PDF (4,2 MB) - RAG Deutsche Steinkohle AG
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Globale Verteilung<br />
der Weltkohlenvorräte<br />
<br />
<br />
Ländern und „market players“<br />
konzentriert, was das Risiko von<br />
„Marktunvollkommenheiten“ hervorrufe.<br />
Langfristig noch bedeutsamer<br />
ist, dass der Löwenanteil<br />
der Weltsteinkohlenreserven<br />
sogar hochkonzentriert ist: Auf<br />
lediglich drei Länder entfallen<br />
55% und auf nur 6 Länder (USA,<br />
China, Indien, Russland, Südafrika,<br />
Australien) entfallen 85%<br />
der Weltsteinkohlenreserven,<br />
wobei in diesen Ländern auch<br />
fast 80% der Weltbraunkohlenreserven<br />
lagern. Das Bild der<br />
geostrategischen Diversität der<br />
Kohlenreserven sei durch die<br />
Verteilung über alle Kontinente<br />
irreführend („mislead“). Doch in<br />
allen Weltregionen sind die Reserven,<br />
zumal die der handelbaren<br />
hochwertigen Kohle, auf ein<br />
Land oder einige wenige Länder<br />
konzentriert, sodass die globale<br />
Länderkonzentration faktisch<br />
ausgesprochen hoch ist.<br />
Vor diesem Hintergrund besteht<br />
erheblicher Anlass zur Sorge, dass<br />
die Sicherheit der <strong>Steinkohle</strong>versorgung<br />
Deutschlands durch eine<br />
Totalabhängigkeit von Importkohle,<br />
die bei einem Auslaufbergbau<br />
zudem dauerhaft wäre, erheblich<br />
verringert wird. Weder durch Diversifizierung<br />
der <strong>Steinkohle</strong>neinfuhren<br />
noch durch langfristige Lieferverträge<br />
oder Lagerhaltung können<br />
die damit zusammenhängenden<br />
Risiken wirksam begrenzt werden.<br />
Der Energiesicherheitsexperte<br />
Frank Umbach vom Forschungsinstitut<br />
der DGAP (<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft<br />
für Auswärtige Politik) sieht<br />
in einem Auslaufbergbau einen<br />
ähnlichen, unter Umständen sogar<br />
noch schwerwiegenderen strategischen<br />
Fehler für die Sicherung der<br />
nationalen Energie- und Rohstoffversorgung<br />
wie den von kurzfristigen<br />
wirtschaftlichen Erwägungen<br />
getriebenen Ausstieg deutscher<br />
Unternehmen aus dem Besitz oder<br />
wenigstens der Beteiligung an<br />
ausländischen Bergwerken in den<br />
vergangenen 20 Jahren.<br />
Keine echte Alternative bietet in<br />
diesem Zusammenhang insbesondere<br />
der von einigen Ökonomen<br />
immer wieder in die Diskussion<br />
gebrachte Vorschlag einer (staatlichen)<br />
Bevorratung von Importkohle.<br />
Wie groß ein solches Vorratslager<br />
anzulegen wäre, einem Vorschlag<br />
zufolge etwa im Umfang einer<br />
gegenwärtigen Jahresproduktion<br />
heimischer <strong>Steinkohle</strong> (also gut 20<br />
Mio. t), ist bereits keine einfach<br />
zu beantwortende Frage. Sollte<br />
nicht eher der gesamte Verbrauch<br />
einschließlich Importe die Messlatte<br />
sein? Denn die Antwort setzt<br />
eine Annahme über das Ausmaß<br />
und die Dauer der möglicherweise<br />
zu erwartenden Versorgungsstörungen<br />
voraus, die etwa auch bei<br />
Öl oder Gas nur schwer zu treffen<br />
ist. Hinzu kommt eine Reihe<br />
praktischer Schwierigkeiten (von<br />
der Bereitstellung dementsprechend<br />
großer Lagerflächen über die<br />
erforderliche zusätzliche Logistik<br />
bis hin zur qualitäts- und umweltgerechten<br />
Einhausung derartiger<br />
Vorratsmengen) sowie die Frage<br />
nach der Finanzierung sowohl der<br />
laufenden Lagerhaltungskosten<br />
als auch der Erstanlage (20 Mio. t<br />
würden einmalig rund 1,5 Mrd. €<br />
erfordern) und der selbst ohne<br />
Abverkäufe und Notfallhilfen regelmäßig<br />
nötigen Auffrischungen der<br />
Vorräte. Dieser Finanzierungsbedarf<br />
mag immer noch geringer sein<br />
als der für eine laufende heimische<br />
Produktion – was wiederum auch<br />
auf deren Größenordnung ankommt<br />
–, er bewirkt allerdings ein sehr<br />
viel niedrigeres Ausmaß an Beschäftigung<br />
und keinerlei Referenzfunktion<br />
für die deutsche Bergbautechnologie.<br />
Energiepolitisch gilt<br />
nach wie vor die grundsätzliche<br />
Einschätzung, die bereits 1990 von<br />
der damaligen Kohle-Kommission<br />
der Bundesregierung unter Prof.<br />
Mikat abgegeben worden war:<br />
Läger schaffen „lediglich Reaktionszeit“<br />
und „erkaufen allenfalls<br />
die Möglichkeit eines abgemilderten<br />
Übergangs auf eine veränderte<br />
Situation“. Nur die Nutzung einer<br />
eigenen Lagerstätte bietet dagegen<br />
„die Option, die weiter und<br />
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