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Pädagogisch-didaktische Überlegungen - Erwachsenenbildung.at

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<strong>Pädagogisch</strong>-<strong>didaktische</strong> <strong>Überlegungen</strong><br />

Kompetenz, Historische Kompetenz) verbindet. Das über Jahre weiterentwickelte und dabei modifizierte<br />

Konzept85 versteht Lernen nicht primär als Aneignung von Wissen, sondern Weg zu Selbstbe stimmung<br />

und Emanzip<strong>at</strong>ion, entsprechend ist auch das Verständnis von Kompetenz gegen eine instrumentelle und<br />

funktionalistische Verengung des Begriffs gewendet.86<br />

Von den in jüngerer Zeit vorgelegten kompetenzorientierten Curricula wurden insbesondere Elemente<br />

des Neuseeländischen Curriculums (2007)87 diskutiert und für die Entwicklung herangezogen. Dieses<br />

lässt für unterschiedliche Aneignungswege einen größeren Spielraum zu und war – vor allem mit den Abschnitten<br />

„values“ und „principles“ – auch inspirierend für den weiteren Rahmen, in dem das vorliegende<br />

Curriculum mit der Formulierung von Prinzipien gesehen werden will. Nicht zuletzt ist es erfrischend, im<br />

Neuseeländischen Curriculum an erster Stelle der „key competencies“ schlichtweg „thinking“ zu sehen, ein<br />

Zugang, auf den die Diskussionen immer wieder zurückgekommen sind: Wenn es gelingt, zum Denken<br />

anzuregen, ist ein wesentlicher Schritt in der pädagogischen Arbeit und auch für den Aufbau auch von<br />

Fachkompetenzen getan.<br />

All diesen Ansätzen liegen ein weitaus umfassenderes Verständnis von Handlungskompetenz und komplexere<br />

Interaktionen zwischen Individuum und Umwelt zu Grunde, als dies in aktuellen schulischen Modellen<br />

und in der Berufsbildung diskutiert wird.<br />

Bezogen auf den Pflichtschulabschluss stellt Handlungskompetenz als zu erreichende subjektive Handlungsfähigkeit<br />

aus unserer Sicht eine Dimension dar, die den Konnex zu „Mündigkeit“ im Sinne von Roth<br />

und Negt beinhalten muss und damit mehr umfasst als eine letztlich auf bloße Fertigkeiten reduzierte<br />

Kompetenz dimension, die durch adäqu<strong>at</strong>e Testaufgaben gemessen werden kann.<br />

Ein derartiges Verständnis von Kompetenzen bleibt nicht zuletzt weiter gefassten Konzeptionen von „Bildung“<br />

näher. Die breite Diskussion zum Verhältnis von „Bildung“ und „Kompetenz“88 und zum Bildungsbegriff<br />

generell detaillierter auszuführen, ist hier nicht der Ort, einige Aspekte sollen insofern angesprochen<br />

werden, als sie auch für das dem Curriculum unterlegte Kompetenz verständnis relevant sind.<br />

Wesentlich für die Diskussionen im Vorfeld des Curriculums war weitgehende Einigkeit über ein Bildungsverständnis,<br />

das sich weder in reinen Verwertungszusammenhängen (reduzierte Aus-Bildung für den Arbeitsmarkt)<br />

noch im abstrakten Raum ewiger menschlicher Werte erschöpft und darin an Traditionen der<br />

<strong>Erwachsenenbildung</strong> anschließen kann:<br />

Kurt Meissner diskutiert in dem Buch „Die dritte Aufklärung“ (1969) drei Phasen der Aufklärung: die geistige<br />

Emanzip<strong>at</strong>ion des Bürgertums, Aufklärung als Volksbildung und <strong>Erwachsenenbildung</strong> in einer informierten<br />

Gesellschaft: „Dabei sind es drei Elemente, die alle Phasen der Aufklärung durchziehen: Mündigkeit,<br />

Kritikfähigkeit und Änderungsbereitschaft.“89<br />

85 Vgl. auch Negt 1975<br />

86 Zum Ans<strong>at</strong>z von Oskar Negt vgl. u.a. Zeuner 2011. Für Praktiker_innen sind in diesem Zusammenhang z.B. die Ergebnisse des<br />

Grundtvig-Projekts „Politische Partizip<strong>at</strong>ion durch gesellschaftliche Kompetenz: Curriculum entwicklung für die politische<br />

Grundbildung“, das im Rahmen des Socr<strong>at</strong>es Programms der Europäischen Union von 2003 bis 2005 durchgeführt wurde,<br />

von Interesse, nicht nur im engeren Bezug auf politische Bildung. Auf der Grundlage der von Oskar Negt entwickelten<br />

„Gesellschaftlichen Kompetenzen“ wurden im Rahmen des Projekts Lern- und Arbeitsbücher entwickelt, mit deren Hilfe sich<br />

Interessierte nicht nur passiv Wissen über die Kompetenzen aneignen können.<br />

87 New Zealand/Ministry of Educ<strong>at</strong>ion 2007<br />

88 Beispielhaft und mehrheitlich mit dem Tenor einer „Verteidigung“ der Bildung in Nuissl et. al 2002; weiters vgl. den<br />

Sammelband „Bildung – Wissen – Kompetenz“ von Pongr<strong>at</strong>z/Reichenbach/Wimmer (2006).<br />

89 Meissner 1969, S.86, zit. nach Nuissl/Schiersmann/Siebert (2002),a.a.O., S. 21<br />

Handreichung zum Pflichtschulabschluss<br />

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