pdf-datei - Mathematik - Universität Tübingen
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3.1. Homotopie<br />
Indem wir also von einer Fundamentalgruppe π 1 (X, p) mittels einer Verknüpfung von<br />
Pfaden (siehe auch Abb. 3.6) zu einer isomorphen Gruppe π 1 (X, q) übergehen, können<br />
wir den Aufpunkt in einer Zusammenhangskomponente beliebig wählen, sofern es bei<br />
der Unterscheidung von Gruppen nur um Isomorphie geht.<br />
Definition 3.19: Wir nennen daher die punktierte Fundamentalgruppe π 1 (X, p) auch<br />
einfach π 1 (X), wenn die gewünschte Wegzusammenhangskomponente klar ist. Für<br />
Mannigfaltigkeiten, die in Definition 2.11 als zusammenhängend definiert wurden<br />
und für die die Begriffe zusammenfallen, ist dies also immer der Fall.<br />
Besonders einfache Räume, solche in denen die Fundamentalgruppe trivial ist, bekommen<br />
einen speziellen Namen, welcher beispielsweise auch in der Funktionentheorie<br />
zur Anwendung kommt.<br />
Definition 3.20: Ein wegzusammenhängender Raum X, in dem jeder geschlossene<br />
Weg nullhomotop ist, heißt einfach zusammenhängend. In diesem Fall ist also<br />
π 1 (X) = (1).<br />
Diese Bezeichnung geht zurück auf Riemann, der noch nicht die Definitionen der modernen<br />
Topologie zur Verfügung hatte und somit andere Begriffe wählen musste. Riemann<br />
definierte für Flächen den Begriff des n-fachen Zusammenhangs einer Oberfläche<br />
als die maximale Anzahl von Kreisen, an denen eine Oberfläche aufgeschnitten werden<br />
kann, ohne in zwei Teile zu zerfallen, plus eins (siehe dazu auch [4, Chapter 9]). Zum<br />
Beispiel zerfällt ein Torus erst beim zweiten Schnitt in zwei Teile, er ist also zweifach<br />
zusammenhängend. Andererseits zerfällt eine Kugel durch jeden einzelnen Schnitt in<br />
zwei Teile, ist also einfach zusammenhängend im Sinne von Riemann. Dass dies auch mit<br />
Abbildung 3.7: Torus und Sphäre unterscheiden sich durch den Grad des Zusammenhangs.<br />
Während eine Kugel durch jeden vollen Kreis in zwei Teile geschnitten<br />
wird, passiert dies beim Torus nicht für alle Kreise.<br />
unserem Begriff übereinstimmt, werden wir in Abschnitt 4.3 beweisen.<br />
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