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und Landfahrertums in der Schweiz. Dissertation, Zürich 1944. - sifaz

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als kastenlose Parias <strong>in</strong> ihrer Heimat e<strong>in</strong> Nomadenleben führten.<br />

Als ausgestoßene <strong>und</strong> vertriebene Bevölkerungsschicht<br />

nahmen sie ganz bestimmte Lebens- <strong>und</strong> Rechtsformen an (u. a.<br />

äußerst strenge Regeln über die Re<strong>in</strong>haltung ihres Stammes von<br />

fremdem Blut, eigenartige Riten <strong>und</strong> Gebräuche beim Ableben<br />

e<strong>in</strong>es Zigeuners usw.). Ihre Sprache, das Romanischel, gehört<br />

zur <strong>in</strong>dogermanischen Sprachgruppe, ist aber gespickt mit Lehnwörtern<br />

aus aller Herren Län<strong>der</strong>. Zigeuner wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schweiz</strong> frei zum letzten Male vor dem ersten Weltkriege <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Gegend von Biel beobachtet. Während jenes Krieges wurden<br />

etwa h<strong>und</strong>ert Zigeuner <strong>und</strong> Zigeuner<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> die <strong>Schweiz</strong><br />

verschlagen. Die Männer <strong>in</strong>ternierte man <strong>in</strong> Witzwil, die Frauen<br />

<strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> wurden <strong>der</strong> Obhut <strong>der</strong> Heilsarmee anvertraut <strong>und</strong><br />

von <strong>der</strong> «<strong>Schweiz</strong>. Zigeunermission» betreut. Während man diesen<br />

Prototyp alles fahrenden Volkes <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> heute nicht<br />

<strong>in</strong>ehr antrifft, s<strong>in</strong>d unter den Gruppenwan<strong>der</strong>ern<br />

2. die jennischen o<strong>der</strong> Landfahrer für uns von größerer<br />

Wichtigkeit. Es s<strong>in</strong>d dies die fahrenden Korber-, KeBler- <strong>und</strong><br />

liausierersippen, welche seit Jahrh<strong>und</strong>erten <strong>in</strong> unserem Lande<br />

e<strong>in</strong> nichtseßhaftes Leben führen. Sie bilden e<strong>in</strong> Volk für sich,<br />

haben ihre eigene Sprache, das “ennische»,1 <strong>und</strong> auch sie heiraten<br />

nur unter sich. Im Volke werden sie e<strong>in</strong>esteils mit den<br />

Zigeunern, von denen sie sich rassisch unterscheiden, an<strong>der</strong>nteils<br />

mit den Landstreichern, von welchen sie sich <strong>in</strong> ihrer ganzen<br />

Lebensweise differenzieren, verwechselt. Ober ihre Herkunft<br />

<strong>und</strong> ihren Ursprung werden wir mi Verlaufe dieser Untersuchung<br />

noch manches erfahren. Hier soll lediglich gesagt se<strong>in</strong>,<br />

daß es sich urn Ciruppenwan<strong>der</strong>er mit e<strong>in</strong>er zigeunerähnlichen<br />

Lebenshaltung handelt, die sich scharf von den E<strong>in</strong>zelwan<strong>der</strong>ern<br />

unterscheiden, zu welchen wir folgende Typen zählen:<br />

H. E<strong>in</strong>zelwan<strong>der</strong>er<br />

I. Die Landstreicher: Unter ihnen verstehen wir die arbeitsscheuen<br />

<strong>und</strong> mittellosen E<strong>in</strong>zelgänger. Wenn man im Proletarier<br />

den Vertreter <strong>der</strong> untersten Schicht <strong>der</strong> ehrlich-arbeitenden <strong>und</strong><br />

seßhaften Bevölkerung sieht, so gehört <strong>der</strong> Landstreicher mit<br />

1 Das Jennische o<strong>der</strong> Kochemer entlehnte se<strong>in</strong>en Inlia■t aus de<strong>in</strong> Romanischen<br />

<strong>und</strong> dem liebräisch-deutschen Jargon, enthält aber auch zig,eunerische<br />

Wortbildungen.<br />

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