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und Landfahrertums in der Schweiz. Dissertation, Zürich 1944. - sifaz

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fahrervolkes zu konstatieren ist, geben sich an<strong>der</strong>seits die Sippen<br />

alle erdenkliche Mühe, sich gegenseitig zu vernichten. Die<br />

Fe<strong>in</strong>dschaft, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> jungen Männer verschiedener Sippen,<br />

mag oft wohl tief <strong>und</strong> unversöhnlich se<strong>in</strong>; ewige Rache<br />

wird geschworen, beim Alkoholgenuß erhitzt man sich, man<br />

bekommt Mut <strong>und</strong> schon ist e<strong>in</strong> Unglück da. Auch die Frauen,<br />

ja die K<strong>in</strong><strong>der</strong>, führen stets spitzige Instrumente mit sich. Mit<br />

Vorliebe werden Waffen mit sich getragen, denn ohne Waffe<br />

ist man niemand. — Typische Affekt- <strong>und</strong> Kurzschlußhandlungen,<br />

ke<strong>in</strong> kaltblütiges, überlegtes Verletzen <strong>und</strong> Töten, son<strong>der</strong>n<br />

e<strong>in</strong> wildes Raufen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> wütendes Umsichschlagen. Neben<br />

den Sippengenossen <strong>und</strong> den Mitglie<strong>der</strong>n des eigenen Volkes<br />

ist es vor allem die Polizei, welche sich von den Jennischen viel<br />

gefallen lassen muß. Nicht nur Beschimpfungen geme<strong>in</strong>ster Art,<br />

offener Wi<strong>der</strong>stand, son<strong>der</strong>n auch Körperverletzungen kommen<br />

vor. In bezug auf die Körperverletzungskrim<strong>in</strong>alität ist <strong>der</strong><br />

Jennische gegenüber <strong>der</strong> Gesellschaft nicht als geme<strong>in</strong>gefährlich<br />

zu werten, die Opfer s<strong>in</strong>d hauptsächlich bei ihnen selbst zu<br />

suchen, o<strong>der</strong> was sehr bedauerlich ist, bei Männern, welche<br />

als Hüter <strong>der</strong> öffentlichen Ordnung ihre Pflicht tun.<br />

In diesen Rahmen gehört nun noch <strong>der</strong> Tatbestand des<br />

Art. 134 STGB (Mißhandlung <strong>und</strong> Vernachlässigung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>ddes).<br />

Solche Fälle15 kommen bei diesen Familien — trotz aller<br />

«Liebe» zu ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n — ziemlich häufig vor. Im vorliegenden<br />

Material ließen sich nur zwei Fälle feststellen, was natürlich <strong>der</strong><br />

Wirklichkeit kaum entspricht. Mit Art. 134 ist nun e<strong>in</strong>e Handhabe<br />

geschaffen worden, solche Verhältnisse schärfer anzupacken,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch die Formulierung: « Wer e<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>d vernachlässigt daß dessen Ges<strong>und</strong>heit o<strong>der</strong> geistige<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>e Schädigung o<strong>der</strong> schwere Gefährdung erleidet<br />

...». Im Verlaufe dieser Untersuchung fiel uns beson<strong>der</strong>s<br />

auf, wie vorsichtig, ja allzu behutsam die Behörden hier vorgehen,<br />

auch wenn die Mißstände offensichtlich s<strong>in</strong>d. Es kam<br />

e<strong>in</strong>mal sogar vor, daß e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>debehörde e<strong>in</strong>fach deshalb<br />

den Entzug <strong>der</strong> elterlichen Gewalt nicht durchführte, weil sie<br />

sich durch die Drohungen <strong>der</strong> Sippe e<strong>in</strong>schüchtern ließ!<br />

15 Vergl. die dramatische Geschichte: «Fünf K<strong>in</strong><strong>der</strong> hungern unter e<strong>in</strong>er<br />

Brücke» <strong>in</strong> «K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> Landstraße», Heft 4, S.28.

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