und Landfahrertums in der Schweiz. Dissertation, Zürich 1944. - sifaz
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günstig als hemmend e<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem <strong>der</strong> Landstreicher hier immer<br />
e<strong>in</strong>e sichere Erwerbsquelle fand, wenn ihm <strong>der</strong> Bettel bei den<br />
Nichtmitglie<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>er solchen Institution nichts e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />
konnte. Die «fechtenden K<strong>und</strong>en» zogen daher von Kasse zu<br />
Kasse, bei welchen sie immer e<strong>in</strong> wenig Geld erhielten, welches<br />
sie dann prompt <strong>in</strong> Alkohol umsetzten. Da diese Ortsgeschenkkassen<br />
ke<strong>in</strong>e soziale Aufgabe erfüllten, konnten sie sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Schweiz</strong> <strong>und</strong> auch <strong>in</strong> Deutschland nirgends lange erhalten. Man<br />
suchte deshalb <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
2. Naturalverpflegung<br />
e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung, welche auf e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Plan aufgebaut,<br />
die Fürsorge gegenüber den Nichtseßhaf ten besser regeln sollte.<br />
Unter Naturalverpflegung versteht man e<strong>in</strong>e Organisation, die<br />
sich zur Aufgabe stellt, wan<strong>der</strong>nde Arbeitssuchende durch Gewährung<br />
von Unterkunft <strong>und</strong> Nahrungsabgabe vorübergehend<br />
zu unterstützen.' Es ist im Gr<strong>und</strong>e dieselbe Fürsorgeart, welche<br />
das reformatorische <strong>Zürich</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Elendenherberge schon<br />
damals kannte.<br />
Auf Anregung des Hülfsvere<strong>in</strong>s Olten traten im Januar<br />
1887 die Vertreter <strong>der</strong> Kantone Aargau, Solothurn, Bern <strong>und</strong><br />
<strong>Zürich</strong> zur Besprechung des Ausbaus <strong>der</strong> Naturalverpflegung <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> zusammen. Es wurde e<strong>in</strong>e Kommission e<strong>in</strong>gesetzt,<br />
welche bei den Kantonsbehörden für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Organisation<br />
im Unterstützungswesen für Durchreisende vorstellig<br />
werden sollte. Am 1. Dezember 1887 wurden die Statuten für<br />
den <strong>in</strong>terkantonalen Naturalverpflegungsverband, dem auch die<br />
Kantone Basel-Land, Glarus, Luzern, Schaffhausen <strong>und</strong> Thurgau<br />
beitraten, aufgestellt. Damit war <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong> für e<strong>in</strong> Werk<br />
gelegt, welches zeitweise als iiberaltet angefe<strong>in</strong>det, sich bis heute<br />
erhalten hat. Es kann an dieser Stelle gesagt werden, daß es<br />
unendlich viel Gutes für den ärmsten Teil unserer Bevölkerung<br />
tat. Stooß war für dieses Werk sehr e<strong>in</strong>genommen: «In <strong>der</strong> Tat<br />
ist die Naturalverpflegung die beste vorbeugende Maßnahme<br />
gegen Bettel <strong>und</strong> Landstreicherei. Die Gerechtigkeit for<strong>der</strong>t,<br />
daß niemand, <strong>der</strong> unverschuldet arbeitslos ist, als Bettler o<strong>der</strong><br />
23 N. Reichesberg: Handwörterbuch <strong>der</strong> schweiz. Volkswirtschaft<br />
Band III, S. 183.