und Landfahrertums in der Schweiz. Dissertation, Zürich 1944. - sifaz

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durch die haltlosen Wanderer meist in unpassender Weise verschwendet
wurde, sollte nun die Fürsorge ausschließlich noch
mit Naturalunterstützung erfolgen. Arbeit wird hingegen für
die Unterkunft und die Verpflegung nicht verlangt, und so behält
diese Art von Fürsorge den typischen Almosencharakter bei.
Der Nichtseßhafte erhält seine Unterstützung, wenn er die vorn
Naturalverpflegungsverband aufgestellten Forderungen erfüllt,
ohne jedoch dafür Arbeit geleistet zu haben. Daß dies dem ethischen
Grundsatz: «Arbeit statt Almosen» zuwider läuft, braucht
nicht weiter erörtert zu werden.
Das preußische Wanderarbeitsstätten-Gesetz vom 29. Juli
1907 verlangte deshalb — auf unermüdliches Betreiben Bodelschwingh's
daß die Arbeitsforderung mit aller Strenge durchgeführt
werde. Die vorübergehende Gewährung von Obdach
und Beköstigung soll nur gegen eine entsprechende Arbeitsleistung,
seitens des arbeitsfähigen Wanderers erfolgen. Dieses
Prinzip drang jedoch auch in Deutschland nicht restlos durch,
indem einzelne Länder — allerdings zu ihren Ungunsten — sich
dieser Ordnung nicht unterwarfen.1 Die Idee der sogenannten
Wanderarbeitsstätten fand in unserem Lande eine recht ungünstige
Aufnahme. 1920 wurde an der Abgeordnetenversammlung
des interkantonalen Verbandes für Naturalverpflegung durch
den Armenpflegeverband der Vorschlag gemacht, die Naturalverpflegungsstationen
nach deutschem Muster in Wanderarbeitsstätten
umzuwandeln. Der Flottante sollte den Vormittag
dazu verwenden, auf einer vorgeschriebenen Route bis zur
nächsten Verpflegungsstation zu wandern; am Nachmittag hätte
er auf der Wanderarbeitsstätte gewisse Arbeiten zu verrichten.
Erst dann sollte ihm eine Unterstützung gewährt werden. Wer
sich nicht an den vorgeschriebenen Weg hielt, würde als Landstreicher
im kriminellen Sinne betrachtet und dem Gericht zur
Aburteilung überwiesen.' Die Delegiertenversammlung des
Naturalverpflegungsverbandes vertrat dagegen damals den
Standpunkt, daß dieses System einen ausgesprochenen Zwangs-
1 K. Erdlenbruch: Die wirtschaftliche und soziale Bedeutung der
deutschen Arbeitskolonien, S. 16: «eine das Reich umfassende Regelung
war 1913 bereit gestellt. Der Krieg verhinderte jedoch ihre Ausführung.»
2 C. Haslinde: Die Landstreicherei und ihre Bekämpfung, S. 37.