Pädagogisch-didaktische Überlegungen - Erwachsenenbildung.at
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<strong>Pädagogisch</strong>-<strong>didaktische</strong> <strong>Überlegungen</strong><br />
wird damit auf gewisse Weise zum K<strong>at</strong>alys<strong>at</strong>or für Vorstellungen von einer „neuen Lernkultur“ erklärt, die<br />
durchaus komp<strong>at</strong>ibel mit älteren reformpädagogischen und erwachsenenpädagogischen Ansätzen ist.<br />
Das im aktuellen (schulischen) Diskurs herrschende Konstrukt kognitiver Kompetenz, das auf Weinert und<br />
Klieme zurückgeht und sich in Folge der PISA-Deb<strong>at</strong>ten durchgesetzt h<strong>at</strong>, verbreitet über Konstruktion<br />
und Messung fachdomänenspezifischer kognitiver Dispositionen den Nimbus der Wissenschaftlichkeit<br />
und der Effizienz schlussendlich auch im pädagogischen Bereich. Lernergebnisbeschreibungen, Testbeispiele<br />
und Vorgaben zur Überprüfung dieser standardisierten Lernergebnisse werden in gleichsam industrieller<br />
Fertigung produziert: „Diese an Intelligenz konstrukten und Intelligenztests angelehnte Standardisierung<br />
von Leistungsdispositionen ist das Originäre des neuen Kompetenzmodells.“71<br />
Die begriffliche Füllung von Kompetenz umfasst also eine große Bandbreite. Nicht alle damit angesprochenen<br />
Aspekte sind völlig neu, neuartig an der gegenwärtigen Diskussion ist eher, mit welcher Vehemenz<br />
im schulischen Bereich ein eher eingeengtes Verständnis von Kompetenz orientierung durchgesetzt wird<br />
und andere historische Diskussionslinien ausgeblendet werden.<br />
Damit verbundene Probleme sollen im folgenden Abschnitt kurz angesprochen werden, weil das, was<br />
Kompetenzorientierung im Pflichtschulabschluss in der <strong>Erwachsenenbildung</strong> sein kann, auch vor dem<br />
Hintergrund überlegt werden muss, inwieweit man sich von schulischen Interpret<strong>at</strong>ionen abgrenzen kann<br />
oder nicht.<br />
3.2. Problem<strong>at</strong>ische Aspekte<br />
Ein grundlegendes Problem, das mit der Durchsetzung des Ans<strong>at</strong>zes von Weinert zu tun h<strong>at</strong>, ist die Frage<br />
der Messbarkeit von standardisierten Lernergebnissen als Output von Lernprozessen.<br />
Als einfaches Beispiel möge dienen, dass die Arbeit an einem Thema bzw. gemeinsam in einer Gruppe<br />
Spaß machen und Interesse wecken soll – bei Standardüberprüfungen sind diese Faktoren jedoch nicht<br />
existent. Wenn analytische und selbstreflexive Kompetenzen im Bildungsprozess wachsen, ist dies wirklich<br />
mit der standardisierten Lösung von standardisierten Aufgaben nachweisbar? Die Bedeutung von Lernprozessen<br />
rückt mit dieser Fixierung auf punktuellen Output zu Unrecht in den Hintergrund, nicht alle Bildungsziele<br />
sind kurzfristig oper<strong>at</strong>ionalisierbar und überprüfbar.<br />
Mit diesem Problembereich hängt die von vielen Seiten eingebrachte Kritik an gegenwärtigen Messverfahren<br />
generell zusammen, es kann guten Gewissens in Frage gestellt werden, ob mit den derzeitigen<br />
Testverfahren die mit Kompetenzbegriffen verbundene Komplexität auch nur ans<strong>at</strong>zweise gemessen werden<br />
kann.<br />
Die in der Schule gebräuchlichen „Kompetenzlisten“ (in Regel auch vorsichtiger als kompetenz orientierte<br />
Lernergebnisse formuliert) enthalten gewöhnlich einzelne konkrete Kenntnisse („Die Schüler/innen können<br />
geometrische Körper und Flächen benennen“) und Fertigkeiten („Die Schüler/innen können Modelle<br />
von geometrischen Körpern herstellen“), die für sich noch keine Kompetenzen bilden, sondern erst<br />
durch ihre inhaltlich adäqu<strong>at</strong>e Zusammenfassung zu einem Kompetenzbereich annähernd als Kompetenz<br />
gesehen werden können. Genau genommen werden Kompetenzen in einer Disziplin erst über einen<br />
71 Nowak 2012, S.12<br />
Handreichung zum Pflichtschulabschluss<br />
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