plus Magazin Endlich schöne Haare (Vorschau)

UNSER LEBEN
Diane Keaton hat es mal wieder eilig.
In einer halben Stunde beginnt das
Schwimmtraining für ihre beiden
Adoptiv-Kinder Dexter (15) und Duke
(10). Und ausgerechnet jetzt steckt
sie im Stau. „Mach schneller, Mama“,
drängeln die Kinder von hinten. Und
die 65-Jährige versucht mit Spurwechseln
ein paar Minuten wettzumachen.
„Ich fahre diese Strecke
fünfmal die Woche, eigentlich sollte
ich wissen, dass eine Dreiviertelstunde
zu knapp bemessen ist.“ Dabei
lacht sie so herzerfrischend, dass man
unwillkürlich mitlächeln muss.
Diane Keaton – sie ist eben nicht
perfekt, pflegt ihre kleinen Macken,
ist berühmt für ihre Ecken und Kanten.
Und für ihren legendären Humor.
Wer ihre Parade-Rolle in „Was
das Herz begehrt“ (mit Jack Nicholson)
vor Augen hat, weiß, warum sie
als „witzigste Frau Hollywoods“ gilt.
Dabei wirkt sie jetzt, wenn man sie so
am Beckenrand des Schwimmbades
entlang spazieren sieht – die hellen
Jeans lässig heraufgekrempelt, barfuß,
wie sie ihre Kinder begeistert
anfeuert –, herrlich normal.
Ab und zu linsen ein paar andere
Schwimmbad-Gäste verstohlen zu ihr
hinüber. Das ist doch ... „Ja, ich bin
es“, nimmt Keaton den staunenden
Fans vorweg und lässt sich geduldig
fotografieren. Dazu strahlt sie ihr
unverwechselbar verschmitztes Keaton-Lächeln.
Nach eineinhalb Stunden,
unsere Kinder (ihre beiden und
meine) sind ein letztes Mal vom
3-Meter-Turm gesprungen, leert sich
das Becken allmählich, auch Dexter
und Duke verschwinden schnatternd
in der Umkleidekabine. Und die
Schauspielerin hat ein bisschen Zeit.
1 Startschuss für
eine lange Karriere –
und eine kurze
Affäre: „Der Pate“ mit
Al Pacino (1972).
2 Bewegend: In „Marvins
Töchter“ (mit
Leonardo di Caprio,
1996) spielt sie eine
Leukämie-Kranke.
3 Urkomisch: In „Von
Frau zu Frau“ (2007)
bringt sie ihre Tochter
unter die Haube.
Mrs. Keaton, Ihre Karriere umspannt
mehrere Jahrzehnte. Heute
spielen Sie sehr häufig Mütter. Wie
ist denn die echte Mutter Keaton?
KEATON Mit Sicherheit kein solcher
Kontroll-Freak wie in manchen dieser
Filme. (lacht) Aber ich kann mich
sehr gut in diese Rollen hineinversetzen.
Denn ich weiß, wie schwierig es
ist, Kinder auch allein großzuziehen.
Diane
5
2 3
4
4 Skurril: „Manhattan
Murder
Mystery“ – letzter
Film mit Woody
Allen (1993).
5 Diabolisch:
„Der Club der
Teufelinnen“
(1996), mit Bette
Midler (l.) und
Goldie Hawn (r.).
Keine Angst, Fehler zu machen?
KEATON Sie meinen, ob ich meine
Erziehung infrage stelle? Nun, ein
bisschen schon, sicher. Ich denke oft
über die Fehler nach, die ich als Mutter
gemacht habe. Es ist doch sehr
anmaßend für jeden von uns, die
Rolle des Reiseführers zu übernehmen
und all die Antworten parat
haben zu müssen, die unsere Kinder
verlangen, oder? Für mich ist es eine
der demütigsten Aufgaben meines
Lebens, als Mutter durch das Leben
meiner Kinder gehen zu dürfen.
Können Sie gut loslassen?
KEATON Nein, mit Sicherheit nicht!
Ich möchte immerzu für meine Liebsten
da sein. Ich muss zwar hin und
wieder zu Drehs, aber ich bin immer
1
12 10 / 2011