11.01.2014 Aufrufe

Pädagogisch-didaktische Überlegungen - Erwachsenenbildung.at

Pädagogisch-didaktische Überlegungen - Erwachsenenbildung.at

Pädagogisch-didaktische Überlegungen - Erwachsenenbildung.at

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Pädagogisch</strong>-<strong>didaktische</strong> <strong>Überlegungen</strong><br />

Zentrale Grundlage für kompetenzbasierten Unterricht ist demnach nicht mehr ein Kanon an Unterrichtsinhalten,<br />

die vermittelt werden sollen, sondern Lernziele, die erreicht werden sollen. Dass Inhalte damit<br />

nicht obsolet werden, wurde oben bereits angesprochen. Wenn man den vorliegenden Empfehlungen<br />

folgt, reicht in vielem eine leichte Drehung bisheriger Praktiken aus:<br />

„Die Antwort auf die Frage, was kompetenzorientierten Unterricht von bisherigem unterscheidet, h<strong>at</strong> eine<br />

ermutigende und eine enttäuschende Komponente:<br />

• Ermutigend ist, dass es gar nicht so unterschiedlich ist, dass die M<strong>at</strong>erialien, die Methoden, die Experimente,<br />

die Sozialformen, die Medien, ... weitgehend beibehalten werden können.<br />

• Enttäuschend ist, dass der Unterschied nicht so gravierend, so deutlich und so spektakulär ist, sondern<br />

subtil und auf den zweiten Blick deutlich wird.“ 104<br />

Dieser geforderte nur „subtile“ Perspektivwechsel erklärt sich zu einem Teil wohl daraus, dass in der<br />

„Kompetenz orientierung“ letztlich viele der pädagogischen Diskussionslinien der letzten Jahrzehnte<br />

zusammenfließen.<br />

Zum einen h<strong>at</strong> mit der zunehmenden Verschränkung von allgemeiner und beruflicher Bildung vor dem<br />

Hintergrund einer hochkomplexen „Wissensgesellschaft“ – wie schon im Abschnitt zu problem<strong>at</strong>ischen<br />

Aspekten des Kompetenzbegriffs angesprochen - längst auch eine Verschränkung der „Lernkulturen“ st<strong>at</strong>tgefunden,<br />

der „mündige“ ganze Mensch, der für die <strong>Erwachsenenbildung</strong> so lange im Zentrum stand, wird<br />

letztlich zur Bewältigung komplexer Jobprofile und der in der Risikogesellschaft erforderlichen Flexibilität<br />

auch von Seiten der Wirtschaft verlangt:105<br />

„In diesem Sinne greift die betriebliche Weiterbildung seit einigen Jahren nicht nur auf die<br />

Projekt ansätze aus der Reformpädagogik zurück, sie entwickelt und profiliert vielmehr immer<br />

deutlicher eine eigenständige Didaktik selbstorganisierten Lernens, die dadurch gekennzeichnet<br />

ist, dass die außerfachlichen Dimensionen der Kooper<strong>at</strong>ion einen höheren Rangpl<strong>at</strong>z in den<br />

Lernziel-Definitionen einnehmen und als eigentlicher Kern der Fachqualifik<strong>at</strong>ion entsprechend<br />

berücksichtigt werden. Aus- und Weiterbildungserfolg werden zunehmend auch danach bemessen,<br />

ob es gelingt, die Fähigkeiten der Mitarbeiter/innen zur Konfliktlösung, zur Kre<strong>at</strong>ivität und<br />

zur Kooper<strong>at</strong>ion zu optimieren. Didaktisches Gewicht erhalten in diesem Zusammenhang unstrukturierte<br />

Lernprozesse, in denen die Teilnehmer/innen system<strong>at</strong>isch vor der Heraus for derung<br />

stehen, den Umgang mit Unsicherheit zu lernen und sich eine Kompetenz zum Umgang mit unerwarteten<br />

Anforderungen anzueignen. Sie sollen nicht mehr in so starkem Maße über m<strong>at</strong>eriales<br />

Wissen, sondern vielmehr in einem umfassenden Sinne über Methodenkompetenz verfügen,<br />

d. h. in der Lage sein, sich neues Wissen, Übersicht über unerwartete Situ<strong>at</strong>ionen sowie Zugang<br />

zu neuen Problemlösungsmechanismen selbst zu erschließen. Wenn in diesem umfassenden Sinne<br />

Selbstständigkeit gefördert werden soll, muss das Lernen so arrangiert werden, dass selbstständige<br />

Suchbewegungen nicht verhindert, sondern ermöglicht werden. Aus diesem Grunde<br />

müssen in lebendigen Lernprozessen in verstärktem Maße Aktivitätsmethoden eingesetzt werden,<br />

d. h. Methoden, bei denen die Initi<strong>at</strong>ive im Lernprozess und die Steuerung des Lernprozesses<br />

erst allmählich und dann immer mehr auf den Lernenden übergehen.“106<br />

104 Leisen 2010, S.1<br />

105 Nicht umsonst klingen Forderungen aus der Wirtschaft auch für „kritische Pädagogik“ merkwürdig vertraut. Einer Befragung<br />

von Betrieben zu wesentlichen Einstiegsqualifik<strong>at</strong>ionen von Lehrstellensuchenden zufolge sind Lernbereitschaft und logisches<br />

Denken weitaus wichtiger als etwa Englischkenntnisse und berufliche Vorkenntnisse. Vgl. Dornmayer et.al 2007<br />

106 Arnold 2002, S.32<br />

Handreichung zum Pflichtschulabschluss<br />

38

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!