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so kommt das natürlich nicht nur den Wissenschaftlerinnen<br />

zugute, sondern wie immer<br />

beiden Geschlechtern und vor allem der Wissenschaft<br />

und ihren Institutionen selbst.<br />

Natürlich sind personalisierte Förderprogramme<br />

weiterhin erforderlich. Wenn ich richtig beobachte,<br />

so ist der gesamte Komplex Mentoring<br />

nach wie vor aktuell; hier sollten wir<br />

aber dringend darauf achten, dass nicht durch<br />

unverstandenes Mentoring wieder nur die<br />

Wissenschaftlerinnen den Strukturen angepasst<br />

werden, sondern dass durch die fördernden und<br />

geförderten Wissenschaftlerinnen auch notwendige<br />

Strukturänderungen tatsächlich bewirkt<br />

werden. Wenn sich die Wirklichkeit bewegt,<br />

müssen sich auch die Strukturen bewegen.<br />

Das Thema Vereinbarkeit von Wissenschaft und<br />

Familienpflichten ist uneingeschränkt aktuell,<br />

auch hier müssen weiterhin Erleichterungen<br />

geschaffen werden.<br />

Wer glaubt, es gäbe im Bereich von Wissenschaft<br />

und Forschung keinen Gender Pay Gap,<br />

der irrt. Das wird in ganz naher Zukunft ein<br />

aktuelles Thema in Europa sein, und wir sollten<br />

sehr wachsam beobachten, dass auch der Bereich<br />

Wissenschaft und Forschung dabei nicht<br />

vergessen wird. Auch Wissenschaft und Forschung<br />

in unserer Bundesrepublik sind nicht frei<br />

davon, obwohl viele glauben, hier sei doch in<br />

dieser Hinsicht alles gesetzlich bestens geregelt.<br />

Wer beklagt, Wissenschaftlerinnen seien nicht<br />

ausreichend mobil und flexibel, der möge sich<br />

mit den immer noch bestehenden Widrigkeiten<br />

der Mobilität befassen, die für Frauen ungleich<br />

größer als für Männer sind. Die sogenannte<br />

Flexicurity ist ein wichtiges Thema, das nicht<br />

aus den Augen verloren werden darf. In diesem<br />

Zusammenhang ist generell zu diskutieren, ob<br />

in unserer Zeit tatsächlich der total mobile Wissenschaftler<br />

oder eine solche Wissenschaftlerin<br />

erforderlich ist, jemand, der zu jeder Zeit an<br />

jedem Ort der Welt anzutreffen sein muss. Mir<br />

erscheint das bisweilen wie ein Handel ohne<br />

Grenzen, ein ungebundener Warenverkehr. Ich<br />

persönlich bezweifle auch, dass die so gelobte<br />

äußerste Mobilität wirklich dazu beiträgt, fremde<br />

Wissenschaftskulturen kennen zu lernen,<br />

geschweige denn, auch den gewünschten wissenschaftlichen<br />

Nutzen daraus zu ziehen.<br />

Es gilt immer noch als besonders cool zu sagen:<br />

„Ich bin gegen die Quote, denn für mich zählt<br />

nur die Exzellenz.“ Ich persönlich halte es für<br />

wesentlich cooler, für Exzellenz und Quote zu<br />

plädieren, denn Exzellenz und Quote schließen<br />

sich gegenseitig nicht aus. Wir verfügen<br />

inzwischen über ein ausreichendes Potenzial<br />

an exzellenten Wissenschaftlerinnen, diese<br />

müssen aber auch zum Zuge kommen. Selbsttragende<br />

Prozesse kommen nur dann zustande,<br />

wenn mindestens eine kritische Masse von ca.<br />

30 % erreicht wird; davon sind wir jedoch noch<br />

ein ganzes Stück entfernt. Weshalb also nicht<br />

eine zeitlich begrenzte Quote? Ich gehöre seit<br />

ein paar Jahren einem Beratungsgremium der<br />

Vizepräsidentin der Europäischen Kommission,<br />

der Kommissarin für Justiz, Grundrechte und<br />

Bürgerschaft, Frau Viviane Reding, in Brüssel<br />

an. Vor zwei Jahren durfte in unseren Gesprächen<br />

das Wort „Quote“ nicht ausgesprochen<br />

werden; heute diskutieren wir tagelang darüber.<br />

Im Augenblick betrifft das nur die Bereiche Po-<br />

VORTRÄGE<br />

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