und Landfahrertums in der Schweiz. Dissertation, Zürich 1944. - sifaz
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E<strong>in</strong>leitung<br />
Voraussetzung e<strong>in</strong>es jeden geordneten, menschlichen Zusammenlebens<br />
ist die Seßhaftigkeit. Der Boden verfe<strong>in</strong>erter<br />
Kultur <strong>und</strong> zivilisatorischer Leistung, die Gr<strong>und</strong>lage je<strong>der</strong> sozial<br />
hochstehenden Ordnung, ist das feste Verankertse<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerhalb<br />
e<strong>in</strong>es bestimmten territorialen Raumes <strong>und</strong> <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er abgegrenzten<br />
soziologischen Gr<strong>und</strong>form: Familie, Geme<strong>in</strong>de o<strong>der</strong><br />
Menschheit ganz allgeme<strong>in</strong>. Alle diese äußeren <strong>und</strong> <strong>in</strong>neren,<br />
sichtbaren <strong>und</strong> unsichtbaren, bewußten <strong>und</strong> unbewußten B<strong>in</strong>dungen<br />
zwischen den e<strong>in</strong>zelnen seßhaften Glie<strong>der</strong>n bilden das<br />
Gerippe e<strong>in</strong>es dauernden sozialen Gefüges, <strong>in</strong> welchem alle<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> Austausch <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Vertiefung von kulturellen Werten möglich<br />
ist. Man wird zum eben Behaupteten e<strong>in</strong>wenden, daß auch<br />
die Nomaden es auf e<strong>in</strong>e gewisse Kulturstufe gebracht hätten<br />
— aber eben nur auf e<strong>in</strong>e gewisse —, ihr gesamtes Weltbild ist<br />
<strong>und</strong> bleibt primitiv, <strong>und</strong> erst als im Verlaufe <strong>der</strong> Menschheitsgeschichte<br />
<strong>der</strong> Prozeß <strong>der</strong> Seßhaftwerdung sich vollzogen hatte,<br />
war e<strong>in</strong>e Loslösung aus dem archaisch-nomadischen Zustand<br />
auch <strong>in</strong> geistiger H<strong>in</strong>sicht möglich <strong>und</strong> <strong>der</strong> Weg zu höheren geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />
Organisationsformen <strong>und</strong> größern kulturellen<br />
Leistungen offen.<br />
Innerhalb dieses festen Gefüges, welches durch die mo<strong>der</strong>ne<br />
seßhafte Gesellschaft gebildet wird, spielt sich jedoch das Leben<br />
als Phänomen unaufhörlicher Bewegung ab: horizontal als<br />
dauernde Kommunikation <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Menschen unter sich im<br />
Verkehr, vertikal als Auf- <strong>und</strong> Abstieg des E<strong>in</strong>zelnen <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> gesellschaftlichen Rangordnung. Alle diese Bewegungen erfolgen<br />
im Rahmen <strong>der</strong> festen sozialen Gr<strong>und</strong>form <strong>der</strong> Seßhaftigkeit;<br />
auch größere menschliche Bewegungen, wie sie z. B. <strong>der</strong><br />
Auswan<strong>der</strong>er durchführt, haben ihr Endziel schließlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
neuen Seßhaftigkeit.<br />
Es gibt nun jedoch e<strong>in</strong>e Art menschlichen Dase<strong>in</strong>s außerhalb<br />
dieses festen sozialen Gefüges, sobald nämlich die B<strong>in</strong>dung<br />
zwischen Individuum <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>schaft sich löst. Diese Ersche<strong>in</strong>ung<br />
kann sich e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art von «übertriebener<br />
Unbeweglichkeit», als e<strong>in</strong>e Flucht <strong>in</strong> die E<strong>in</strong>siedelei manif estieren,<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>seits <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er «übertriebenen Beweglich-<br />
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