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Pädagogisch-didaktische Überlegungen - Erwachsenenbildung.at

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<strong>Pädagogisch</strong>-<strong>didaktische</strong> <strong>Überlegungen</strong><br />

amt‘ benötigt, sehr wohl aber eine umfangreiche Spezialisierung in Inklusiver Pädagogik, damit wirklich<br />

alle Kinder und Jugendliche eine angemessene Bildung innerhalb der Gemeinschaft erhalten.“133 Die Verankerung<br />

Inklusiver Pädagogik im gemeinsamen Curriculum aller Pädagog_innen wird als einer der wichtigsten<br />

Ziele der Ausbildungsreform genannt, denn:<br />

„Inklusive Pädagogik als zu entwickelndes Lehr- und Forschungsgebiet vereint, transferiert und entwickelt<br />

Erkenntnisse der bisher getrennten Fachgebiete Sonderpädagogik, Integr<strong>at</strong>ionspädagogik, Interkulturelle<br />

Pädagogik, gendergerechte Pädagogik und Hochbegabtenförderung zur Absicherung der Heterogenität<br />

in einem inklusiven Bildungssystem.“134<br />

Kritik am Differenzparadigma im pädagogischen Kontext<br />

Anknüpfend an die letztgenannte Vision einer Inklusiven Pädagogik sollen im Folgenden die wichtigsten<br />

Kritikpunkte am Differenzparadigma dargestellt werden:<br />

1) Ein wesentlicher Kritikpunkt bezieht sich auf die dem Differenzparadigma zugrundeliegenden „K<strong>at</strong>egorienlisten“,<br />

die oft willkürlich und beliebig erscheinen und sozialwissenschaftliche Theoriebildung<br />

über den Zusammenhang und die wechselseitige Beeinflussung der Differenzk<strong>at</strong>egorien negieren<br />

oder zumindest verflachen135. Vokabeln aus einem sozialwissenschaftlichen Kontext werden mit pädagogischen<br />

und (lern-)psychologischen K<strong>at</strong>egorien vermengt, wie in obigem Beispiel die K<strong>at</strong>egorie<br />

„nicht-deutsche Erstsprache“ oder Geschlecht beispielsweise mit „Hochbegabung“. Zwar ist die exkludierende<br />

Wirkung des Schulsystems oftmals belegt, aber deswegen gilt noch lange nicht der Umkehrschluss,<br />

dass sich eine soziale K<strong>at</strong>egorie, beispielsweise der „Migr<strong>at</strong>ionshintergrund“ in irgendeiner<br />

Weise auf die „Begabung“ auswirke. Das zu behaupten wäre rassistisch, und das wird auch in der Inklusionspädagogik<br />

nicht getan. Jedoch wird ein solcher Zusammenhang – wenn auch unbeabsichtigt<br />

und ungewollt – nahegelegt: „Das Charakteristikum des Heterogenitätsdiskurses besteht vor diesem<br />

Hintergrund insbesondere darin, dass neben den sozialen auch genuin schulpädagogische, kognitions-und<br />

lernpsychologische K<strong>at</strong>egorien herangezogen werden, um den Sachverhalt ,Heterogenität‘<br />

zu beschreiben. Die differenzpädagogische Konstruktion der ,Unterschiedlichkeit‘ der Adress<strong>at</strong>innen<br />

pädagogischer Praxis basiert folglich auf höchst selektiven, beobachterabhängigen Unterscheidungen,<br />

die auf wissenschaftlich mitunter inkommensurablen Erkenntnisprämissen beruhen.“136 Damit besteht<br />

auch die Gefahr der Ontologisierung sozialer Differenzen und es wird ausgeblendet, wie die Differenzen<br />

und die mit ihnen verbundenen Hierarchisierungen in Schule und Unterricht prozessiert werden.<br />

2) Die Konstruktion von „Listen der Verschiedenheit“ birgt zugleich die Gefahr Normalität zu definieren<br />

bzw. Vorstellungen über Normalität zu bestärken, wie folgendes Beispiel aus dem Grunds<strong>at</strong>zpapier „PädagogInnenbildung<br />

NEU“ zeigt: Die Inklusive Pädagogik solle bei den Lehrenden „eine reflektierte Einstellung<br />

gegenüber beeinträchtigten und nichtbeeinträchtigten Kindern und Jugendlichen, Menschen<br />

anderer Kulturen, Religionen und Personen verschiedener Gesellschaftsschichten und unterschiedlichen<br />

Geschlechts“ fördern.137 Wenn Mädchen/Frauen, Menschen mit Beeinträchtigungen, Menschen<br />

mit anderer als deutscher Erstsprache und anderem als österreichischem Reisepass als Personen dargestellt<br />

werden, denen gegenüber die Pädagog_innen sich eine reflektierte Einstellung aneignen sollten,<br />

kann das zu einen als Urteil über die Pädagog_innen gelesen werden, zum anderen als Bestärkung<br />

133 ExpertInnengruppe „Inklusive Pädagogik“ 2012, S. 5<br />

134 Ebd. S. 7<br />

135 Vgl. Budde 2012, S. 7<br />

136 Emmerich 2013, S. 11<br />

137 ExpertInnengruppe „Inklusive Pädagogik“ 2012, S. 11<br />

Handreichung zum Pflichtschulabschluss<br />

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