Metamodellbasierte und hierarchieorientierte ... - RosDok
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2.5 Geschäftsprozessmodellierung 17<br />
In [Hol98] wird der Begriff Workflow wie folgt definiert: „The computerised facilitation or automation<br />
of a business process, in whole or part.“ Nach dieser Interpretation sind also Workflows eine Teilmenge<br />
von Geschäftsprozessen. Der Fokus der Workflowsprachen liegt auf der computergestützten Ausführung<br />
von Geschäftsprozessen. Nach dieser Interpretation gehören Sprachen, die nicht ausführbar sind (die erste<br />
oben aufgeführte Kategorie), wie z.B. EPKs oder UML-Aktivitätsdiagramme eher nicht zu der Klasse der<br />
Workflowsprachen. Diese Sprachen sind reine Geschäftsprozessmodellierungssprachen.<br />
Bei der BPMN, die ursprünglich zur ersten obigen Kategorie gehörte, gibt es Arbeiten, die versuchen,<br />
ihr eine operationale Semantik zu geben <strong>und</strong> damit die Modelle ausführbar zu machen [DG11]. In der<br />
BPMN-Spezifikation ist dafür ein Kapitel vorhanden, in dem die operationale Semantik der Sprache umgangssprachlich<br />
beschrieben wird [BPM11]. Ähnliche Ansätze sind bereits bei der UML-Spezifikation für<br />
Aktivitätsdiagramme zu finden [UML10, Kapitel 12]. Auch bei EPKs gibt es Ansätze, ihr eine präzise operationale<br />
Semantik zu geben [Men08]. Mit diesen Arbeiten nähern sich die ursprünglich rein konzeptionellen<br />
Sprachen den ausführbaren Workflowsprachen an. Dieses sind Beispiele dafür, dass die beiden Begriffe<br />
Geschäftsprozess- <strong>und</strong> Workflowmodelle zunehmend synonym angewendet werden.<br />
Der Fokus der in dieser Arbeit verwendeten Sprachen liegt vor allem auf der Ausführung der Modelle. Eine<br />
präzise, operationale Semantik ist bei den eingeführten Ansätzen hinterlegt. Daher wurde für den Titel diese<br />
Arbeit der Begriff Workflowmodellierung verwendet. Der andere Begriff Geschäftsprozessmodellierung<br />
hätte aus den beschriebenen Gründen aber durchaus auch genutzt werden können.<br />
2.5.2 Etablierte Modellierungssprachen<br />
Populär wurde die Geschäftsprozessmodellierung mit Ereignisgesteuerten Prozessketten (EPKs) [KNS92]<br />
im Jahre 1992 in Verbindung mit der Modellierung zur Architektur integrierter Informationssysteme (ARIS)<br />
[Sch01]. Daraufhin wurde Ende der 90er die objektorientierte Modellierung mit UML sehr populär <strong>und</strong><br />
damit die Verwendung der Aktivitätsdiagramme. Weitere Anforderungen an Prozessmodellierungssprachen<br />
sind im Laufe der Zeit aufgetreten. Beispielsweise sollte die Modellierung von Unternehmensgrenzen <strong>und</strong><br />
Kooperation zwischen verschiedenen Unternehmen in der Modellierungssprache ausdrückbar sein. In 2004<br />
wurde die BPMN [Whi04] erf<strong>und</strong>en, die entsprechende Erweiterungen aufgegriffen hat (s. Abschnitt 2.5.2.3).<br />
Die BPMN hat sich inzwischen als de facto Standard zur Geschäftsprozessmodellierung durchgesetzt.<br />
Im Allgemeinen wurde den Modellierungssprachen in der Reihenfolge ihrer Entstehung Ausdrucksmächtigkeit<br />
hinzugefügt. Betrachtet man die Modellierungssprachen jedoch im Detail, weisen sie semantisch<br />
deutliche Unterschiede auf. Spracheigenschaften <strong>und</strong> einige Unterschiede werden im Folgenden an Beispielen<br />
aufgeführt.<br />
Nach den konzeptionellen Modellierungssprachen EPKs, Aktivitätsdiagramme <strong>und</strong> BPMN werden im<br />
Folgenden mit BPEL, YAWL <strong>und</strong> ADEPT noch Sprachen betrachtet, die zur Ausführung von konkreten<br />
Geschäftsprozessen geeignet sind. Diese sind sowohl in der Forschung als auch in der Praxis renomierte<br />
Sprachen, die mit entsprechenden Softwaresystemen angewendet werden. Schließlich wird noch ein deklarativer<br />
Ansatz zur Beschreibung von Geschäftsprozessen auf Gr<strong>und</strong>lage von logischen Formeln mit<br />
DECLARE vorgestellt.<br />
2.5.2.1 Ereignisgesteuerte Prozessketten<br />
Die EPK wurde an der Universität des Saarlandes am Institut für Wirtschaftsinformatik entwickelt [KNS92].<br />
Die Modellierungssprache wurden u.a. für den Entwurf, Dokumentation <strong>und</strong> Konfiguration der Geschäftsabläufe<br />
für die SAP Software genutzt <strong>und</strong> wurde damit sehr populär. Die sehr umfangreichen SAP-Referenz-