Pädagogisch-didaktische Überlegungen - Erwachsenenbildung.at

Pädagogisch-didaktische Überlegungen
engeren Sinn - muss es für die Erwachsenenbildung genau darum gehen, sich „opportunity to learn standards“
zu überlegen.79
Ein wesentlicher mit der herrschenden Kompetenzdiskussion verbundener Faktor ist schließlich die Output-Orientierung
(Lernergebnisse) anstelle der Konzentration auf Input (Lerninhalte). Da dieses Spannungsverhältnis
zwischen Kompetenzorientierung und Inhaltsorientierung einiges an Verstörung bewirkt
und häufig zu einseitig als „weg mit den Inhalten“ kommuniziert wird, soll das im Anschluss an problematische
Aspekte zumindest kurz angesprochen werden:
Kompetenzorientierung für den neuen PSA bedeutet nicht, dass Inhalte mit dem Curriculum überflüssig
werden, ohne Inhalte können Kompetenzen nicht entwickelt werden, „() es gibt keine Kompetenzentwicklung
ohne Fachinhalte.“80
Gerade ein Pflichtschulabschluss muss in vielem vor allem Wissen als Basis von Kompetenz vermitteln, weil
diese Wissensbasis schlichtweg oft nicht vorhanden ist, und insofern ist empfehlenswert, nicht von einem
Extrem in das andere zu verfallen:
„Eine Einschränkung kann sich bei einem kompetenzorientierten Unterricht dadurch ergeben,
dass an einem Inhalt nur noch das interessiert, was der beabsichtigten Kompetenz entspricht.
Das ist eine Folge davon, dass die Unterrichtsplanung nicht vom Stoff und der Frage nach ihrem
Bildungsgehalt ausgeht, sondern von einer Kompetenz, für die dann ein geeigneter Stoff bzw.
Gegenstand gesucht wird. [] Mit der Konzentration auf Kompetenzen entsteht auch die Gefahr
einer Unterschätzung des Wissens.“81
Die Reform des Pflichtschulabschlusses in der Erwachsenenbildung eröffnet hier auch die Chance, sich Gewichtungen
in der Ausrichtung des Unterrichts – was muss gewusst werden, um als kompetenter Mensch
handlungsfähig zu sein – neu zu überlegen.
3.3. Das Kompetenzverständnis im Projekt
Das Kompetenzverständnis im Projekt hat sich in ausführlicher Auseinandersetzung mit Begrifflich keiten
und deren möglichen Konsequenzen entwickelt.
Für einen Pflichtschulabschluss, der sich bei starker Heterogenität der Lernenden mit der Vermittlung
von notwendigen Grundkompetenzen auseinandersetzen muss, war schnell klar, dass bei aller Bedeutung
einer Anschlussfähigkeit an den Arbeitsmarkt keine völlige Reduktion auf Verwertbarkeit verbunden
sein kann, zum zweiten, dass völlige Anlehnung an die Entwicklungen im schulischen Bereich inklusive
der Orientierung an Weinert nicht zielführend ist. Möglichst weitgehende individuell begleitete Kompetenzentwicklung
schien uns prioritär gegenüber einer verkürzenden Interpretation von standardisierten
Lernergebnissen.
79 Konturen von „erfolgreichen“ HSA-Modellen in der Erwachsenenbildung sind nicht zuletzt der IHS-Evaluation (Steiner/Wagner
2006) zu entnehmen, Ergebnisse sind auch in die Qualitätsvorgaben im Programmplanungs dokument für die IEB eingeflossen.
Als weiteres Produkt des Netzwerkprojekts ist die Erarbeitung von Qualitätsparametern vorgesehen, die sich dieser Frage
widmen werden. Dass mögliche prozessbezogene Qualität im finanziellen Korsett der Initiative Erwachsenenbildung nicht
unterlaufen werden, scheint uns jedenfalls maßgeblicher als die Standardisierung von Lernergebnissen.
80 Leisen 2010, S. 1
81 Bühler et al 2010, S. 40
Handreichung zum Pflichtschulabschluss
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