Feministischer Wissenstransfer - Verband Wiener Volksbildung
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aktiv unterstützt werden. 57 Rosenberger beschreibt dies als “gegebene Macht”, wobei<br />
auffallend sei,<br />
61<br />
„ (...) dass sich Frauen an die von Männern vorgegebenen Besitzstände und Grenzen<br />
halten.“ (Rosenberger, Zit. in: Rösslhumer/ Appelt 2001: 66)<br />
Die Tatsache, dass diese grünen Frauennetzwerke nicht hierarchisch organisiert<br />
auftreten, ermöglicht es ohne regulär vorgeschriebenem Weg politisch aktiv werden<br />
zu können und auch parteiintern aufzusteigen. Parteimitgliedschaft ist im Gegensatz<br />
zu den Großparteien keine Voraussetzung für aktive politische Tätigkeit innerhalb der<br />
Grünen Partei. Unkonventionelle Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen hat in den letzten<br />
Jahren auch die Freiheitliche Partei geboten. Der allgemeine politische Trend der<br />
„Quereinsteiger/innen“ ermöglichte einigen Frauen „Blitzkarrieren“ 58 , wobei sich so<br />
manche sehr bald im politischen Widerspruch mit der männlich Parteiführung<br />
wiederfanden - vor allem dann, wenn sie ihren eigenen politisch-inhaltlichen Weg<br />
gehen wollten bzw. sich liberaler als ihre Parteispitze äußerten. Nicht zuletzt führten<br />
diese Widersprüche zu Parteiaustritten der Politikerinnen und 1993 sogar zur<br />
Gründung einer neuen Partei unter der Führung von Heide Schmidt mit dem<br />
Liberalen Forum.<br />
Es lässt sich demnach festhalten, dass in Parteistrukturen engagierte Politikerinnen<br />
unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten und –beschränkungen in den jeweiligen<br />
Parteien vorfinden. Verschieden sind auch ihre parteiinternen Frauenorganisationen.<br />
Frauenpolitische Programme werden in allen Parteien in unterschiedlichem Umfang<br />
formuliert. Über die Frauenorganisationen werden Fortbildungen für<br />
Nachwuchspolitikerinnen organisiert, Austausch untereinander und inhaltliche<br />
Abstimmung miteinander gepflegt. Sie können auch generell als innerparteiliche<br />
Lobby gesehen werden, die Rückhalt in der Umsetzung politischer Forderungen<br />
bietet. Zudem gelten vor allem die Organisationen der Großparteien als<br />
„Rekrutierungskanäle für aufstiegsorientierte Kandidatinnen“. (Steininger, Zit. in:<br />
Hoecker 1998: 276). Der Weg über die Partei in die Politik bedeutet Sozialisation als<br />
Politikerin mit den jeweiligen Normen und Wertesystemen der Partei sowie den darin<br />
enthaltenen Frauenbildern. Daraus entwickelt sich in der Regel eine starke Loyalität<br />
gegenüber der Partei und ihren männlichen Repräsentanten.<br />
57 Vgl. Interview 2: 313<br />
58 Vgl. Rösslhumer/ Appelt: 1992