.“ (IP1: 422-431)<br />
Wissenschaftliche Fundierung und sorgfältiger Umgang mit Zielformulierungen<br />
empfiehlt auch die zweite Interviewpartnerin, die sie mit „emanzipativ, progressiv und<br />
zukunftsweisend im Bereich Feminismus“ umschreibt. Für die Praxis empfiehlt diese<br />
Interviewpartnerin u.a. auch die Methode der gezielten Provokation, um Themen „zu<br />
setzen“ und „Stachel im Fleisch“ zu sein (IP2: 348):<br />
„Also auch eine Provokation zu starten und dann auch gleichzeitig zu wissen, da können wir<br />
auch provozieren und es kann auch ankommen. Das gehört ja auch dazu. Und das setzt<br />
auch voraus zu wissen: was provoziere ich damit.“ (IP2: 348-351). 90<br />
Zusammenfassend sind bei beiden Institutionen trotz ihrer unterschiedlichen<br />
Arbeitsweisen ein weiter Politikbegriff sowie differenzierte, mitunter strategisch<br />
gesetzte Feminismus- und Genderbegriffe festzustellen. Beide zeichnet ein hoher<br />
Grad an Reflexivität, Professionalität und feministischem Engagement auf<br />
unterschiedlichen Ebenen aus, sei es in Form von „Mikropraktiken, die schon<br />
politisch sind“ (IP1: 459) oder mittels Durchsetzung frauenpolitischer Aspekte bei<br />
UN-Resolutionen. Methodenvielfalt und die Genauigkeit im Umgang mit Theorie und<br />
Praxis sind Grundlage beider feministisch-professionell arbeitender<br />
Politikberaterinnen.<br />
90 Anm. u.p.: Agenda Setting durch Provokation wird von keiner der im Rahmen dieser Arbeit<br />
interviewten Frauenpolitikerinnen in Betracht gezogen.