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Pädagogisch-didaktische Überlegungen - Erwachsenenbildung.at

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<strong>Pädagogisch</strong>-<strong>didaktische</strong> <strong>Überlegungen</strong><br />

Teilnehmer_innenorientierung im PSA<br />

Sowohl im curricularen Design als auch in der Zielgruppenbestimmung weist der PSA starke Überschneidung<br />

zwischen der <strong>Erwachsenenbildung</strong> und dem Schulsystem auf. Stichworte: Lehrplan gleich NMS,<br />

Anschluss an weiteres Schulsystem als Teilziel, hohe Anzahl von „Dropouts“ bzw. Schulverweigerer_innen<br />

(=schulisch sozialisierten Personen), 80% der Teilnehmenden unter 24 Jahren (d.h. Persönlichkeitsentwicklung<br />

ein großes Thema). Das heißt für <strong>didaktische</strong> <strong>Überlegungen</strong>: Das klassische Bild des „erwachsenen<br />

Lernenden“, das den Grundsätzen der <strong>Erwachsenenbildung</strong> zugrunde liegt und auch für die vorliegenden<br />

<strong>didaktische</strong>n Grundsätze bestimmend ist, muss im Sinne einer „Teilnehmer_innenorientierung“ an der Realität<br />

gespiegelt werden. Die „Realität“ lässt sich aufgrund der mangelnden D<strong>at</strong>enlage188 nur unzureichend<br />

empirisch abgestützt beschreiben, weshalb in die folgenden <strong>Überlegungen</strong> persönliche Erfahrungen der<br />

Autorin und ihrer Kolleginnen (Verein maiz) miteingeflossen sind:<br />

Freiwilligkeit<br />

Vorannahme: Erwachsene lernen meist freiwillig. Sie sind eher durch interne als durch externe Faktoren<br />

motiviert.<br />

Realität im Unterricht zum PSA: Diese Freiwilligkeit ist aus folgenden Gründen oft nur bedingt vorhanden:<br />

• Der PSA wird als Minimalvoraussetzung für den Arbeitsmarkt gesehen189, und stellt für viele etwas „Abzuhakendes“<br />

dar.<br />

• Eine hohe intrinsische Lernmotiv<strong>at</strong>ion („expansives Lernen“) ist erfahrungsgemäß eher bei Migrant_innen<br />

erster Gener<strong>at</strong>ion zu finden; bei Migrant_innen zweiter und dritter Gener<strong>at</strong>ion, bei denen es sich<br />

häufig um Schulabbrecher_innen bzw. Schulverweigerer_innen handelt, überwiegt extrinsische Motiv<strong>at</strong>ion<br />

(„defensives Lernen“).<br />

• Werden Lernende vom AMS geschickt, so erleichtert das einerseits die Lebens umstände (DLU), kann<br />

aber andererseits in einen Zwang ausarten, der wenig lernförderlich ist.190<br />

• Jugendliche werden oft von den Eltern oder von den Betreuer_innen „geschickt“ und kontrolliert.<br />

• Gerade bei „Dropouts“ und Personen, die sich in schwierigen Lebensphasen befinden (neg<strong>at</strong>ive Asylbescheide,<br />

Wechsel der Betreuungseinrichtung, Belastung durch die Situ<strong>at</strong>ion der Familie in den Herkunftsländern…)<br />

kann die Motiv<strong>at</strong>ionslage sehr schnell kippen.<br />

Schlussfolgerungen:<br />

• Eine hohe intrinsische Lernmotiv<strong>at</strong>ion ist auch nach Steiner/Wagner ein wesentlicher Faktor für die Zufriedenheit<br />

der Lernenden und den Erfolg des Kurses. Sie zu erhalten daher ein wesentlicher Punkt. Laufende<br />

Evalu<strong>at</strong>ion, solidarisches Klima zwischen Lehrenden und Lernenden sowie zwischen den Lehrenden<br />

ist dafür entscheidend – sowie eine erweiterte berufliche Perspektive auf Basis des PSA.<br />

• Eine geringe Lernmotiv<strong>at</strong>ion oder eine Lernverweigerung kann vielfältigste Gründe haben. „Was hilft“<br />

ist nach Steiner/Wagner intensive sozialarbeiterische Betreuung. Die Kooper<strong>at</strong>ion mit Eltern und Betreuungsorganis<strong>at</strong>ionen<br />

bei jugendlichen Lernenden muss dabei sorgfältig überlegt werden, besteht doch<br />

die Gefahr, selber zur Kontrollinstanz zu werden und die nötige Parteilichkeit zu verlieren.<br />

188 Verfügbar ist, wie bereits öfters angemerkt, nur die Studie von Steiner/Wagner (2006). Die dortigen Erkenntnisse über die<br />

Lernenden werden in der folgenden Beschreibung miteinbezogen.<br />

189 Steiner/Wagner 2006, S. 28<br />

190 Steiner/Wagner 2006, S. 29<br />

Handreichung zum Pflichtschulabschluss<br />

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