03.11.2013 Aufrufe

Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung

Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung

Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

98<br />

12. Beantwortung der Forschungsfrage und Schluss<br />

Die eingangs formulierte These, Politikerinnen bräuchten dringend feministischwissenschaftliches<br />

Beratung kann derart allgemein formuliert nicht gehalten werden.<br />

Die Differenzierung der Begrifflichkeiten „Politik“, „Frauenpolitik“, „Feminismus“ und<br />

„Politikberatung“ im Zuge dieser Arbeit führen zu der Erkenntnis, dass die<br />

Vielschichtigkeit der Begriffe in der praktischen Umsetzung berücksichtigt werden<br />

muss. Ebenso wie die Vielfalt der politischen Akteurinnen in den Blick genommen<br />

werden sollte. Die feministische Politikberatung gibt es demnach nicht, ebenso wenig<br />

wie die Frauenpolitikerin existiert oder der Feminismus. Die Analyse der<br />

Frauenprogramme der jeweiligen Parteien und die Auswertung der Interviews mit<br />

den politischen Akteurinnen ergeben, dass feministisches Theoriewissen<br />

ansatzweise bei allen Politikerinnen vorhanden ist und einige feministische Ansätze<br />

mittlerweile Teil des politischen Mainstreams geworden sind. Politische Akteurinnen,<br />

die selbst in universitären Zusammenhängen verankert sind bzw. den Kontakt zu<br />

wissenschaftlichen Netzwerke pflegen, verfügen über fundierteres feministisches<br />

Wissen als jene deren Arbeitsbereich vor allem von der politischen Praxis mit der<br />

entsprechenden Funktionslogik geprägt ist. In einigen Programmen und Aussagen ist<br />

der aktuelle Stand der universitär-feministischen Debatte lediglich ansatzweise<br />

vorhanden, in anderen wiederum zentraler Bestandteil der politischen Analyse und<br />

Strategieentwicklung. Die Wissensstände bzw. der Grad an Informiertheit der<br />

jeweiligen politischen Akteurinnen variieren stark, auch innerhalb ein und derselben<br />

Partei. Diese Beobachtung bezieht sich sowohl auf das grundsätzliche Interesse als<br />

auch auf die Themenbereiche und Theorierichtungen. Bereitschaft, sich mit diesem<br />

Wissen zu beschäftigen und die Einschätzung, welche Wissensbereiche für die<br />

eigene politische Tätigkeit nutzbar gemacht werden könnte, sind unterschiedlich. Um<br />

beurteilen zu können, welcher aktuelle Diskurs politisch umsetzbar werden könnte,<br />

bedarf es des Wissens darum. In welcher Form die Vermittlung dieses Wissens statt<br />

finden kann und soll, darüber gibt es auf Seiten der Akteurinnen nur unklare<br />

Vorstellungen. Klare Definitionen von und Erfahrung mit Politikberatung existieren bei<br />

den Frauenpolitikerinnen nicht. Die Erklärung hierfür liegt in der spezifisch<br />

österreichischen Struktur des politischen Systems, welches trotz einiger<br />

Veränderungen und Akzeptanzverluste, nach wie vor auf Basis der Entscheidungen<br />

der sozialpartnerschaftlichen Gremien funktioniert und die Etablierung unabhängiger<br />

Politikberatung bisher nicht als notwendig erscheinen ließ bzw. eine

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!