Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung
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Ausgrenzungsstrukturen, verbunden mit einem mehr oder weniger starken<br />
politischen Impetus und der Zielsetzung der Veränderung unterdrückender<br />
Geschlechterverhältnisse.<br />
5. Anwendbarkeit feministischen Wissens – Geschlechterkonstruktionen<br />
Im Folgenden stellt sich die Frage: Welches Wissen brauchen nun politische<br />
Akteur/innen, um eine Veränderung in feministischem oder<br />
geschlechterdemokratischem Sinne zu unterstützen oder diese in verschiedenen<br />
Bereichen in Gang zu setzen? Oder anders formuliert: Welche Bereiche oder Teile<br />
des feministischen Wissens nützt politischen Akteur/innen?<br />
Exemplarisch wende ich mich nun dem Konzept der Geschlechterkonstruktionen zu.<br />
Ich habe dieses Konzept aus der Fülle feministischer Ansätze aus verschiedenen<br />
Gründen als Beispiel für den <strong>Wissenstransfer</strong> von feministischer Forschung zu<br />
politischen Akteur/innen gewählt:<br />
Erstens handelt es sich hier um ein Erklärungsmodell mit langer<br />
sozialwissenschaftlicher Tradition und einer Serie empirischer Belege. Dieser Faktor<br />
lässt die Theorie in der politischen Praxis einfacher argumentierbar und an schon<br />
vorhandene Meinungsdispositionen anknüpfbar werden. Die Theorie beinhaltet<br />
zudem Anknüpfungspunkte an das allgemeine Alltagswissen über Geschlechter, das<br />
auch das Handeln politischer Akteur/innen wesentlich beeinflusst.<br />
Zweitens werden zahlreiche andere, bedeutsame Aspekte angesprochen, wie<br />
beispielsweise der Einsatz von geschlechtsbezogenen Symbolen (Sprache,<br />
Kleidung, Körperhaltung etc.), wobei auch diese Erfahrung Teil des Alltagswissens<br />
ist. Es ist auch hier der Anschluss an vorhandenes Lebenswissen möglich, um<br />
weiterführende feministische Erkenntnisse zu vermitteln. 20<br />
Drittens beinhaltet die Theorie eine Fülle von Veränderungspotential: Die Erkenntnis,<br />
nicht einer unveränderbaren Naturhaftigkeit ausgeliefert zu sein, innovativ und<br />
phantasievoll mit der Ausgestaltung der eigenen Geschlechterrolle umgehen zu<br />
können. Damit ist auch die Chance zu einem respektvollen und konstruktiven<br />
Umgang mit der Minderheit der Transsexuellen, Transgender und Transvestiten<br />
20 z.B. Konzepte aus der Linguistik für eine geschlechtergerechte Sprache, Habitus-Theorie des<br />
Soziologen Pierre Bourdieu, welche ebenfalls intensiv von der feministischen Forschung rezipiert<br />
wurden.