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Pädagogisch-didaktische Überlegungen - Erwachsenenbildung.at

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<strong>Pädagogisch</strong>-<strong>didaktische</strong> <strong>Überlegungen</strong><br />

bringen die Lernenden in einen „handelnden Umgang“ mit den Sachverhalten, die Inhalte sind gleichsam<br />

aufgehoben in geforderten Kompetenzen wie „adress<strong>at</strong>engerecht kommunizieren“:115<br />

Für den PSA beinhaltet die damit grundlegend verbundene Vorgabe auch Probleme: Auch auf einem angepassten<br />

Niveau kann es überfordernd sein, relevante Inhalte selbst zu erschließen - auch wenn sich Lehrende<br />

stärker in eine Rolle als „Coach“ zurücknehmen, ist wahrscheinlich ein mehr an Anleitung oder Input<br />

gefragt, wenn man nicht in die „jede_r ist seines Glückes Schmied“-Ideologie verfallen will. Ob der lebensweltliche<br />

Bezug ausreichend Interesse erzeugt, ist fraglich, und nicht zuletzt kann bestritten werden, ob<br />

die „handelnde Kommunik<strong>at</strong>ion“ nun so viel mehr verstehende Durchdringung der Inhalte ermöglicht als<br />

zugrundeliegende physikalische Gesetzmäßigkeiten ausreichend erläutern zu können.<br />

Wenn sich als kleinster gemeinsamer Nenner der Anfordernisse an kompetenzorientierten Unterricht sich<br />

im Grunde Handlungsorientierung und Lebensweltorientierung als Grundprinzipien ausmachen lassen, ist<br />

unserer Ansicht nach am zielführendsten, sich diese Grundprinzipien genau zu überlegen.<br />

Betreffend Lebensweltorientierung sollte diese nicht an der Oberfläche bleiben, sondern versuchen, ernsthaft<br />

an die Ressourcen und Probleme der Lernenden anzuschließen. Bereits für John Dewey als Vertreter<br />

des „progressive educ<strong>at</strong>ion movement“ war Lernen Erfahrung im Sinne von denkendem Handeln und damit<br />

weder nur Lernen durch Tun noch nur Lernen als kognitiv-reflexiver Prozess, sondern (all)sinnliche und<br />

sinnvolle, aktive sowie passive Involviertheit in eine Sachlage im Austausch mit anderen. „[…] Nur wenn er<br />

selbst mit dem Problem ringt, seinen eigenen Ausweg sucht und findet, denkt er.“116<br />

Auch für Klafki ist der Bezug zur Entwicklung und aktuellen Situ<strong>at</strong>ion der Lernenden Voraussetzung zur<br />

Vermittlung von Bildungsgehalten, und nicht zuletzt ist hier an den Ans<strong>at</strong>z von Klaus Holzkamp117 zu erinnern:<br />

Holzkamp h<strong>at</strong>te in einer kritischen Wendung gegen die autoritäre Institution Schule, die norm<strong>at</strong>iv<br />

fremdbestimmte Lerninhalte vorgibt und damit nur defensives oder widerständiges Lernen hervorruft,<br />

sein Konzept des „expansiven Lernens“ gesetzt. Dieses begründet sich im subjektiven Eigeninteresse der<br />

Menschen, sich neue Handlungsspielräume zu eröffnen, expansives (und damit nachhaltiges) Lernen funktioniert<br />

nach aus dieser subjektbezogenen psychologischen Perspektive nur über Eigenmotiv<strong>at</strong>ion und<br />

nicht über externe „Nötigung“.<br />

Die im Projekt erarbeiteten Beispiele – die, wie uns bewusst ist, teilweise auch selbstgesteckte Ziele noch<br />

nicht einlösen – orientieren sich gemessen an schulischen Standards weitgehend an einer Kompetenzorientierung<br />

„light“. Großes Gewicht wird mit Bezug auf die kommunik<strong>at</strong>iven, analy tischen und wertend-beurteilenden<br />

Ausprägungen von Kompetenz in der Handlungsdimension auf die weitgehend kooper<strong>at</strong>ive<br />

Erarbeitung von Themen gelegt, da im Gruppensetting neben dem Aspekt der Selbststeuerung von (Lern-)<br />

Prozessen auch Korrektive und Sozialdynamik wirksam sind.<br />

Die oben genannte Perspektivenverschiebung wird zu einem Teil, aber nicht durchgängig angewendet.<br />

Der „handelnde Umgang mit Wissen“, wie im obigen Beispiel gefordert, muss aus unserer Sicht im Pflichtschulabschluss<br />

noch praktikabel adaptiert werden, dazu müssen auch noch ausführlichere Probeläufe<br />

vorliegen. Er darf nicht überfordern, indem zu viele und zu komplexe kommunik<strong>at</strong>ive Übersetzungsleistungen<br />

verlangt werden, die das Hauptgewicht dann auf die kompetenzorientierte kommunik<strong>at</strong>ive<br />

„Verkleidungen“ der Inhalte legen. Für die Vermittlung von Basiswissen ist zudem die Instruktionsleistung<br />

durch die Lehrenden weiterhin notwendig.<br />

115 Leisen 2010, S. 6 f<br />

116 Dewey 2000/1916, S.213, zit. nach Nowak 2012, S. 79f<br />

117 Holzkamp 1993<br />

Handreichung zum Pflichtschulabschluss<br />

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