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„Bills Alzheimer fordert von mir, ein besserer<br />
Mensch zu werden. Mehr Zeit für ihn<br />
zu haben, liebevoller zu sein. Denn ich weiß:<br />
Jede Minute zählt.“ Kitty Kennedy, Ehefrau<br />
BILL BAILEY, 60, Richmond, Virginia<br />
G<br />
anz allein in dem hellen,<br />
schlichten Wartezimmer.<br />
Ich bin freiwillig hier, das<br />
sage ich mir in Gedanken<br />
immer wieder, bin angemeldet.<br />
Zur Gedächtnis-Sprechstunde<br />
der Asklepios-Klinik Altona in Hamburg.<br />
Bei dem Neuropsychologen Dr. Sascha<br />
Marrakchi. Ein erfahrener Experte. Trotzdem<br />
ist mir flau im Magen. Vielleicht wird<br />
in einer Stunde mein Leben nicht mehr<br />
so sein wie zuvor. Mein Herz rast. Angst.<br />
Angst, dass der Doktor etwas finden<br />
könnte. Angst, dass er mir sagt: „Frau<br />
Pighin, ich sehe da was, das mir Sorge<br />
macht.“ Angst, dass danach nur noch ein<br />
Gedanke sein wird: Ich werde Demenz<br />
bekommen. Noch könnte ich einfach weggehen,<br />
es nicht wissen wollen.<br />
Warum bin ich hier? Weil ich das Gefühl<br />
habe, immer vergesslicher zu werden.<br />
Wochentage nicht mehr weiß. Dinge verlege.<br />
Mir Namen und Geburtstage von<br />
Bekannten nicht mehr einfallen. Ein Wort<br />
vergesse ich nie: Demenz.<br />
Wie auf einer Warntafel blinkt er vor<br />
meinem geistigen Auge. Der langsame<br />
Abschied von mir, meinen Fähigkeiten,<br />
meinen Erinnerungen, meiner Persönlichkeit,<br />
meinem Leben. Fremd im eigenen<br />
Haus, im eigenen Körper, im eigenen<br />
Geist. Wie furchtbar! Dement, flüstert es<br />
in mir, ist schlimmer als blind. Anfangs<br />
10/ 2011<br />
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