und Landfahrertums in der Schweiz. Dissertation, Zürich 1944. - sifaz

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schaften. Zu den ersteren rechnen wir die frappierende Ortskenntnis
und ein ausgezeichnetes Orientierungsvermögen, dann
aber auch ein gewisses Verkaufsgenie, das sich in der wunderbaren
Gabe offenbart, irgend eine wertlose Ware an den Mann
zu bringen. Die schlechten Eigenschaften, wie Haltlosigkeit,
Trunksucht, liederlicher Lebenswandel und Kriminalität überschatten
jedoch diese guten Seiten.
Das fremdartige Element hat sich auf verschiedene Weise
in unser Land eingeschmuggelt:
Als Reste jener Keßlerbanden, welche vom Norden und
Osten her in unser Land einströmten, und gegen die der
Ausrottungskampf so oft ergriffen wurde.
Die Pilgerfahrt nach Einsiedeln als willkommene Gelegenheit
zur Umgehung lästiger Kontrollen mit darauffolgender
Niederlassung in der Innerschweiz. Diese Gruppe
innerschweizerischer Landfahrerfamilien stammt meistens
aus dem Elsaß.
Bürgerrechtserwerbung durch Einkauf in eine Gemeinde.
Zwangseinbürgerung nach Heimatlosengesetz, ohne daß
es möglich war, eine Pseudoheimatlosigkeit festzustellen.
Einheirat einer Vagantin in eine an sich gesunde Bauernfamilie.
Mehr als einmal kam es vor, daß sich ein etwas
leichtsinniger Bauernsohn in eine hübsche, schwarzäugige
Jennische vergaffte, sie zur Frau nahm und erleben mußte,
wie ihm eine Vagantenbrut geboren wurde, die Schimpf und
Schande über seine bisher rechtschaffene Familie brachte.'
Es fällt auf, daß die Namen der heutigen Landfahrerfamilien
mit jenen der Beteiligten der Gaunerprozesse des letzten und
vorletzten Jahrhunderts identisch sind. Einzelne sind verschwunden
(wahrscheinlich durch Ausweisung der Sippe aus der
Schweiz); aber neue Namen sind indessen dazugekommen, allerdings
nur dann, wenn das belastende Erbgut in gesunde Familien
hineingetragen wurde. Einzelne Zweige von Vagantenstämmen
sind jedoch seßhaft geworden: hier gelang es dem
gesunden Blut sich durchzusetzen. Diese Regenerationen aber
4 D. Schuster und A. Siegfried: Der Kesseljogg und seine Söhne. Kinder
der Landstraße, Heft 3.