Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung
Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung
Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
88<br />
„Wir bewerten Expertisen vom z.B. Institut für Familienforschung anders als von der<br />
Arbeiterkammer oder anderen Arbeitsmarktexpertinnen, wo wir wissen, wie sie sich verorten,<br />
wo wir wissen, wie ihr Hintergrund ist, wie feministisch der Zugang ist.“ (I2: 301-303)<br />
Und:<br />
„Da wird schon ganz bewusst (...) ungleich bewertet. Das gebe ich offen zu. Obwohl es<br />
wahrscheinlich total ungerecht ist, von einem objektiven, wissenschaftlichen Standpunkt, falls<br />
es den überhaupt gibt. Das gebe ich voll zu, dass wir schon die einen Meinungen öfter<br />
anschauen, wo wir von vorneherein glauben, dass sie unseren politischen Haltungen<br />
entsprechen.“ (I2: 304-309)<br />
Im Bewusstsein der eigenen Kontextbezogenheit wird hier der parteipolitische<br />
Umgang mit Information dargestellt. Es ist durchaus realistisch, anzunehmen, dass<br />
die Vertreterinnen der anderen Parteien ebenso mit Informationen und<br />
„Wissenspaketen“ umgehen, auch wenn sie dies nicht explizit erwähnen. Im<br />
Gegensatz zu eigenem Erfahrungswissen und kompakt präsentierten Studien wie<br />
Frauenberichte wird in Bezug auf wissenschaftliche Studien mehrmals der Wunsch,<br />
sich damit beschäftigen zu können, geäußert. Gleichzeitig wird jedoch bedauert,<br />
angesichts des ständigen Termindrucks und Zeitmangels darauf meist verzichten zu<br />
müssen. Die Auswahl der jeweiligen Informationen scheint ebenfalls schwierig.<br />
Einladungen von Wissenschafter/innen zur Präsentation ihrer Studien, ständig neue<br />
Daten, Fakten und Berichte lassen das Gefühl einer „Informationsflut“ oder wie es<br />
eine Interviewpartnerin formuliert einer „Vernewsletterung“ entstehen:<br />
„Ich habe z.B. das Gefühl ich werde überhäuft mit Newsletters. Das sind<br />
Wissenschaftssprecher, das sind (...) sämtliche wissenschaftliche Forschungsinstitutionen,<br />
(die) Newsletters, Veranstaltungen, Plattformen (machen). Ich kriege von den Verlagen<br />
Neuerscheinungen zugeschickt. Ich schicke selber Newsletters. Also das ist die<br />
„Vernewsletterung“ der Gesellschaft.“<br />
Um dieser Fülle an Information begegnen zu können, wurde von einer Akteurin<br />
vorgeschlagen:<br />
„ (...) synthetisieren. Also so eine Art von Zusammenschau-Leistung, Fazit, Simulationen, auf<br />
ganz bestimmte Perspektiven hin“ (I3: 315-316)