28.04.2014 Aufrufe

pdf-datei - Mathematik - Universität Tübingen

pdf-datei - Mathematik - Universität Tübingen

pdf-datei - Mathematik - Universität Tübingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

7.3. Quotienten<br />

An den obigen Ausführungen dieses Prozesses mit nur den drei Bausteinen S 3 , T 3 und<br />

Y hat sich gezeigt, dass eine detaillierte Auflistung aller möglichen Kombinationen von<br />

Summen sehr mühsam, zum Teil sogar unmöglich ist. Aus diesem Grund müssen wir<br />

uns darauf beschränken, die Bausteine und die Methoden zu klassifizieren.<br />

Dieses Ziel haben wir insofern erreicht, dass der dargestellte Prozess unser gesamtes<br />

bisheriges Wissen über 3-Mannigfaltigkeiten enthält. Nun stellen sich zwei Fragen:<br />

Müssen wir uns überhaupt mit Quotienten von Mannigfaltigkeiten beschäftigen, um<br />

noch mehr Bausteine zu erzeugen, insbesondere angesichts der großen Menge von Mannigfaltigkeiten,<br />

die wir schon in unserem „Feld“ gefunden haben, und haben wir bereits<br />

alle 3-Mannigfaltigkeiten erreicht?<br />

7.3.1 Beispiel: Linsenräume<br />

Zur Beantwortung der ersten Frage betrachten wir die runde Sphäre S 3 und ihre Isometriegruppe<br />

SO(4). Diese Gruppe ist, als Untergruppe der Diffeomorphismengruppe<br />

Diff(S 3 ), bereits so groß, dass wir daraus Untergruppen herausnehmen können, die<br />

eigentlich diskontinuierlich operieren, um neue Mannigfaltigkeiten zu erzeugen.<br />

Für gewählte p, q ∈ N mit 1 ≤ p ≤ q − 1 und ggT(p, q) = 1 erhält man beispielsweise<br />

eine Gruppe Γ von Operationen, welche durch die Abbildung<br />

( ( ) ( ) )<br />

2πi 2pπi<br />

ω : (z 1 , z 2 ) ↦→ exp z 1 , exp z 2<br />

q<br />

q<br />

erzeugt werden, wobei hierfür die S 3 als die Einheitskugel in C 2 betrachtet wird; Γ =<br />

{1, ω, ω 2 , . . . } ist dann isomorph zu Z/qZ. Es ist einfach zu sehen, dass diese Gruppe<br />

eigentlich diskontinuierlich operiert, und somit ist<br />

L(p, q) = S 3 /Γ<br />

eine Mannigfaltigkeit, der sogenannte Linsenraum zu den Parametern p und q. Die<br />

Gruppe der Operationen Γ, mit der wir es hier zu tun haben, ist aber zyklisch und<br />

endlich, es ist nämlich Γ ∼ Z/qZ (für jedes p ∈ Z). Das heißt, wir haben eine Mannigfaltigkeit<br />

mit endlicher, nichttrivialer Fundamentalgruppe gefunden, sogar (mindestens)<br />

für jedes q ∈ N eine unterschiedliche. Da wir bisher nur Mannigfaltigkeiten mit<br />

unendlicher Fundamentalgruppe gefunden hatten, wissen wir, dass diese neu gefundenen<br />

Linsenräume nicht in unser bisheriges Schema passen.<br />

Man kann zeigen, dass für die Parameter folgende Aussage gilt:<br />

Satz 7.7: Seien p, q, p ′ , q ′ ∈ N mit 1 ≤ p ≤ q − 1, ggT(p, q) = 1, 1 ≤ p ′ ≤ q ′ − 1 und<br />

ggT(p ′ , q ′ ) = 1, so dass die Linsenräume L(p, q) und L(p ′ , q ′ ) definiert sind. Dann gilt<br />

(wobei p, p ′ ∈ Z q aufgefasst werden).<br />

(Ohne Beweis. Siehe [11].)<br />

L(p, q) ∼ = L(p ′ , q ′ ) ⇐⇒ q ′ = q und p ′ = ±p ±1<br />

87

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!