und Landfahrertums in der Schweiz. Dissertation, Zürich 1944. - sifaz
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entschieden werden. Wie stark K<strong>in</strong><strong>der</strong> zur Vagantität neigen,<br />
zeigt e<strong>in</strong>e Zahl aus Frankreich, wo 1927 30 % aller Jugendgerichtsurteile<br />
wegen Vagantität gefällt wurden (386 Knaben<br />
<strong>und</strong> 399 Mädchen, welche sich meistens <strong>der</strong> Prostitution ergaben)."<br />
Neben <strong>der</strong> Ödipussituation s<strong>in</strong>d hier noch etwa folgende<br />
neurotische Motive (welche auch bei schizophrenen<br />
Krankheitsbil<strong>der</strong>n vorkommen können) zu nennen:<br />
a) Vaganten, die ihre <strong>in</strong>nere Unruhe <strong>und</strong> die Unerträglichkeit<br />
ihrer gegenwärtigen Position nach außen projizieren,<br />
um dem eigentlichen Problem enthoben zu se<strong>in</strong>.<br />
b) «Unstet <strong>und</strong> flüchtig sollst du se<strong>in</strong>» als unbewußtes Motiv,<br />
z. B. als Reaktion auf e<strong>in</strong> schlechtes Gewissen über e<strong>in</strong>e<br />
begangene Tat o<strong>der</strong> als Bestrafung für unbewußte Todeswünsche,<br />
z. B. gegen den Vater."<br />
c) Zerfallenheit mit <strong>der</strong> Sozietät, mit dem bürgerlichen Milieu:<br />
Es handelt sich um den Typ des Weltverbesserers,<br />
welcher <strong>in</strong> allen Teilen des Landes revolutionäre Reden<br />
hält. Dah<strong>in</strong>ter verbirgt sich recht oft e<strong>in</strong>e ursprüngliche<br />
Zerfallenheit mit den Eltern.<br />
d) Vagantität als Selbstzerstörung (destruktiver Masochismus),<br />
z. B. als Selbstbestrafung.<br />
e) Vagantität aus Sehnsucht nach Liebe <strong>und</strong> Wärme, welche<br />
z. B. we<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit durch die Eltern, noch später<br />
durch die Umwelt befriedigt wurde. Es handelt sich um<br />
den Typ des «Sonnenbru<strong>der</strong>s»."<br />
Vagantität als Suche nach e<strong>in</strong>em imag<strong>in</strong>ären Glück, das<br />
sich <strong>in</strong> Realität nirgends f<strong>in</strong>den läßt. Das Schicksal des<br />
Seemanns, <strong>der</strong> von e<strong>in</strong>em Land zum an<strong>der</strong>n segelt, aber<br />
se<strong>in</strong>e Ruhe nie f<strong>in</strong>den kann.<br />
g) Vagantität aus M<strong>in</strong><strong>der</strong>wertigkeitsgefühlen: «Hier werde<br />
ich we<strong>der</strong> geachtet noch verstanden», als Nachklang des<br />
schweren K<strong>in</strong><strong>der</strong>schicksals e<strong>in</strong>es Verstoßenen.<br />
42 Tramer weist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Untersuchung nach, daß das Vagieren bei<br />
75 % <strong>der</strong> Exploranden im Entwicklungsalter begonnen hatte. Vergl. auch<br />
F. Ehrlicher: Jugendschicksal als Gr<strong>und</strong> sozialer Entwurzelung <strong>in</strong> «Der<br />
nichtseßhafte Mensch», S.243.<br />
43 Das sogenannte Ka<strong>in</strong>s-Motiv.<br />
44 Vergl. dazu die reizende kle<strong>in</strong>e Geschichte von G. Busse -Palma:<br />
Onkel Bim» <strong>in</strong> «Im Strome des Lebens», Neue Folge Leipzig.