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REISE & KULTUR<br />

D„reht euch alle kurz mal<br />

um!“ Italo Pedroni (72) hat<br />

die Besucher in sein Allerheiligstes<br />

geführt. Hier oben auf<br />

dem Dachboden seiner Acetaia<br />

(Essig-Manufaktur) im<br />

Dorf Rubbiara di Nonantola<br />

bei Modena hält er seinen<br />

edlen Aceto-Essig streng unter<br />

Verschluss. Und erst wenn<br />

keiner mehr schaut, klaubt<br />

Pedroni einen großen Schlüssel<br />

hervor und öffnet damit<br />

das eiserne Tor in der Ecke des<br />

Dachbodens, hinter dem sich<br />

seine größten Schätze verbergen:<br />

offene, nur mit einem<br />

Leintüchlein abgedeckte Fässchen<br />

voll mit seinem ältesten<br />

Aceto Balsamico – 60 Jahre<br />

reift dieser Essig bereits. Heiß<br />

ist die Luft hier oben und mit<br />

scharfwürzigem Essiggeruch<br />

geschwängert, der heftig in<br />

der Nase beißt. „Im Sommer,<br />

wenn über 40 Grad herrschen,<br />

fällt schon mal ein Besucher<br />

um“, warnt er und lächelt.<br />

Doch der traditionelle Balsamessig<br />

von Modena brauche<br />

nun mal extreme Temperaturen,<br />

erzählt der 72-jährige<br />

Pedroni sichtbar stolz mit<br />

Blick auf den Familien-Schatz.<br />

Den gekochten Traubenmost<br />

hat bereits sein Vater in<br />

den 50ern angesetzt. Und<br />

über die Jahrzehnte ist daraus<br />

der dickflüssige, hocharomatische<br />

Sirup gereift. Verantwortlich<br />

für diese wunderbare<br />

Wandlung ist das Umgießen:<br />

Jedes Jahr wird der Essig, der<br />

durch Verdunsten immer<br />

mehr eindickt, in ein neues<br />

Fass umgekippt, das eine<br />

Nummer kleiner ist als das<br />

vorherige. Auch die Holzarten<br />

wechseln. Wacholder, Eiche,<br />

Kastanie, Kirsche – jedes dieser<br />

Hölzer verfeinert und verdichtet<br />

das Aroma. Am Ende<br />

steht eine dunkle, duftende<br />

Zweites Wohnzimmer:<br />

Ab<br />

19 Uhr trifft<br />

man sich in<br />

Bologna auf<br />

einen Aperitif,<br />

wie hier im<br />

beliebten<br />

„Rosa Rose“.<br />

Essenz, die für Salatsoßen<br />

nicht nur zu edel, sondern bei<br />

einem Preis von über 200 Euro<br />

für 100 ml auch eindeutig zu<br />

kostbar ist. Kein Wunder, dass<br />

Italo Pedroni lieber absperrt.<br />

Aceto – edler Essig<br />

aus dem Tresor<br />

Unten im Garten, wo die<br />

Pedronis eine Osteria, ein<br />

kleines Weinlokal, führen,<br />

zeigt sich dann, dass der Aceto<br />

auch mit Eiskaltem hervorragend<br />

harmoniert. In der von<br />

Glyzinien umrankten Laube<br />

servieren zwei Kellner das<br />

Mittagessen und empfehlen<br />

zum Dessert Creme-Eis, mit<br />

ein paar Tropfen zwölf Jahre<br />

altem Hausessig besprenkelt<br />

– ein Gedicht!<br />

Wer Pedronis Aceto und seine<br />

Osteria kennengelernt hat,<br />

beginnt zu verstehen, wieso<br />

die Emilia-Romagna einen<br />

so großartigen kulinarischen<br />

Ruf besitzt und so viele außergewöhnliche<br />

Köstlichkeiten<br />

hervorgebracht hat. Der<br />

norditalienische Landstrich,<br />

der im Norden vom Po und im<br />

Süden von den Gebirgszügen<br />

des Apennins begrenzt wird,<br />

ist die Schatzkammer der berühmtesten<br />

italienischen Spezialitäten:<br />

Parmesan und Par-<br />

48 10 / 2011

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