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und Landfahrertums in der Schweiz. Dissertation, Zürich 1944. - sifaz

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14<br />

Die fremden Vaganten wurden über die Grenze gebracht, mit<br />

dem Erfolg, daß <strong>der</strong> Nachbarort, nicht erfreut über solchen Zuzug,<br />

sie an e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>n Stelle wie<strong>der</strong> über die Grenze schob.<br />

Da diese Praxis zu nichts führte, unternahm man «geme<strong>in</strong>eidgenössische<br />

Betteljäg<strong>in</strong>nen», wobei es dem Bauern abermals erlaubt<br />

wurde, die so auf <strong>der</strong> Tat Ergriffenen umzubr<strong>in</strong>gen.15<br />

Während des dreißigjährigen Krieges erreichte die Bettlerplage<br />

ihren Höhepunkt, <strong>in</strong>dem Scharen von Vertriebenen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schweiz</strong> sich e<strong>in</strong>en Zufluchtsort suchten. Mit ihnen kam natürlich<br />

auch viel verkommenes Ges<strong>in</strong>del. Bern <strong>und</strong> <strong>Zürich</strong> errichteten<br />

1610, bezw. 1630 Schellenwerke. Die gefangenen Landstreicher<br />

wurden angekettet <strong>und</strong> mit dem R<strong>in</strong>g um den Hals<br />

hatten sie 8-15 Tage zu arbeiten; auch die K<strong>in</strong><strong>der</strong> wurden <strong>in</strong><br />

die Schellenwerke geworfen, wenn sie stark genug waren. Die<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge teilte man <strong>in</strong> Gruppen e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> unter Anleitung e<strong>in</strong>es<br />

Rottmeisters sollten sie verschiedene Bauarbeiten für die Stadt<br />

ausführen."<br />

Diese an sich richtige Maßnahme verursachte aber zu hohe<br />

Kosten im Verhältnis zum Nutzen, den man aus ihr zog, <strong>und</strong> als<br />

man erkannte, daß sich unter diesen Flüchtl<strong>in</strong>gen auch sehr viele<br />

echte Landstreicher <strong>und</strong> Gauner befanden, entschied man sich<br />

zuungunsten <strong>der</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> jagte sie samt den Landstreichern<br />

wie<strong>der</strong> zum Lande h<strong>in</strong>aus. Die Lage wurde gegen Ende<br />

des dreißigjährigen Krieges immer unhaltbarer, als mit den<br />

entlassenen Soldaten, die <strong>in</strong>folge jenes langen Kriegsdienstes<br />

verwil<strong>der</strong>t <strong>und</strong> verroht waren, auch noch «gottloses Heidenges<strong>in</strong>d,<br />

Zyg<strong>in</strong>eren, Gygeren, Lyrentirnen, verdächtige Kramer,<br />

überflüssiges Harzerges<strong>in</strong>d, Keßleren, die ke<strong>in</strong>e Schyn haben,<br />

überlegene <strong>und</strong> unverschambte Schulmeister <strong>und</strong> <strong>der</strong>gleichen<br />

fulen, verdächtigen <strong>und</strong> beschwerlichen Fasek" <strong>in</strong>s Land strömten,<br />

kurz, die Altvor<strong>der</strong>en unserer heutigen Landfahrer. Schließlich<br />

half man sich dadurch, daß man e<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong> aufgegriffe-<br />

15 E. A. IV S. 801, IV 2, S. 818. Vergleiche auch e<strong>in</strong>e Berner Verordnung<br />

vom 16. Mai 1646, wo je<strong>der</strong>mann das Recht e<strong>in</strong>geräumt wird, verdächtiges<br />

Ges<strong>in</strong>del .von selbsten nie<strong>der</strong>zumachen <strong>und</strong> sich also desselben<br />

mit Prügeln <strong>und</strong> Schießen wiirklich zu entledigen». (K. Geiser: Geschichte<br />

des Armenwesens im Kanton Bern, S. 68.)<br />

141 Denzler a. a. O. S. 81.<br />

17 So zitiert <strong>in</strong> Denzler a. a. O. S. 203.

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