Pädagogisch-didaktische Überlegungen - Erwachsenenbildung.at
Pädagogisch-didaktische Überlegungen - Erwachsenenbildung.at
Pädagogisch-didaktische Überlegungen - Erwachsenenbildung.at
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Pädagogisch</strong>-<strong>didaktische</strong> <strong>Überlegungen</strong><br />
„Das Paradigma der Segreg<strong>at</strong>ion ist noch immer strukturell bestimmend“129 für das Schulsystem, und seit<br />
Anfang des Jahrhunderts stagniert nicht nur der Ausbau schulischer Integr<strong>at</strong>ion in Österreich, sondern es<br />
werden „…in den letzten Jahren erreichte Standards durch kontinuierliche Verschlechterungen der personellen<br />
Rahmenbedingungen wieder zurückgefahren.“130<br />
Österreich h<strong>at</strong> sowohl die „UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ als auch<br />
das UNESCO-Programms „Bildung für alle“ r<strong>at</strong>ifiziert, womit „Inklusion“ eine rechtliche bindende Wirkung<br />
entfaltet. Österreich ist verpflichtet ein inklusives Gesellschafts- und Bildungssystem auf allen Ebenen zu<br />
gewährleisten.<br />
Als Meilenstein in diese Richtung gilt der „N<strong>at</strong>ionale Aktionsplan Behinderung 2012-2020: Str<strong>at</strong>egie der<br />
österreichischen Bundesregierung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention – Inklusion als<br />
Menschenrecht und Auftrag“, der im Juli 2012 vom Ministerr<strong>at</strong> beschlossen wurde und Maßnahmen zur<br />
Gleichstellungspolitik von Menschen mit Beeinträchtigungen auf allen gesellschaftlich relevanten Ebenen<br />
beinhaltet. In Bezug auf das Bildungssystem sieht der „N<strong>at</strong>ionale Aktionsplan (NAP) u.a. folgende Schritte<br />
vor:<br />
• Entwicklung von Inklusiven Modellregionen, in denen inklusive Schul- und Unterrichtsangebote erprobt<br />
und mit der Zeit ausgebaut werden<br />
• Verbesserung der Qualität bei der Feststellung von sonderpädagogischem Förderbedarf; vermehrte Angebote<br />
an inklusiven Unterrichtsm<strong>at</strong>erialien<br />
• Verbesserungen auf der Ebene der Ber<strong>at</strong>ung der Eltern, der Bewusstseinsbildung und Fortbildung der<br />
Lehrenden<br />
• Inklusive Pädagogik als Teil der zukünftigen Ausbildung für Lehrerinnen und Lehrer<br />
Was also im NAP nicht angedacht wird, ist eine Abschaffung der Sonderschulen, die von Seiten der Selbsthilfeorganis<strong>at</strong>ionen<br />
von Menschen mit Beeinträchtigungen sowie auch vom Monitoringausschuss, der die<br />
Umsetzung der UN-Konvention überwacht, als eine der wesentlichen Voraussetzungen für ein inklusives<br />
Schulsystem angesehen wird.<br />
Auf Personen mit Migr<strong>at</strong>ionshintergrund wird im NAP lediglich an einer Stelle Bezug genommen, nämlich<br />
in dem festgestellt wird, dass „Schülerinnen und Schüler mit anderen Erstsprachen als Deutsch überproportional<br />
stark in den Sonderschulen vertreten“131 (sind) und daher die Diagnoseinstrumente zur Feststellung<br />
des SPF verbessert werden sollten. Der Bogen zur Inklusion auch anderer diskriminierter Personengruppen<br />
wird mit folgendem Abs<strong>at</strong>z geschlagen: „Von Inklusion im Bildungsbereich profitieren aber auch<br />
nicht behinderte Kinder und Jugendliche, da durch inklusive pädagogische Ansätze die Unterrichtsqualität<br />
(im Sinne der Individualisierung und Kompetenzorientierung) generell erhöht werden kann.“132<br />
Als weiterer Meilenstein in der Schaffung eines inklusiven Bildungssystems gilt die „PädagogInnenbildung<br />
NEU“, die im Juni 2013 vom N<strong>at</strong>ionalr<strong>at</strong> beschlossen wurde und sich gerade in den Implementierungs- als<br />
auch noch in der Entwicklungsphase befindet. Die Neuerungen betreffen die Einführung einer Aufnahmeprüfung,<br />
die Verlängerung der Ausbildung für den Pflichtschulbereich und eine Anbindung an Universitäten.<br />
Noch in Entwicklung begriffen sind u.a. die Curricula der Ausbildungsgänge. Diesbezüglich liegen die<br />
„Empfehlungen der ExpertInnengruppe „Inklusive Pädagogik“ vom April 2012 vor, die u.a. zu dem Schluss<br />
kommt, „dass ein inklusives Schulsystem keinen eigenen Ausbildungslehrgang für ein ‚Sonderschullehr-<br />
129 Feyerer 2012<br />
130 Biewer 2006, S. 27; zit. nach Feyerer 2012<br />
131 Bundesministerium für Arbeit 2012, S. 53<br />
132 Bundesministerium für Arbeit 2012, S. 51<br />
Handreichung zum Pflichtschulabschluss<br />
48