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Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung

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Zur Veranschaulichung zitiert Hark aus der Einleitung zum ersten Heft der Beiträge<br />

zur feministischen Theorie und Praxis, Zeitschrift der autonomen Frauenbewegung“<br />

1978:<br />

„Eine der wesentlichen Ursachen (für die Unfähigkeit zur Strategiebildung, Anm. Hark) (...)<br />

dürfte der Mangel an theoretischer Arbeit sein. Dieses Theoriedefizit der Frauenbewegung ist<br />

keinesfalls das Ergebnis einer spezifischen weiblichen Schwäche, sondern ist die Folge der<br />

bewussten Ablehnung von Theorie überhaupt durch große Teile der Frauenbewegung, weil<br />

die heute herrschende technokratische Theoriebildung und Analyse als etwas Männliches,<br />

gleichzeitig aber auch als die einzig mögliche Form von Theorie überhaupt angesehen wird.<br />

Heute beginnen mehr und mehr Frauen zu verstehen, dass die unhistorische und<br />

undialektische Umkehrung und Umwertung der gesellschaftlichen Spaltung in weibliche und<br />

männliche >Rollen< der Verzicht auf >KopfarbeitBaucharbeitneuen Weiblichkeit< geradezu stabilisiert.<br />

Diese Erkenntnis macht das Bemühen um theoretische Klarheit zu einer dringlichen<br />

Forderung der Bewegung.“ (Hark 2005: 253)<br />

Interessant an diesem Zitat ist nicht nur das Plädoyer für Frauenforschung und der<br />

damit verbundenen Theoriearbeit, sondern auch der angedeutete Richtungsstreit<br />

innerhalb der Frauenbewegung entlang der Fragen, welche Art von Weiblichkeit<br />

Frauen in einer selbstbestimmten Formulierung definieren wollen und inwieweit diese<br />

neue Definition Geschlechterstereotype eher verfestigt als auflöst. Vor allem aber<br />

zeigt dieses Zitat, dass sowohl die Debatten um Weiblichkeit als auch die<br />

Erarbeitung feministisch-wissenschaftlicher Theorie von Anfang an Teil der<br />

Diskussionen innerhalb der Frauenbewegung waren. Der Austausch zwischen<br />

Theoretikerinnen an den Universitäten und Praktikerinnen der Bewegung sollte es<br />

ermöglichen, wissenschaftlich gewonnene Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen.<br />

Gleichzeitig sollte feministische Praxis mittels wissenschaftlicher Theorien reflektiert<br />

werden können. Diese Beziehung zwischen feministisch - wissenschaftlicher<br />

Erkenntnis und feministisch - politischer Praxis ist selten konfliktfrei verlaufen.<br />

Dennoch oder gerade deshalb zeichnet sich feministische Theorie durch einen hohen<br />

(Selbst-) Reflexionsgrad aus:<br />

„ Die feministische Kritik, die durch die radikale Infragestellung tradierter Geschlechterrollen<br />

ausgelöst wurde und in Fortführung ihrer Wissenschaftskritik ihre eigenen Prämissen und

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