Pädagogisch-didaktische Überlegungen - Erwachsenenbildung.at
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<strong>Pädagogisch</strong>-<strong>didaktische</strong> <strong>Überlegungen</strong><br />
Andererseits ist für die Bildungspraxis bedeutsam, den gesellschaftlichen Gesamtkontext im Auge zu behalten,<br />
weil auch dieser realistische Blick von pädagogischer Relevanz ist. Den im Feld tätigen Personen<br />
sind – dies lässt sich angesichts der in den ESF-Jahren möglichen Vernetzungsstrukturen behaupten – die<br />
damit verbundenen Schwierigkeiten durchaus bewusst. Soziale Stigm<strong>at</strong>a und Diskriminierungserfahrungen<br />
prägen viele Individuen, mit denen die Bildungsarbeit aufgenommen wird, soziale und psychologische<br />
Stabilisierung machen einen Teil der Arbeit aus. Von marginalisierter Position aus über den PSA die<br />
Eintrittskarte für Arbeitsmarkt und Gesellschaft zu erhalten, ist eine Hoffnung, die nur für einen kleinen Teil<br />
der Lernenden Wirklichkeit werden wird. Sofern Bildung als Prozess der Selbstermächtigung verstanden<br />
wird, h<strong>at</strong> sie auch die Aufgabe, den Teilnehmer_innen ein reflektiertes Selbstbewusstsein zu vermitteln,<br />
das mit diesen Kontextbedingungen besser umgehen kann.<br />
Die Zielgröße für den Pflichtschulabschluss wird anhand der jährlichen Anzahl von Hauptschul-Abbrecher_innen<br />
berechnet, die auf die Gruppe der 15-64jährigen in der Gesamtbevölkerung umgelegt wird.<br />
Die „Schätzverfahren auf Basis der Schulst<strong>at</strong>istik (…) weisen einen rel<strong>at</strong>iv konstanten Anteil von österreichweit<br />
5% eines Schuleintrittsjahrgangs aus. […] Werden diese 5% auf die Altersgruppe der 15- bis 64-Jährigen<br />
übertragen, dann umfasst die Zielgruppe von Kursen zum Nachholen des Hauptschulabschlusses<br />
rund 280.000 Personen.“23 Allerdings stellen nicht diese 280.000 Personen die Zielgruppe dar, sondern primär<br />
jene 5.000, die jährlich das Bildungssystem ohne Hauptschulabschluss verlassen. Diese Zielgruppe soll<br />
im Laufe der kommenden Jahre mit jährlichen Zielgrößen zwischen 1.500 (2011/12) bis 2.400 (2013/14)<br />
Personen erreicht werden (für die Zeit nach 2013/14 liegen noch keine Planungen vor).<br />
Im Programmplanungsdokument wird in einer näheren Bestimmung der Zielgruppe der „hohe(n) Anteil<br />
an Personen mit Migr<strong>at</strong>ionshintergrund“ vermerkt sowie die T<strong>at</strong>sache, dass „der Großteil der TeilnehmerInnen<br />
auf neg<strong>at</strong>ive Schulerfahrungen zurückblickt.“24 Weitere Anhaltspunkte zur Zielgruppenbestimmung<br />
liefert die bereits erwähnte Studie von Steiner/Wagner, wonach mehr als die Hälfte der Lernenden 17 Jahre<br />
oder jünger sind, nur 10% älter als 22 Jahre und 5% älter als 30 Jahre25. Das Durchschnittsalter der Lernenden<br />
lag bei 18,4 Jahren. Der Anteil von Migrant_innen betrug zum Untersuchungszeitraum 66%.<br />
Beinahe die Hälfte der Kursteilnehmer_innen waren Migrant_innen der ersten Gener<strong>at</strong>ion, also Personen,<br />
die ihre Schullaufbahn zumindest zum Teil im Ausland absolviert h<strong>at</strong>ten. Ebenfalls rund 50% h<strong>at</strong>ten die<br />
Hauptschule in Österreich ohne positiven Abschluss verlassen.<br />
Die dünne D<strong>at</strong>enlage weist, wie bereits oben angemerkt, auf eine gravierende Forschungslücke im Bereich<br />
„externer Hauptschulabschluss-PSA“ hin, die bildungspolitische wie pädagogisch-<strong>didaktische</strong> <strong>Überlegungen</strong><br />
auf eine schwache Basis stellt.<br />
23 Länder-Bund-ExpertInnengruppe „Initi<strong>at</strong>ive <strong>Erwachsenenbildung</strong>“ 2011, S 14<br />
24 Ebd., S. 26<br />
25 Steiner/Wagner 2006, S. 49<br />
Handreichung zum Pflichtschulabschluss<br />
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