pdf-datei - Mathematik - Universität Tübingen
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Kapitel 6. Quotienten von Mannigfaltigkeiten<br />
78<br />
Nun benötigen wir auf ˜M eine Topologie. Sei dazu α ein Weg mit Aufpunkt p 0 und<br />
U eine offene Umgebung des Endpunktes q = α(1). Sei dann V(U, α) die Menge<br />
V(U, α) = {[α ∗ β] : β Pfad in U, β(0) = α(1)}<br />
Betrachte nun für α 1 und α 2 mit passenden Umgebungen U 1 und U 2 von den jeweiligen<br />
Endpunkten den Durchschnitt D = V(U 1 , α 1 ) ∩ V(U 2 , α 2 ). Ist dieser Durchschnitt<br />
nicht-leer, so sei α 3 ∈ D, d.h. es existieren β 1 und β 2 , so dass [α 3 ] = [α 1 ∗ β 1 ]<br />
und [α 3 ] = [α 2 ∗ β 2 ] ist. Sei weiter U 3 = U 1 ∩ U 2 eine Umgebung von α 3 (1), dann<br />
ist für jeden Pfad β 3 in U 3 mit Aufpunkt α 3 (1) auch [α 3 ∗ β 3 ] = [α 1 ∗ β 1 ∗ β 2 ] =<br />
[α 1 ∗ (β 1 ∗ β 3 )] ∈ V(U 1 , α 1 ) und ebenso [α 3 ∗ β 3 ] ∈ V(U 2 , α 2 ). Da die Klassen<br />
[α 3 ∗ β 3 ] aber genau die Menge V(U 3 , α 3 ) ausmachen, folgt<br />
V(U 3 , α 3 ) ⊆ V(U 1 , α 1 ) ∩ V(U 2 , α 2 ).<br />
Aus diesem Grund kann die Menge aller V(U, α) als Basis einer Topologie auf ˜M<br />
benutzt werden.<br />
Mit dieser Topologie ist aber gerade π : ˜M → M offen und stetig, da π(V(U, α))<br />
gerade die Wegzusammenhangskomponente von U ist, die π(α) enthält.<br />
Es ist jetzt zu zeigen, dass π auch eine Überlagerung ist. Sei dazu p ∈ M und U eine<br />
offene Umgebung von p, in der jeder geschlossene Pfad nullhomotop in M ist (also<br />
U eine einfach zusammenhängende Umgebung von p). Eine solche existiert gewiss<br />
stets, da M eine Mannigfaltigkeit ist und z.B. ϕ −1 (B r (p)) eine solche Umgebung<br />
darstellt. Das Urbild π −1 (U) enthält nun alle Klassen [α], wo α(1) in U liegt. Wir<br />
konstruieren eine Bijektion U × π −1 (p) → π −1 (U): Für ein q ∈ U wähle Wege β 1<br />
und β 2 von p nach q in U. Dann ist β 1 ∗ β −1<br />
2<br />
geschlossen in U, also sind β 1 ≃ β 2<br />
homotop. Folglich sind auch α ∗ β 1 ≃ α ∗ β 2 homotop. Damit ist die Zuordnung<br />
(q, [α]) ↦→ [α ∗ β] jedenfalls wohldefiniert. Da U wegzusammenhängend ist, ist sie<br />
auch surjektiv. Aus folgendem Grund ist sie auch injektiv: Sei dazu [α 1 ∗ β 1 ] =<br />
[α 2 ∗ β 2 ] mit Pfaden α 1 , α 2 von p 0 nach p und mit Pfaden β 1 von p nach q 1 sowie<br />
β 2 von p nach q 2 . Dann ist sicher q 1 = q 2 und es ist wieder β 1 ∗ β −1<br />
2<br />
geschlossen in<br />
U, also β 1 ≃ β 2 , also sind auch α 1 ≃ α 2 . Die Topologie von ˜M ist nun gerade so<br />
gewählt, dass die gezeigte Bijektion U × π −1 (p) → π −1 (U) : (y, [α]) ↦→ [α ∗ β] ein<br />
Homöomorphismus ist, und damit ist π eine Überlagerung.<br />
Es fehlt nun nur noch zu zeigen, dass ˜M einfach zusammenhängend ist. Da π :<br />
˜M → M eine Überlagerung ist, ist ˜M bereits lokal-wegzusammenhängend. Es ist<br />
˜M auch wegzusammenhängend, denn ist qin ˜M gegeben, so wähle einen Weg α in<br />
M mit [α] = q. Sei dann α t : [0, 1] → ˜M mit α t (s) = α(ts). Für jedes t ∈ [0, 1] wird<br />
also α nur noch von α(0) bis α(t) durchlaufen (und entsprechend langsamer). Damit<br />
ist α t ein Weg in ˜M von [α] nach [c α(0) ], also ist ˜M auch wegzusammenhängend.<br />
Schließlich ist noch zu zeigen, dass jeder geschlossene Weg α in ˜M nullhomotop ist.<br />
Da ˜M wegzusammenhängend ist reicht es aus, geschlossene Wege mit Aufpunkt<br />
[c p0 ] zu betrachten, sei also α ein solcher geschlossener Weg. Dann ist π(α) ein geschlossener<br />
Weg in (M, p). Diesen Weg können wir liften auf β ∈ π −1 (π(α)), so<br />
dass β(0) = [c p0 ] ist, dann ist auch β(1) = [c p0 ]. Da der Endpunkt der Liftung β<br />
aber gleichzeitig auch die Klasse [π(α)] ist, ist also π(α) nullhomotop in M, also<br />
ist α nullhomotop in ˜M.