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6. Voruntersuchungen und Plausibilitätskontrolle des Simulationsmodells<br />
6.1.4. Auswertung der Simulationen<br />
In Voruntersuchungen hatte sich gezeigt, dass bei Gebäuden mit rechteckigem Grundriss<br />
die höchsten Schrittspannungen stets entlang einer Linie auftreten, die von einer<br />
beliebigen Gebäudeecke aus im 45 ◦ -Winkel zu den Gebäudewänden ausgeht, sofern<br />
sich aktive Erderteile unmittelbar an den Gebäudeecken benden. (Eine nähere Begründung<br />
dieses Sachverhalts ist in Kapitel 6.2.4 zu nden.) Daher beziehen sich<br />
sämtliche in den folgenden Kapiteln dargestellte Ergebnisse, sofern nicht anders angegeben,<br />
auf eine Betrachtung entlang einer solchen 45 ◦ -Achse. Die Angabe des Ortes<br />
erfolgt dabei, sofern nicht ebenfalls anders angeben, in Form der Entfernung r von<br />
der Gebäudeecke aus. Die Entfernung r bezieht sich dabei stets auf denjenigen Fuÿ<br />
der Person, der dem Gebäude näher ist, wie in Abbildung 3.1 dargestellt ist.<br />
Zur Auswertung wurde dabei, da COMSOL selbst keine Schrittspannung berechnen<br />
kann, zunächst das elektrische Potential auf der Erdoberäche entlang einer<br />
45 ◦ -Achse ausgelesen. Aus den so erhaltenen Werten wurden mit Hilfe eines selbst<br />
geschriebenen awk-Skriptes 2 die (prospektiven) Schrittspannungen berechnet. Das<br />
Skript ist dabei so angelegt, dass für die Berechnung per Aufrufparameter beliebige<br />
Schrittweiten angegeben werden können. Alle hier vorgestellten Ergebnisse sind<br />
jedoch mit einer Schrittweite von 1 m entsprechend DIN EN 50522 (VDE 0101-2)<br />
berechnet.<br />
Bei einigen Erdungskongurationen ist das Oberächenpotential jedoch nicht wie<br />
beispielsweise einem einfachen Stab- oder Halbkugelerder streng monoton fallend,<br />
sondern weist lokale Maxima auf, wie in Abbildung 6.4a für das Beispiel einer Vier-<br />
Ringerder-Anlage zu sehen ist.<br />
Die Berechnung der Schrittspannung aus dem Oberächenpotential nach (3.2)<br />
führt dabei rein mathematisch auch zu negativen Schrittspannungen. Dies ist jedoch<br />
in der Darstellung nicht intuitiv verständlich, zudem hat aus medizinischer Sicht<br />
die Polarität der Schrittspannung keinen Einuss. Daher enthält das Berechnungsskript<br />
zusätzlich eine Betragsbildung. Entsprechend werden alle Schrittspannungen<br />
in dieser Arbeit auch in Betragsform angegeben.<br />
Der Quellcode des Skriptes ist in Anhang A zu nden.<br />
Prinzipbedingt kann auf diese Weise jedoch nur die leerlaufende Schrittspannung<br />
U vS bestimmt werden. Für die Betrachtung aus der Sicht einer möglichen Personengefährdung<br />
ist jedoch die Schrittspannung U S interessant, welche tatsächlich an einer<br />
Person anliegt. Der bereits in Kapitel 3.2.2 angesprochene Unterschied zwischen U vS<br />
und U S kann dabei mit zwei unterschiedlichen Modellvorstellungen erklärt werden:<br />
1. Die (leerlaufende) Schrittspannung stellt eine Spannungsquelle dar, wobei der<br />
Innenwiderstand der Spannungsquelle bedingt durch die relativ schlechte Leitfähigkeit<br />
des Bodens hoch ist. Ein menschlicher Körper stellt dazu eine vergleichsweise<br />
niederimpedante Last dar, sodass es zu einem (lokalen) Einbruch<br />
der Spannung kommt, sobald sie durch einen Menschen belastet wird.<br />
2<br />
awk ist eine Skriptsprache, die zur zeilenweisen Verarbeitung von Textdateien optimiert ist. Ihr<br />
Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen ihrer Ernder Aho, Weinberger<br />
und Kernighan zusammen.<br />
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