pdf-datei - Mathematik - Universität Tübingen
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Kapitel 8. Zusammenhängende Summen entlang eingebetteter Tori<br />
Erzeugt man diese Volltori aus K 1 und K 2 erhält man also zwei Mannigfaltigkeiten<br />
M 1 = S 3 und M 2 = S 3 mit jeweils einem eingebetteten Torus V K1 ⊆ M 1 und V K2 ⊆ M 2 .<br />
Die Fundamentalgruppen π 1 (M i \ ˚T Ki ) hängen natürlich von K i ab und können somit<br />
ebenfalls sehr kompliziert sein 1 . Wir haben aber jetzt alle Voraussetzungen geschaffen<br />
die notwendig sind, um eine zusammenhängende Summe entlang Tori zu erzeugen,<br />
also ist<br />
M := M 1 ## ψ1 ,ψ 2<br />
M 2 ,<br />
wobei ψ i : V n−1 → V Ki die Einbettungen darstellen.<br />
Die Fundamentalgruppe dieser Mannigfaltigkeit berechnet sich, wie wir wissen, zu<br />
Folgendem:<br />
π 1 (M) = π 1 (S 3 \ ˚T K1 ) ∗ π 1 (S 3 \ ˚T K2 )/Z 2 .<br />
Wir haben also durch geschicktes Verbinden aus zwei sehr einfachen Mannigfaltigkeiten,<br />
aus zwei Kopien des S 3 , eine Mannigfaltigkeit gemacht, deren Fundamentalgruppe<br />
enorm kompliziert sein kann. Ein beeindruckenderes Beispiel der Möglichkeiten, die<br />
die zusammenhängende Summe entlang Tori eröffnet, kann man sich kaum vorstellen.<br />
Tatsächlich kann man zeigen, dass jede geschlossene 3-Mannigfaltigkeit als zusammenhängende<br />
Summe entlang Tori darstellbar ist [6].<br />
8.2 Dekomposition<br />
Ebenso wichtig wie das Zusammenfügen von Mannigfaltigkeiten wäre auch hier eine<br />
Dekomposition in Teile, die (hoffentlich) im Wesentlichen eindeutig sind.<br />
Das analog zum Begriff „prim“ für zusammenhängende Summen ist hier „atoroidal“.<br />
Leider benötigen wir für dessen Definition noch einen weiteren Begriff:<br />
Definition 8.6: Sei M eine dreidimensionale Mannigfaltigkeit, die nicht die Sphäre<br />
S 3 ist und S eine eingebettete Fläche in M. Die Fläche S heißt inkompressibel, wenn für<br />
jede glatt eingebettete Kreisscheibe B ⊆ M mit B ∩ S = ∂B gilt, dass ∂B auch Rand<br />
einer Kreisscheibe B ′ ⊆ S ist, die eingebettet in S ist, also ∂B = ∂B ′ .<br />
Eine eingebettete Fläche heißt entsprechend kompressibel, wenn sie nicht inkompressibel<br />
ist, das heißt, wenn es eine Kreisscheibe B ⊆ M gibt mit B ∩ S = ∂B, so dass<br />
keine Kreisscheibe B ′ ⊆ S existiert für die ∂B = ∂B ′ ist.<br />
Es sind also solche Flächen S inkompressibel, für die folgende Eigenschaft gilt: Kann<br />
ein eingebetteter Kreis S 1 → S nicht „ausgefüllt“ werden, ist also nicht Rand einer<br />
Scheibe B → S, so gilt dies auch in M, es gibt also keine Scheibe B → M, deren Rand<br />
der genannte Kreis ist.<br />
Es fehlt eigentlich noch ein letzter Begriff, der für die folgende Definition notwendig<br />
ist, nämlich „randparallel“. Da dieser Begriff aber nur für berandete Mannigfaltigkeiten<br />
etwas bedeutet, können wir an dieser Stelle darauf verzichten.<br />
1 Tatsächlich ist die Fundamentalgruppe des Knotenkomplements die erste nicht-triviale Invariante eines<br />
Knotens. Das heißt, für einen geeignet gewählten Isomorphiebegriff gilt: Ist K 1<br />
∼ = K2 so folgt, dass<br />
π 1 (K C 1 ) ∼ = π 1 (K C 2 ) ist.<br />
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