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5. Medizinische Aspekte<br />
5.1.1. Wärmewirkung<br />
Flieÿender Strom I erzeugt nach dem Jouleschen Gesetz stets eine Wärmemenge Q,<br />
die auÿerdem zum ohmschen Widerstand R und der Stromussdauer t proportional<br />
ist:<br />
Q = I 2 · R · t (5.1)<br />
Diese Wärmemenge erhitzt das Körpergewebe lokal entlang des Strompfades und<br />
kann dadurch, abhängig von den Parametern I und t, Verbrennungen beliebiger<br />
Schwere hervorrufen. Schwere Verbrennungen werden hauptsächlich von Personen<br />
berichtet, die in Unfälle in elektrischen Anlagen verwickelt waren, also in der Regel<br />
Gleichspannung oder netzfrequenten Wechselspannungen ausgesetzt waren, indem sie<br />
elektrisch aktive Teile direkt berührt haben. (Siehe hierzu beispielsweise [KFE87].)<br />
Darüber hinaus können Verbrennungen auch durch Lichtbögen hervorgerufen werden:<br />
sowohl durch die reine Wärmestrahlung eines Bogens als auch durch einen auf<br />
dem Körper bendlichen Lichtbogenfuÿpunkt, welcher Temperaturen bis zu mehreren<br />
1000 ◦ C erreichen kann. Solche Verbrennungen werden auch im Zusammenhang<br />
mit Blitzunfällen, speziell dem Direkteinschlag (vgl. Kapitel 5.4.1) berichtet. Desweiteren<br />
können Verbrennungen auch durch metallische Gegenstände am Körper wie<br />
Halsketten, Ringe etc., die sich durch Stromuss erhitzen, verursacht werden.<br />
Eine besondere Art der Verbrennung sind sogenannte Lichtenberg-Figuren. Hierbei<br />
handelt es sich um baum- beziehungsweise farnblattartig verzweigte Muster von<br />
Rötungen auf der Haut, welche ausschlieÿlich bei Blitzunfällen beobachtet werden.<br />
Lichtenberg-Figuren stellen nur eine sehr leichte Verbrennung (1. Grades) dar, und<br />
werden von manchen Autoren gar nicht den Verbrennungen im medizinischen Sinn<br />
zugeordnet. Sie bilden sich in der Regel nach 24 bis 48 Stunden von selbst zurück<br />
[ACDM92].<br />
5.1.2. Reizwirkung<br />
Um die Reizwirkung elektrischen Stromes auf den Körper zu verstehen, ist es zunächst<br />
notwendig, kurz die Funktion von Nerven beziehungsweise Nervenzellen zu<br />
betrachten. Für weiterführende Erläuterungen sei an dieser Stelle auf entsprechende<br />
Fachliteratur verwiesen [Rei98], [KSJ00].<br />
Nerven und Muskeln bestehen wie der komplette restliche menschliche Körper aus<br />
einzelnen Zellen. Jede einzelne Zelle besitzt eine sogenannte Zellmembran als äuÿere<br />
Hülle, welche wenige Nanometer dick ist. Diese Zellmembran ist semipermeabel, das<br />
heiÿt, Ladungsträger können sie in der Regel nur in einer Richtung passieren. Da<br />
sich sowohl im Zellinneren als auch in den Zellzwischenräumen hauptsächlich Wasser<br />
bendet, in dem verschiedene Ionen gelöst sind, sorgt die semipermeable Eigenschaft<br />
der Zellmembran dafür, dass sich im Inneren und Äuÿeren der Zelle unterschiedliche<br />
Ionenkonzentrationen ausbilden. Abbildung 5.1 verdeutlicht dies.<br />
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