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REISE & KULTUR<br />
Das Geheimnis norditalienischer<br />
Pasta: Sie ist aus Weichweizenmehl.<br />
Und mal mit Kürbis, mal<br />
mit Ricotta oder Fleisch gefüllt.<br />
Seit 40 Jahren macht Bruno Monica<br />
Käse; er liebt seine Arbeit – aber<br />
vor allem liebt er den Parmesan. „Besonders<br />
gern reibe ich ihn über meine<br />
Gemüsesuppe, dann löffele ich die Käseschicht<br />
ab und streue mir noch mal<br />
was drüber“, schwärmt Monica.<br />
Von seinem Bauernhof ist es nur eine<br />
halbe Autostunde bis Modena. Einem<br />
echten Geheimtipp mit einer lebendigen<br />
Altstadt voll schmaler Gassen<br />
und Palazzi, die in den schönsten Rotund<br />
Erdtönen leuchten. Es gibt einen<br />
Wenn die Anwältin zur<br />
Köchin wird ...<br />
Fahrradverleih und am besten<br />
schwingt man sich wie die meisten<br />
Modeneser in den Sattel und tritt los<br />
– vorbei am Palazzo Ducale, über die<br />
Piazza Grande, die vom romanischen<br />
Dom samt elegantem Campanile (Glockenturm)<br />
aus weißem Marmor beherrscht<br />
wird, und mitten durch das<br />
zauberhafte Labyrinth aus Kopfsteingassen<br />
um die Piazza della Pomposa.<br />
Hier haben die Bars Tische und<br />
Stühle vor die Tür gestellt, um die<br />
sich abends ab sieben die halbe Stadt<br />
zum Aperitif drängt – auf eine<br />
chiacchierata, ein lockeres Gespräch,<br />
zu dem ideal ein Glas Lambrusco, Oliven<br />
und Parmesan passen. So wie in<br />
vielen anderen Städten der Emilia. Allen<br />
voran in der Hauptstadt Bologna,<br />
wo das frische, weltoffene Flair einen<br />
interessanten Kontrast bildet zu den<br />
vielen historischen, zum Teil über 500<br />
Jahre alten Gemäuern, in denen Mode-Boutiquen,<br />
Buchläden und Delikatess-Geschäfte<br />
ihre Waren anbieten.<br />
In der Altstadt Bolognas geht auch<br />
Antonella Melandri Biolcati (53) einkaufen.<br />
Die elegante Italienerin ist eigentlich<br />
Anwältin. Gleichzeitig kocht sie<br />
so gern, dass sie sich im Verein der Cesarine<br />
eingeschrieben hat. Das sind leidenschaftliche<br />
Hobby-Köchinnen, die gegen<br />
Voranmeldung und Honorar Gäste im<br />
eigenen Haus bewirten – mit Spezialitäten<br />
der Region.<br />
Antonellas Haus, das etwas außerhalb<br />
von Bologna liegt, bietet genug Platz für<br />
20-köpfige Tafelrunden, doch für intimere<br />
Kreise deckt sie direkt in ihrer modernen<br />
Edelstahl-Küche. Dort rührt sie in selbst<br />
gemachter Béchamelsoße, hackt frische<br />
Kräuter, frittiert Zucchinistreifen, wickelt<br />
Kalbskoteletts in hauchdünne Scheiben<br />
Parmaschinken. Das Ergebnis heißt Coteletta<br />
bolognese und – „mmmmhhh!“<br />
Der Uhrturm von<br />
Bertinoro, das<br />
auf einer Anhöhe<br />
20 km westlich<br />
der Adria liegt,<br />
soll Seefahrern<br />
früher als<br />
Leuchtturm<br />
gedient haben.<br />
– es zergeht förmlich auf der Zunge. Und<br />
bei jedem Bissen übertreffen sich Antonellas<br />
Gäste mit schwärmerischem Lob.<br />
Auch gut eineinhalb Autostunden weiter<br />
westlich, auf dem historischen Landgut<br />
Antica Corte Pallavicina, wird gerade<br />
Glückliche Schweine,<br />
perfekter Culatello<br />
das Abendessen serviert. Quiekend vor<br />
Begeisterung stürzen sich die kleinen<br />
schwarzen Hausschweine der alten Rasse<br />
Nera Parmigiana auf ihr heutiges Menü:<br />
Salatblätter und aromatisch duftende Apfelschalen,<br />
frische Zucchinistrünke, alles<br />
aus Bio-Anbau. Was hier als Abfall in den<br />
Futtertrögen landet, entstammt der Kü-<br />
50 10 / 2011